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Die einzige Finsternis, die 2001 von Österreich aus beobachtbar ist; die letzte totale Mondfinsternis vor 2003; das ganze am Abendhimmel; und ein Wetterbericht, der gutes erahnen ließ: Da konnte mich selbst eine geschlossene Wolkendecke um 17 Uhr nicht abhalten, dem Trubel zu entrinnen und auf die Sofienalpe zu fahren. In mehr als fünf Stunden Finsternis - mehr als eine davon total - sollte sich doch eine Chance ergeben. Es gab mehr als eine Chance. Von der ersten bis zur letzten Minute perfekte Bedingungen, traumhafte Stimmung und ein atemberaubendes Ereignis. Auf einer Skala von 1 bis 10 eine klare 10. |
Bedingungen Ausrüstung vor der Finsternis Stimmung die Finsternis Finsternis am Winterhimmel nach der Finsternis nebenbei beobachtet Fazit |
Bedingungen | top |
Mit dem mathematischen Beginn der Finsternis um 18.44 Uhr hatte sich die Wolkendecke komplett aufgelöst. Wind schien zu stören, doch mit Beginn der Freisichtigkeit legte sich auch der Wind und die Finsternis konnte über den ganzen Verlauf beobachtet werden, ohne daß auch nur ein Wölkchen den Himmel trübte oder ein stärkerer Windstoß wehte.
Temperatur: Ca. 0° C Während der Totalität war die Milchstraße vom Schwan bis in die Zwillinge zu sehen; ab 23 Uhr konnte der Schattenvorübergang von Io auf dem Jupiter ohne Probleme beobachtet werden. |
Ausrüstung | top |
Ich rückte mit meinem 12" LX-200 aus, das mir als Teleobjektiv und Nachführung für Huckepack- Aufnahmen diente. Zum Einsatz kamen drei Kamerasysteme:
Ohne Natalies Hilfe hätte ich allerdings nicht alles so souverän im Griff gehabt - und wäre obendrein verhungert und verdurstet! Danke! |
vor der Finsternis | top |
Vor der Finsternis war die Stimmung primär geprägt vom Bangen auf bessere Bedingungen; war der Wetterbericht am Vorabend noch auffällig euphorisch, gab man heute zu Mittag nur mehr 50% Chance an. Erinnerungen an die SoFi'99 wurden wach...
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Stimmung | top |
Die Stimmung auf der Sofienalpe war extrem gut. Alle Beobachter zeigten bereitwillig den doch recht zahlreichen Zangästen die Finsternis; vor allem um mein 12" LX-200 gab's zeitweise ein richtiges Gedränge, ich hatte aber auch reichlich Zeit, die Finsternis und den Sternenhimmel zu erklären.
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die Finsternis | top |
Die Finsternis war eine der hellsten totalen Mondfinsternisse, an die ich mich erinnern kann. Dies spiegelte sich auch in den Belichtungszeiten wieder. Selbst während der Totalität war ein Teil des Mondes sehr hell und schien sogar ins Bläuliche zu laufen. Die folgenden Aufnahmen entstanden alle im auf f/6.3 (Brennweite 1890mm) verkürzten Sekundärfokus meines 12" LX-200 auf 1000 ASA Kodak Royal. Sie wurden vom Papierbild (!) mit 300 dpi eingescannt und abgesehen von Rauschunterdrückung und Verkleinerung nicht digital nachbearbeitet (außer wenn explizit erwähnt), die Helligkeiten entsprechen also der Wirklichkeit.
Als ich die Fotos von der Ausarbeitung abholte, konnte ich mir ein breites Lächeln nicht verkneifen; bis auf eine Aufnahme um 20.30 Uhr hatte ich die Belichtungszeiten gut erwischt, dabei hatte ich mich über weite Phasen eher auf mein Gefühl als auf die Tabellen und die Rechenscheibe verlassen. Alle Aufnahmen © Alexander Pikhard. Freisichtigkeit:
Eben mit dem einfachsten Beobachtungsinstrument, dem freien Auge, beobachtet. |
der Sternenhimmel | top |
In der Vorausdarstellung mit Starry Night Pro hatte ich auf unserer Homepage einen tollen Finsternishimmel angeküdigt. Die Realität war noch um vieles besser und die Aufnahmen können den Eindruck auch nicht wirklich zu 100% wiedergeben.
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nach der Finsternis | top |
Interessant war auch die Beobachtung des Besucherstroms; die meisten kamen während der partiellen Phasen vor der Totalität, mit Beginn der Totalität fuhren die ersten Gruppen von Besuchern schon wieder ab. Mit Ende der Totalität leerte sich die Sofienalpe schlagartig und nur die härtesten blieben bis zum Ende der Freisichtigkeit - das kleines Grüppchen von WAA-Beobachtern.
Wir hatten unseren Mond wieder - und waren um ein unvergeßliches Erlebnis reicher! |
nebenbei beobachtet | top |
Während der Totalität war reichlich Zeit, den Sternenhimmel zu bewundern. Er war ja auch zu schön: Immer schwächere Sterne waren herausgekommen, schließlich lag die freisichtige Grenzgröße jenseits von 5.0, und das doch immerhin noch in Stadtnähe. Jupiter, Saturn und der Orion-Nebel waren vielbewunderte Objekte.
Nach der Totalität baute ich das CCD-Equipment wieder ab, und wie es einem so geht, macht mich wenig später Martin Kellner auf den wunderschönen Schattenvorübergang von Io auf Jupiter aufmerksam. Sollte ich jetzt den ganzen Apparat - Computer, Kamera, Stromversorgung, die leidigen Kabel - noch einmal aufbauen? Da erinnerte ich mich an Günther Eders Bericht aus Mariazell; flugs war die Digitalkamera zur Hand und ich fotografierte vollautomatisch durch das Okular. Die Ergebnisse können sich ebenfalls sehen lassen!
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Fazit | top |
Es war das perfekte Ereignis in einer perfekten Nacht mit der größtmöglichen Dosis an Glück, die man als Sterngucker haben kann. Mit dem mathematischen Beginn der Finsternis löste sich die Wolkendecke auf, mit Beginn der Freisichtigkeit legte sich der Wind, die Finsternis war im vollen Verlauf ohne Störung zu beobachten und die Bedingungen waren nicht nur astronomisch Spitze, sondern, richtige Ausrüstung vorausgesetzt, auch nicht unangenehm. Um 1.45 Uhr komme ich ins Bett. Etwas müdigkeit am nächsten Tag im Büro, aber das war's wert. Auf einer Skala von 1 bis 10 war das eine glatte 10. Erlebt man nicht oft im Leben, ich hatte schon einige totale Mondfinsternisse gesehen, aber die vom 9. 1. 2001 war die beste. Bisher. Alexander Pikhard |
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