Beobachter: | Wolfgang Vollmann | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | vollmann@gmx.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 16. 04. 2003 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 20.00 MESZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Payerbach/NÖ | ||||||||||||||||||||||
Instrument: | Newton 45/204cm | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Heute Abend sind in der Dämmerung noch Wölkchen im Westen sichtbar. Daher kann ich Merkur erst um 20h50 MESZ tief im Westen sehen. Nach dem Auffinden im Fernglas 8x30 sehe ich ihn auch schwach mit freiem Auge. Vollmond und Dunst hellen heute Abend den Himmel stark auf. Jupiter ist aber hoch am Himmel und heute spielt auch das Seeing mit: eine Vergrößerung von 408x ist ohne weiteres möglich und bietet noch scharfe Bilder, die in ruhigen Momenten viele Details sichtbar werden läßt. Besonders die Gegend um den Großen Roten Fleck ist wunderschön: die Südseite des SEB ist deutlich dunkler, nördlich des GRF bemerke ich im SEB einen hellen Fleck, der GRF selbst wird von einem nahezu zweigeteilten SEB gefolgt, das viele Wirbel zeigt. Südlich des SEB sehe ich heute noch zwei Bänder und im NEB eine dunkle Struktur, die um 21h39m MESZ im Zentralmeridian ist (Länge System II = 100 Grad). Vom GRF selbst beobachte ich den Zentralmeridiandurchgang um 21h16,2m MESZ, damit ergibt sich seine Länge zu 86,0 Grad (System II) plus/minus 0,6 Grad. Er zeigt weiter seine Farbe in beige/helles Ocker und ist nicht rot. Besonders interessant die helle Äquatorzone Jupiters: ich bemerke das schmale äquatoreale Band fast durchgehend und finde zwischen 20h30 und 21h30 auch den Jupitermond Europa im Durchgang: der Mond erscheint vor den hellen Wolken der Äquatorzone als kleines hellgraues Scheibchen. So viel Detail auf Jupiter wie heute habe ich noch nie gesehen, auch nicht bei perfektem Seeing mit dem sehr guten 15cm Refraktor der Urania Sternwarte bzw. meinem 13cm Apochromaten. Der große Newton liefert ein faszinierendes Jupiterbild wenn das Seeing halbwegs mitspielt. Das Zeichnen von Jupiter macht Spaß und die Bilder werden auch ganz gut. Die Jupitermonde sind bei 408-facher Vergrößerung klar voneinander zu unterscheiden und sehr deutliche Scheibchen: am weitesten vorangehend Kallisto: mittelgroß und grau, dann vorangehend Io: kleiner und ziemlich gelb mit einer Spur orange, folgend Ganymed mit dem größten Scheibchen und etwas gelblich. Auf Ganymed kann ich aber keine dunklen Strukturen erkennen. Später als Europa aus dem Durchgang kommt erscheint sie im Vergleich weiß und etwas kleiner als Io. Heute hat Jupiter übrigens fünf Monde: ein Stern hat sich vorangehend in derselben Richtung dazugeschwindelt, ist aber deutlich unterscheidbar nur ein Lichtpünktchen. Es gibt auch zwei Jupitermonderscheinungen, die ich heute beobachten kann: den Antritt des Schattens von Europa an Jupiter (2 SA) und das Durchgangsende von Europa (2 DE). Europa war schon einige Minuten vor dem Durchgangsende deutlich als weißes Scheibchen vor dem randverdunkelten Jupiterrand zu sehen. Details zu den Jupitermonderscheinungen habe ich auf folgender Seite festgehalten: Jupitermonderscheinungen 2003. Neben Jupiter beobachte ich auch noch Saturn, der schon tief steht aber immerhin die Monde Titan, Rhea, Dione, Tethys und Enceladus erkennen läßt. Die freisichtige Grenzgröße ist heute schauerlich: gerade 3,0mag helle Sterne kann ich mit freiem Auge sehen, in der Nähe des Vollmondes brauche ich sogar für Spika das Fernglas! Trotz dem sicherlich vorhandenen Dunst wird das Seeing im Lauf des Abends schlechter und erst nach 23h00m MESZ geht es wieder. Bei gutem Seeing gibt es heute auch einige interessante Doppelsterne zu sehen: ich verwende 680-fache Vergrößerung. Zeta Cancri zeigt nicht nur den weiten Begleiter in 6 Bogensekunden Abstand sondern auch den nahen Begleiter in derzeit 0,9 Bogensekunden Abstand deutlich. Bemerkenswert ist dass die beiden Begleiter derzeit dieselbe Richtung haben: der Positionswinkel beträgt 67 bzw. 71 Grad. Iota Leo ist zwar ein weiteres Paar mit einem Abstand von derzeit 1,8 Bogensekunden aber der Helligkeitsunterschied beträgt 2,7 Größenklassen, eine Trennung ist daher schwer. Heute gelingt sie aber ohne Schwierigkeiten. Besonders freue ich mich über eine gelungene Beobachtung des Doppelsterns Gamma Virginis. Dieses Paar nähert sich seit einigen Jahren deutlich an und hat in diesem Frühjahr nur mehr 0,8 Bogensekunden Abstand. In guten Momenten sind die beiden Beugungsscheibchen bei 680x deutlich sichtbar und durch ihren doppelten Durchmesser getrennt. Den Positionswinkel schätze ich auf 240 Grad. Vor zwei Jahren waren die beiden Sterne noch deutlich weiter getrennt (1,25 Bogensekunden) und ich benötigte nur den 13cm Refraktor zu Trennung. Den Positionswinkel schätzte ich auf 260 Grad, also ist in den zwei Jahren deutlich die Umlaufbewegung sichtbar geworden! Gamma Vir wird übrigens bis zum Frühjahr 2005 noch enger und dann nur mehr 0,35 Bogensekunden Abstand aufweisen. Das wäre zwar mit dem 45cm Newton zu schaffen, aber ob da das Seeing mitspielen wird? Den Abend beschließe ich mit einem Mondspaziergang. Trotz Vollmond der mit freiem Auge auch vollkommen rund aussieht, sehe ich im Fernrohr bei 227x deutlich die Lichtgrenze: die Dörfel-Berge in der Gegend des Mondsüdpols sind besonders hübsch, da ich sie von der Seite und im Relief mit Schatten sehen kann. Auffallend sind auch die beiden Bergspitzen die in der Gegend des Mare Orientale über den Mondrand gucken: vermutlich ist es der Krater Kopff bzw. die Rook-Berge. |