Beobachter: | Wolfgang Vollmann | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | vollmann@gmx.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 31. 07. 2002 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 22.00 MESZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Payerbach/NÖ | ||||||||||||||||||||||
Instrument: | Fernglas 16x70 auf Stativ | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Nach ziemlich bewölktem Tag und nicht sehr vielversprechendem Wetterbericht klart es auf und ab 22:00 MESZ ist es zwar etwas feucht und diesig, aber wolkenlos. Mit freiem Auge ist ein Stern 5,5mag noch leicht sichtbar, einer mit 6,0mag nur mehr zu erahnen; die Milchstrasse ist zwar nicht brillant, aber doch mit vielen Einzelheiten zu sehen. Ich beschliesse eine "Fernglas-Wanderung" mit 16x70 auf Stativ und Uranometria-Sternatlas. In der nördlichen Krone gibt es wenige Objekte, die mit einem Fernglas zu beobachten sind. Interessant ist der "russende Veränderliche" R CrB, der heute mit 6,0mag im Maximum leuchtet und die wiederkehrende Nova T CrB, die heute im Minimum mit 10,0mag zu sehen ist - also "alles normal". Zu R CrB gibt es einen sehr lesenswerten Artikel der AAVSO: http://www.aavso.org/vstar/vsotm/0100.stm. Interessant ist auch eine hübsche Sternfigur, ein Ring aus 9 helleren Sternen, der ein bisschen wie ein Diamant aussieht. Der hellste Stern ist am Ort 16h12,8m +26°40' (2000.0) und der Sternring ist südlich und östlich davon hübsch im Fernglas zu sehen - hier ist das große Gesichtsfeld notwendig! Im nördlichen Schlangenträger gibt es einen interessanten lockeren offenen Sternhaufen: IC 4665. Im Fernglas bei 16-facher Vergrößerung ist er schon sehr zerstreut über etwa 45' zu sehen und ich zähle etwa 15 Sterne (welche gehören dazu?). Der Sternhaufen sieht im Fernglas bei 7 bis 10-facher Vergrößerung noch kompakter und besser aus. Er ist deshalb so locker, weil er einer der nächsten Offenen Sternhaufen ist: in der WEBDA-Liste (http://obswww.unige.ch/webda/dist_list.html) der Offenen Sternhaufen hat er den 21.Platz mit einer Entfernung von 344 pc (ca. 1000 Lichtjahre). Nicht weit von IC 4665, südlich von Gamma Oph ist noch ein sehr lockerer großer Offener Sternhaufen: Collinder 350 erscheint im 16x70 als zwei hakenförmig angeordnete Sternlinien aus etwa 15 Sternen. Der mittlere Stern im Skorpionkopf, Delta Sco, ist nun schon seit zwei Jahren im Helligkeitsausbruch. Heute Abend ist er ein wenig schwächer als zuletzt, ich schätze seine Helligkeit auf 2,0mag beim Vergleich mit Antares und Beta Sco; immer noch heller als vor dem Ausbruch, wo Delta 2,3mag hell war. Mit freiem Auge ist die Schildwolke, eine helle Milchstrassenwolke im Schild, heute besonders schön. Der hellste Teil zwischen Epsilon und Beta Sct zeigt heute sehr schön die ziemlich abrupte Grenze zu den Dunkelwolken des Great Rift im Westen. Im Fernglas ist natürlich der helle Sternhaufen M 11 gut sichtbar; bis auf die beiden Sterne 8-9mag im Südwesten kann ich ihn jedoch bei 16-facher Vergrößerung noch nicht auflösen. Das Fernglas mit 4 Grad Gesichtsfeld zeigt aber sehr schön die beiden Dunkelsicheln nördlich von M 11, B 111 und B 117a/119a. Die westliche größere (Barnard 111) ist etwa 2 Grad lang, die östliche kleinere (Barnard 117a/119a) etwa 1 Grad lang sichtbar. Noch deutlicher ist der Dunkelnebel Barnard 103 am Westrand der Schildwolke zu sehen: eine etwa ein Grad durchmessende "Amöbe", die einen ziemlich langen Arm nach Nordosten streckt, länger als in der Uranometria eingezeichnet. Die schöne Himmelsgegend der Schildwolke ist auf dem Sternbilderatlas von Credner/Kohle (http://www.allthesky.com/constellations/const.html) wunderschön abgebildet: hier das Foto der Schildwolke: http://www.allthesky.com/constellations/scutum/constell.html. Nach dem deutlich an der steigenden Himmelshelligkeit sichtbaren Mondaufgang (23 Uhr) zeigt mir das Fernglas neben etlichen anderen himmlischen Sehenswürdigkeiten heute noch den Ausbruch der Zwergnova SS Cyg mit 8,7mag gut sichtbar und den hellen Mirastern T Cep, der sich mit 6,5mag schon ziemlich an sein in wenigen Wochen zu erwartendes Maximum "heranpirscht". Auch zu SS Cyg gibt es einen sehr guten Artikel der AAVSO: http://www.aavso.org/vstar/vsotm/0600.stm. So ist es schon nach 1 Uhr früh, bis ich ins (nicht weit entfernte) Bett komme.
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