Die Perseiden

Die Tränen des Laurentius

 

Mitte August ist der Sternenhimmel um eine besondere Attraktion reicher: Die Perseiden. Dieser Meteorstrom ist einer der stärksten des Jahres und zieht aufgrund der Jahreszeit immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Dabei sind Meteore, im Volksmund auch Sternschnuppen genannt, durchaus häufig. Doch wenn ein Meteorstrom auftritt, steigt die Häufigkeit deutlich an.

 

1. Ursprung


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Das Weltall ist nicht "sauber", sondern reich an Staub, ganz besonders in einem Planetensystem. Eine der Quellen für den Staub sind Kometen, die aus Staub und Eis bestehen und bei jeder Annäherung an die Sonne einen Teil ihrer Materie verlieren. Dabei gelangen Staubteilchen in das Sonnensystem, die entlang der Bahn des Kometen die Sonne wie winzigste Planeten umkreisen.

Kreuzt die Erde die Bahn eines solchen Kometen, dann dringen die winzigen, oft nur Mikrometer kleinen Staubteilchen mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein, wo sie in ca. 100 km Höhe praktisch schlagartig verdampfen. Hinter dem verdampften Teilchen bildet sich ein Kanal ionisierter Atmosphäre, der durch Rekombination leuchtet. Wir sprechen von einem Meteor oder einer Sternschnuppe.

Mitte August kreuzt die Erde die Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle. Der Staub dieses Kometen erzeugt den Meteorschauer der Perseiden, die so heissen, weil sie scheinbar aus dem Sternbild des Perseus auf uns zu rasen.


Lage der Erdbahn und der Bahn des Kometen 109P Swift-Tuttle. Eingezeichnet sind die Raumrichtungen zu einigen wichtigen Sternbildern.

Natürlich liegt das Sternbild viel, viel weiter von uns entfernt als der Staub in der Kometenbahn. Erst die Perspektive erzeugt den Eindruck der aus dem Perseus strömenden, "fallenden Sterne".


Wie es zum "Radianten" kommt

Der Radiant eines Meteorstroms ist genau genommen ein Wandelgestirn; jener der Perseiden wandert im Sommer durch die Sternbilder Perseus und Kassiopeia.


Die Wanderung des Radianten der Perseiden. © IMO www.imo.net


 

2. Sichtbarkeit


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Mitte August wird es schon deutlich früher dunkel als zur Sommersonnenwende und da Perseus ein zirkumpolares Sternbild ist, kann man die Perseiden gut zwischen etwa 22 und 4 Uhr beobachten.

Die Perseiden können am besten zwischen 10. und 14. August beobachtet werden. Die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 Uhr und 4 Uhr morgens. In einer dunklen Nacht fern von künstlichen Licht können bis zu zwei Meteore pro Minute erwartet werden. 


Himmelsanblick (zeitlos, ohne Wandelgestirne) am 12. August um 22 Uhr MESZ, Blick nach Nordosten.


Himmelsanblick (zeitlos, ohne Wandelgestirne) am 13. August um 01 Uhr MESZ, Blick nach Nordosten.


Himmelsanblick (zeitlos, ohne Wandelgestirne) am 13. August um 04 Uhr MESZ. Blick nach Nordosten.

Charakteristisch für die Perseiden ist, dass sie recht schnell unterwegs sind und auch durchaus sehr hell werden können, etwa wie Wega, der hellste Stern am Sommerhimmel.

2017

Das Maximum dieses Meteorstroms liegt zwischen 12. August 16.00 Uhr MESZ und 13. August 04.30 Uhr MESZ. Da es aber sehr breit ist, sind in den Nächten vom 11. auf 12. und 12. auf 13. August vermehrt Meteore zu beobachten.

Ein mitbestimmender Faktor für die Beobachtung ist aber der Mond. Da der Vollmond am 7. August eintritt (Mondfinsternis!), geht der noch recht volle Mond schon vor Mitternacht auf und erhellt die Nächte der Perseiden erheblich.

