Unser BerichtDie totale Sonnenfinsternisvom 11. August 1999 wird uns noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Siewar Krimi, großes Naturschauspiel, Mega-Event und Sommerparty ineinem. Und daher in Summe wunderschön.Nieund nie in meinem ganzen Leben war ich so erschüttert, von Schauerund Erhabenheit so erschüttert, wie in diesen zwei Minuten, es war nicht anders, als hätte Gott auf einmal ein deutliches Wort gesprochenund ich hätte es verstanden. - A. Stifter |
Einzelberichte:
Helfried
Adametz (Weyregg/Att. -
HE GOT IT
!)
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Mittwoch, 11. August1999, 5.00 Uhr: Regen! 6.00 Uhr: Ein Blick aus dem Fenster. Was war das?Blaugrau. Die Dämmerung an einem leicht nebeligen, aber ansonstenmakellos klaren Tag? Einige Minuten später war es klar: Geschlossene Bedeckung! 7.00 Uhr: Es begann wieder zu regnen ... Ungläubig standen schon viele um ihre Zelte und Autos herum. Was tun? 9.00 Uhr: Es regnet nicht mehr, wir bauen auf. Hektisches Treiben und viele, viele fragende Blicke nach oben. Keiner redet vom Wetter. Aber jeder denkt daran. 10.30 Uhr: Die Sonne scheint! Ein Aufschrei, wie sonst nur beim 2. Kontakt, geht durch die Menge. Szenenapplaus für die Natur. 11.23.52 Uhr: Erster Kontakt. Bilderbuch. Keine Wolkenfaser trübt die Sonne, die dichten, zum teil noch abregnenden Wolken ziehen ab, von Westen her kommt mehr und mehr blauer Himmel. 12.00 Uhr: Mehr Wolken, die die Sonne oft 10 Minuten lang verdecken. Zu lang, zu lang. 12.30 Uhr: Die Bewölkung lockert auf. Fahles Finsternislicht, die berühmte gespenstische Dämmerung. Eine Sichelsonne zwischen Wolken, aber die Lücken werden größer.
12.40 Uhr. Noch wenigeMinuten. Es wird dunkel. Und kalt. Viel, viel kälter als vorhergesagt.Keine 3° Temperaturabfall, sondern mindestens 10. Wir frieren, teilsaus Aufregung, teils vor Kälte, war es doch vor kurzem noch so richtigheiß gewesen. 12.44 Uhr. Noch zwei Minuten. Es wird sehr, sehr finster.Selbst kleine Wolken wirken bedrohlich wie schwere Gewitter. Eine unheimlicheStimmung! Von Westen her nähert sich abgrundtiefes Schwarz: Der Kernschatten!Eine hauchdünne Sichel kämpft sich durch Wolkenfetzen. Der Hroizontverfärbt sich in tiefem Orange. Im Süden wächst eine Kumuluswolkeempor, sie stahl für einen Augenblick der Sonne die Schau: Wie dieSkulptur eines Frauenkopfes, die dem Schatten entgegenblickt [hoffentlichhat das irgendwer fotografiert!]. Dann dunkel. 12.47 Uhr. Die innere Coronakämpft sich durch ein Wolkenloch. Wieder ein Aufschrei. Unglaublichhelle und große Protuberanzen stehen am Sonnenrand, drei, vielleichtauch vier. So groß, daß man sie schon mit freiem Auge sehenkann! 12.48.06: Ein Aufschrei, ein Jubel, wieder Szenenapplaus: Der Diamantringdes dritten Kontakts. So hell, so brilliant, schon mit freiem Auge wieauf einem Foto. Ein krönenender Höhepunkt. Und als hättejemand das Licht aufgedreht, war es wieder hell...
Schnell wieder die Filterauf die Instrumente. Wo war denn gleich die Finsternisbrille, hastig weggeworfen,als es dunkel wurde. War das spannend. Was für ein Aufatmen. Einige- wenige! - enttäuschte Gesichter, denn es war natürlich nichtungetrübt. Aber viele, die erst einmal verdauen mußten, wassie gesehen hatten.
