Beobachtungsnacht

Ebenwaldhöhe, 07. 09. 2002

20020907api20.html

Beobachter: Alexander Pikhard
e-Mail: apikhard@utanet.at
Datum: 07. 09. 2002
Zeit: 20.00 bis 02.10 MESZ
Ort: Ebenwaldhöhe
Instrument: 12" Meade LX-200, StarlightXpress MX916
Bedingungen:

Durchsicht: 1 Freis. vis. Grenzgröße: 6.5
Aufhellung: 1 Seeing: 3
Wind: maessig aus SE  
Temperatur: 12 °C Luftfeuchtigkeit: trocken
Sonstige Bemerkungen: Wolkenlos; abgesehen vom Wind perfekte Bedingungen.

Bericht:

Es klingt komisch, doch es ist das erste Mal seit der heurigen Namibia-Expedition, daß ich auf die Ebenwaldhöhe komme; es war immer etwas dazwischen gekommen: Schlechtwetter, Mond oder eine Veranstaltung. Doch heute klappt es.

Mit einem perfekten Sonnenuntergang beginnt der Abend, die Ausrüstung ist schon vorbereitet.

 

Lediglich der recht starke Wind aus Südost trübt etwas die Freunde und macht CCD-Aufnahmen mit langer Brennweite unmöglich. Was zu recht reizvollen Ergebnissen führen soll.

Der schöne Abend hat Hobbyastronomen in Scharen auf die Ebenwaldhöhe gelockt; aus WAA-Kreisen sehe ich noch Rainer Halanek, Hans-Peter und Pia Müllner, Martin Kellner und Tahir Saban mit ihren Instrumenten, gut ein Dutzend weiterer Instrumente sind auch noch da. Überall surrt und piepst es, das elektronische Zeitalter hat die Astronomie voll erobert.

In der Dämmerung sind zunächst Albireo und dann M13 und M57 die Objekte, die in allen Instrumenten bestaunt werden. Und bei M57 merke ich schon (14mm Pentax-Okular), was die Nacht hergeben wird: Der Zentralstern ist eigentlich ohne Probleme indirekt zu erkennen, das Innere des Ringes aufgehellt und leicht inhomogen, der Innenrand des Rings diffus, die Außenkante auftgehellt und scharf, bis auf die beiden ausgefransten Enden des deutlich elliptischen Nebels. Auch der Hantelnebel M27 ist sehr schön, reich an Details, auch in der Nebelscheibe, die sanduhrförmige Struktur zeigt viele helle und dunkle Schattierungen, auch der Zentralstern ist zu erkennen.

Die Milchstraße reicht bis zum Südhorizont und ist ungemein deutlich. Daher wage ich mich in den Schützen. Im 40mm Pentax-Okular mit dem unvermeidlichen UHC-Filter (Lichtverschmutzung sei Dank) zeigen sich die Nebel heute so, wie ich sie noch nie in unseren Breiten gesehen habe.

Der Lagunennebel (M8) füllt fast das ganze Gesichtsfeld, man erkennt nicht nur den hellen ovalen Kern und - vom dunklen Kanal getrennt - den hellen Bogen, das ganze ist vielmehr eingebettet in eine große diffuse Hülle, die fast das ganze Gesichtsfeld ausmacht. Auch der Trifidnebel (M20) ist wunderbar reich strukturiert, und beim Adlernebel (M16) ist die Nebelstruktur ohne Probleme zu erkennen. Kein Scherz, das kommt an Namibia heran, bedenkt man die geringe Höhe über dem Horizont.

Angeregt durch die gute Durchsicht und vom Wind genötigt, schnalle ich meine CCD-Kamera huckepack mit einem 135mm Teleobjektiv ans Rohr und mache mit mehreren Minuten Belichtungszeit - bild die Feldrotation wegen meiner azimutalen Montierung durchschlägt - ein paar Aufnahmen. Sie sind sehenswert ... Nach der Aufnahme von M8 und M20, die ich noch im 2x2-Binning-Mode aufnehme, erinnere ich mich an Namibia und schalte auf den HR-Modus um, 752x580 Pixel.