In der Nacht vom 11. auf den 12. August geht die Sonne in Wien um 20.15 Uhr MESZ unter, ab ca. 21.30 Uhr ist es dunkel genug um die hellsten Meteore zu sehen, die um diese Zeit aber noch selten sind. Ihre Häufigkeit nimmt zur Morgendämmerung hin kontinuierlich zu. Der noch recht volle Mond geht in dieser Nacht bereits um 22.14 Uhr MESZ auf, so dass keine schwächeren Perseiden mehr zu sehen sind. Ab ca. 4.30 Uhr MESZ am 13. August ist es dann für die Beobachtung wieder zu hell, Sonnenaufgang in Wien ist um 5.45 Uhr MESZ.

Am 12. August geht die Sonne in Wien um 20.13 Uhr MESZ unter; ab ca. 21.30 Uhr MESZ ist es dunkel genug für Sternschnuppen, die wie in der Nacht zuvor noch selten sind. Mondaufgang ist in Wien um 22.42 Uhr MESZ. Dann können wiederum die schwächeren Meteore nicht mehr gesehen werden. Die Morgendämmerung setzt gegen 4.30 Uhr MESZ. Sonnenaufgang für Wien: 5.46 Uhr MESZ.

Fazit: 2017 sind die Bedingungen zur Beobachtung der Perseiden, bedingt durch den noch recht vollen Mond, sehr ungünstig.

Veranstaltungshinweis: Sternschnuppennächte auf der Sofienalpe am 11., 12. und 13. 8. ab 21 Uhr. Anmeldung ist nicht erforderlich, ebenso Geräte wie Feldstecher oder Fernrohre. Decken oder Liegen werden empfohlen. Achtung, wegen Waldbrandgefahr striktes Rauchverbot! Da das Parkplatzangebot beschränkt ist, wird ersucht, Fahrgemeinschaften zu bilden. Parkverbot entlang der Straßen, es wird auch in der Nacht abgeschleppt. Fürs leibliche Wohl wird vom Hotel-Restaurant Sophienalpe gesorgt.

Die theoretische Zahl von rund 100 Erscheinungen pro Stunde muss aufgrund der Lage des Sternenhimmels und der Sichtbedingungen korrigiert werden:


Wie viele Sternschnuppen heuer zu erwarten sind.
Es hängt davon ab, wie hoch der Radiant über dem Horizont steht
(und damit von der Uhrzeit) und wie lichtverschmutzt der Himmel ist.

Es gilt für jede Meteorbeobachtung: Dunkler Himmel und weiter Horizont sind wichtig.


 

3. Beobachtung


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Zur Beobachtung von Meteorschauern braucht man keine optischen Hilfsmittel; am besten geht es mit dem freien Auge. Am bequemsten ist die Beobachtung im Liegen. Wer wissenschaftlich interessante Daten liefern möchte, stellt eine Statistik auf: Anzahl und Helligkeit der Meteore in einer bestimmten Himmelsregion (da man nicht den ganzen Himmel auf einmal überblicken kann) pro Zeiteinheit.

Die Perseiden sind nicht sehr hell; eine sehr gute Statistik hat Thomas Weiland im Jahr 2010 ermittelt:


Helligkeitsverteilung der Perseiden im Jahr 2010

Demnach sind die meisten Meteore der Perseiden so schwach wie die schwächeren mit freiem Auge sichtbaren Sterne. Sehr helle Meteore oder gar Boliden sind die Seltenheit. 

Aber auch "einfach nur Schauen" kann sehr schön sein. Das mit dem Wünschen ist eine andere Sache; wissenschaftlich betrachtet funktioniert da gar nichts. Aber da man den Wunsch ja nicht verraten darf, kann auch niemand überprüfen, ob's geklappt hat oder nicht ... und so lange man es nicht zu ernst nimmt, ist es ein netter Spaß, und Spaß hat bekanntlich noch niemandem geschadet.


 
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