12.50 Uhr: Es geht normalweiter. Wir verfolgen die partiellen Phasen. 14.15 Uhr: Die Wolken werdenwieder dichter; die letzten Phasen werden kaum mehr beobachtet. Nur teils,weil die Wolken zu dicht sind. 14.10 Uhr: Die Sonne zeigt sich. Kein Mondmehr. Es ist vorbei!
Unfaßbar, daßetwas vorbei sein kann, auf das man seit Jahrzehnten gewartet hat ...
Die Totalität - aufgenommen von GerhardRehak
Corona und Protuberanzen hinter einen dünnenWolkenschicht
(Alexander Pikhard)
Man kann nüchternsagen, wir hatten ein 50%ige Chance, die Finsternis zu sehen, und wir bekamen50%: Etwa die Hälfte der partiellen Phasen war zu sehen, etwa dieHälfte der Totalität. Aber emotionell, in unseren Herzen, warenes 100%.
Eine Wiese wurde füruns als Beobachtungsplatz abgemäht, eine weitere als Parkplatz fürdie rund 50 Fahrzeuge. Die freiwillige Feuerwehr stellte uns einen Rüstwagen(als Aussichtsplattform!), ein Mannschaftszelt [es war in den verregnetenStunden ein Segen!] und ein Stromaggregat zur Verfügung. DieGemeinde Neutal spendete Essen und Getränke für alle, eine Feldküchesorgte nach der Finsternis für das leibliche Wohl, unzähligeTische und Bänke waren aufgestellt worden. Und viele, viele freiwilligeHelfer unter dem "Kommando" der Familie Landauer (Alberts Neffe) halfenbeim Auf- und Abbauen.
Als Krönung wurdeuns sogar ein Denkmal gesetzt! Ein runder Vulkanstein, vom nahen Paulibergherangeschafft, wird mit einer Inschrift versehen, die an das WAA-Campin Neutal aus Anlaß der totalen Sonnenfinsternis erinnert.
Gerhard Rehak organisierteuns eine Kinderstation und medizinische Versorgung, und ein mobiles WCsorgte dafür, daß wir den Platz und den angrenzenden Wald soverlassen konnten, wie wir ihn angetroffen hatten.
Zu unserer Gruppe geselltensich unsere Freunde von Antares aus St. Pölten, Gerald Rhemann undsein Team sowie eine Gruppe aus Slowenien. Mit unseren Mitgliedern ausden Niederlanden und Gästen aus den USA waren wir wirklich international!
Großer Dankan alle, auch die, die ich in der Eile jetzt nicht erwählt habe.
Und zuletzt: Amateurastronomen, eine große Familie
Das gemeinsame Erlebender totalen Sonnenfinsternis hat uns Amateurastronomen letztendlich wirklichzu einer großen Familie zusammenwachsen lassen; auch jene, die nichtin Neutal waren, sondern anderswo - mit weniger oder auch viel mehr Wetterglück- haben mit ihren stimmungsvollen Berichten das gemeinsame Erleben nochverstärkt.
Letztendlich war es für
uns alle so, oder?
(Foto: Helmut Skerjanz, Siófok,Ungarn)
War es nach anderenastronomischen Großereignissen doch fast immer so, daß dasallgemeine Interesse an gemeinsamen Aktivitäten abflaute, so war diesmaldas Gegenteil der Fall, und der Wunsch nach mehr gemeinsamen Erleben desSternenhimmels ist größer denn je. Den tragen wir Rechnung;und spätestens im Juni 2001sehen wir uns wieder zu einer totalen Sonnenfinsternis!
Alexander Pikhard
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der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie]
Eigentümerund Herausgeber: Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. Gestaltung,Erstellung und für den Inhalt verantwortlich: Dipl.-Ing. AlexanderPikhard.