Videostream (erfordert RealPlayer)
Eigentlich konnte man nach den Vorhersagen des südafrikanischen Wetterdienstes nicht auf eine Beobachtung dieser Finsternis hoffen, da für den Mittwoch für den Bereich Messina starke Bewölkung vorausgesagt (5/8 bis 6/8 Bewölkung bereits am Morgen und diese auch noch dazu von Nordosten aufziehend) war. Als wir uns am 3. 12. dem Finsternisgebiet näherten, zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite: wolkenloser Himmel bei 34 °C! Und dies änderte sich bis Mitternacht nicht.
Um Mitternacht ging es in die Zelte, da ja bereits um 4 Uhr der Aufbruch angesagt war. Um ca. 02:30 wurde ich in der heißen Nacht munter, als ein Windstoß am Zelt rüttelte. Als ich um 03:30 aus dem Zelt kroch, war es sternenklar, aber bereits während des Abbau des Zeltes zog leichte Bewölkung auf. Pünktlich setzten wir uns in Richtung unseres Beobachtungsplatzes direkt an der Zentrallinie, der von der Astronomiegesellschaft des südlichen Afrikas eingerichtet worden war, in Bewegung. Während dieser 35 km langen Fahrt verzogen sich die Wolken immer mehr, sodass wir einen schönen Blick auf die Venus hatten.
Pünktlich erreichten wir unseren Beobachtungsplatz. Der kurze Aufbau begann, aber ganz tief im Nordosten zeichnete sich ein kleines, dunkles Wolkenband ab, welches dazu führte, dass der Sonnenaufgang um 5 Uhr nicht sichtbar war. Als sich aber einige Minuten später die Sonne sich aus diesen Wolkenband erhob und das Wolkenband eher Richtung Süden driftete, schien die Sache eine gute Wendung zu nehmen. Ich nutzte die Zeit um die Videokamera zu justieren, den diesmal wollte ich hauptsächlich beobachten und die Technik für mich arbeiten lassen.
Um 3/4 6 Uhr erhielt unsere Hoffnung einen schweren Dämpfer, als große Wolken direkt auf unseren Standort zudrifteten und die Sonne verdeckten. Bis 06:30 zogen immer mehr Wolken auf, sodass der Bewölkungsgrad 7/8 erreichte und vor allem in der wichtigen Nordost Richtung eine geschlossene Wolkendecke vorlag. Eine kurze Diskussion über einen Standortwechsel wurde angesichts der ungewissen Aussichten (als Alternative kam nur Messina in Frage, welches 80 km und damit bei normalen Straßeverhältnissen eine Stunde Fahrzeit bedeutete in Frage, was jetzt bei sicherlich vorhandenen Finsternisverkehr nicht abzuschätzen war) schnell ad acta gelegt. Fritz neben mir warf entnervt das Handtuch und baute bereits kurzentschlossen ab.
Da ich zu diesem Zeitpunkt außer Warten nichts mehr tun konnte, ging ich kurzentschlossen um ein kleines Frühstück, auch wenn mir nicht gerade nach Essen war. Ich würgte ein paar Bissen hinunter und im Gespräch machten wir uns gegenseitig Mut. Zu diesem Zeitpunkt lag allerdings eine geschlossene Wolkendecke vor. Als es um 07:00 (12 Minuten vor dem 1. Kontakt) draußen etwas heller wurde, gab es für mich kein hakten mehr und ich begab mich wieder zu meinem Beobachtungsplatz. Und tatsächlich zeichneten sich in der Wolkendecke einzelne Löcher ab. Zum Zeitpunkt des ersten Kontaktes war nichts zu sehen, aber bereits 2 min später war die Sonne kurz zu sehen und der Mond hatte bereits eine kleine Delle verursacht. Bis zum Beginn der Totalität gab es insgesamt 16 größere Wolkenlöcher, sodass der Verlauf trotz der Bewölkung gut zu verfolgen war. Allerdings hat sich meine Huckpackmethode auf meinem kleinen Fernrohr mit Motor bestens bewährt, da ich mir dadurch das lästige und schnelle Suchen ersparte. Wegen der vielen Wolken wechselte ich auf manuelle Belichtungssteuerung, was sich beim Verstellen zwar mit einem lästigen Zittern ausmachen lässt, aber dadurch konnte ich die unterschiedlich dicke Wolkendecke am besten ausgleichen. Andere Beobachter hatten auf normalen Stativen wesentlich mehr damit zu kämpfen.
Als sich der Zeitpunkt des 2. Kontaktes immer mehr näherte, näherte sich auch ein größeres Wolkenloch. Würde es reichen?
Tatsächlich schob sich dieses Wolkenloch ungefähr eine Minute vor dem 2. Kontakt vor die Sonne und es war groß genug, dass wir einen wunderschönen 2. Kontakt mit Diamantring und Protuberanzen sehen und erleben konnten. Der Jubel vor Ort war unbeschreiblich, das große Zittern und Ausharren hatte sich mehr als bezahlt gemacht. Nach 38 Sekunden schob sich eine kleinere Wolke vor die Sonne, sodass der 3. Kontakt nicht gesehen werden konnte. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch, da gleichzeitig in einem anderen Wolkenloch die Venus fast im Zenit gleißend hell sichtbar wurde. Auch konnte dadurch die umgebende Natur und das Lichtspiel am Horizont beobachtet werden. Dies tat ich ausführlich. Subjektiv dauerte dadurch die Verfinsterung wesentlich länger als die 84 berechneten Sekunden, aber dadurch, dass der Camcorder die Arbeit erledigte konnte ich in aller Ruhe visuell beobachten, was ich nur empfehlen kann. Wenige Sekunden nach dem 3. Kontakt gab die Wolke wieder den Blick auf die Sonne frei. Danach wurden die Wolkenlöcher immer weniger, sodass der 4. Kontakt ebenfalls nicht beobachtet werden konnte.
Da wir an diesem Tag noch viele Kilometer vor uns hatten, packten wir rasch zusammen und machten uns auf den Weg nach Graskop. Bei der Abfahrt vom Beobachtungsplatz fielen die ersten Regentropfen. Damit schien sich auch für das ausgedörrte Land wirklich der Beginn der Regenzeit endlich abzuzeichnen. Und tatsächlich sollten wir bis zu unseren Abflug keine sternenklare Nacht mehr in Südafrika erleben. Das Land bekam dann den lang ersehnten und lebensnotwendigen Regen.
Nach dieser mehr als spannenden totalen Sonnenfinsternis beschäftigten wir uns natürlich mit der Vorschau auf die kommenden. Nachdem für uns alle die Antarktis 2003 ausfallen muss, kreisten unsere Gedanken natürlich um 2006. Türkei oder Libyen entwickelte sich zu einem viel diskutierten Thema.
Die WAA wird hier sicherlich aktiv werden.
Robert Edelmaier
Technische Daten des Videos:
Digital 8 Kamera mit 25 fachen optischen Zoom,
Steady Shot ausgeschaltet, manuelle Belichtung, Focus manuell auf unendlich gestellt
Modus: LP
Real Player Format – Ausschnitt 2. Kontakt und Korona
Beobachtungsort: Nähe Tshipise (35 km) an der Zentrallinie (Großraum Messina, SA)
Daten für den Beobachtungsplatz:
1. Kontakt: 5:12:17 UT
2. Kontakt: 6:18:53 UT
3. Kontakt: 6:19:53 UT
4. Kontakt: 7:36:18 UT
Dauer: 84 Sekunden