M8 und M20
Die Gegend um M8 und M20

M24
Die Sternwolke M24. Aufgenommen in Namibia? Nein, auf der Ebenwaldhöhe.
Man beachte die Dunkelwolken und vergleiche mit diesem Bild aus Namibia.
Belichtungszeit 2 Minuten, 13mm Teleobjektiv f/8.

M16 und M17
Die Gegend um M16 und M17, 2 Minuten, 135mm f/8.

M11
Selbst um den schönen Sternhaufen M11 gibt es auffällige Dunkelwolken.
Leider bemerkt man hier schon die Bildfelddrehung. 2 Minuten, 135mm, f/8.

Dann geht es in den Schwan. Die klassischen Nebel (Nordamerikanebel, Cirrus-Nebel, Crescent-Nebel) sind heute sehr deutlich. NGC6960 ist ein helles Filament, das nach Norden spitz, nach Süden in zwei bis drei ineinander verwundenen Strukturen ausläuft und selbst im 40mm Okular zwei Gesichtsfelder lang ist. NGC6992 ist noch reicher strukturiert, nach Norden in zwei, nach Süden in einem verwundenen Netzwerk von unzähligen Filamenten auslaufend. NGC6888 ist ein deutlicher, schwacher Bogen.

Leider kann ich diese Nebel nicht aufnehmen, die Bilddrehung im Zenit ist zu stark.

Jetzt ein paar planetarische Nebel mit 14mm Pentax und UHC-Filter. NGC6781 ist enorm hell, ein reich strukturierter Ring mit Details in der Scheibe. NGC6803 ist auch ein schöner, aber gleichmäßiger und kleinerer Ring. NGC6905 ist rund, hell und in der Scheibe leicht strukturiert. NGC7009 ist enorm hell, der innere Teil überstrahlt fast die diffuse Scheibe drumherum. Lediglich NGC7293, 40mm Pentax-Okular, ist schwierig, aber deutlich.

Genug UHC-Objekte.

Die beiden Kugelsternhaufen M15 und M2 sind traumhaft. M15 ist stark konzentriert und sehr sternreich. Indirekt glaube ich auch, den kleinen planetarischen Nebel im Haufen zu erkennen. M2 ist größer, seine Sterne sind schwächer, er ist in der Mitte nicht so perfekt aufzulösen wie M15.

Der Rest des Abends gehört den Galaxien. M31 ist im 40mm Pentax enorm hell, deutlich erkennt man zwei Spiralarme und den fast sternartigen Kern. Auch die beiden Begleiter sind deutlich. M33 ist schwieriger, die Spiralarme gehen in einer diffusen Hülle fast unter. Deutlich erkennt man einige der H-II-Gebiete.

Im Lauf des Abends mache ich einige Aufnahmen des Andromedanebels mit dem 135mm-Tele mit 2, 4 und 5 Minuten Belichtungszeit. Ich kombiniere sie zu einem 11-Minuten-Bild:

M31
M31 im 135mm Tele, Summe aus drei Aufnahmen zu 2, 4 und 5 Minuten Belichtungszeit.
Wegen der enormen Helligkeitsunterschiede doppelt logarithmischer Maßstab!

NGC7331 ist sehr hell, länglich und deutlich, bei indirektem Sehen erkenne ich auch NGC7335. Auch Stephans Quintett ist kein echtes Problem, drei Galaxien sind auf Anhieb, eine vierte etwas später zu erkennen. Dann "outet" sich die hellste als zwei Objekte, macht fünf. NGC891 ist überraschend schwach, aber deutlich und sehr dünn. Den Abschluß bilden M81 und M82, hier erübrigen sich Worte, und zwei malerische Blicke zu h+Chi im Perseus und zu den Pleiaden.

Eine tolle Nacht, die beste heuer, und eine tolle Stimmung. Wenngleich auf der Ebenwaldöhe schön langsam zu viel los ist und vor allem Newcomer sich leider nicht an die Spielregeln was Licht anbelangt halten. Bitte, liebe Beobachter: Zu- und Abfahrt mit Standlicht, Innenbeleuchung im Auto abdrehen, Auf- und Abbau bitte mit Rotlicht und wenn geht in der Dämmerung aufbauen. Danke!