Beobachter: | Wolfgang Vollmann | ||||
e-Mail: | vollmann@gmx.at | ||||
Datum: | 27. 05. 2003 | ||||
Zeit: | 21.00 bis 22.30 MESZ | ||||
Ort: | Wien-Floridsdorf | ||||
Instrument: | Refraktor 130/1040mm | ||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Heuer kann ich von Mondfinsternissen nicht genug bekommen: ich hab schon 20 gesehen! Bis auf eine waren allerdings alle Jupitermondfinsternisse, und die sind viel häufiger: Jupiter hat nicht nur mehr Monde als wir sondern auch einen ziemlich breiten Schatten ;-) Und heuer gibt es ja nicht nur die normalen Jupitermondfinsternisse durch den Jupiterschatten sondern auch die gegenseitigen Verfinsterungen, bei denen ein Mond in den Schatten eines anderen Mondes gerät (siehe Jupitermondbeobachtungen 2003). Jedenfalls lauerte ich ab 21h00m MESZ auf das Wiederauftauchen von Europa aus dem Jupiterschatten (2 VE). Um 21h09m54s MESZ bemerke ich den ersten schwachen Lichtpunkt: das Verfinsterungsende! Es läßt sich leicht auf wenige Sekunden genau beobachten. Da Europa auf ihrem Weg um Jupiter nur etwa 14 Kilometer pro Sekunde zurücklegt, läßt sich durch diese einfache Zeitnehmung der Ort des Mondes auf seiner Bahn ziemlich genau festhalten. Natürlich hängt die genaue beobachtete Zeit des Wiedererscheinens auch ein wenig vom Lichtsammelvermögen des Fernrohrs und von der Klarheit der Luft ab. Bei meiner Beobachtung dämmerte es noch stark, aber bei 173-facher Vergrößerung war der Himmel schon ziemlich dunkel. Auch Jupiter war bei ziemlich ruhiger Luft sehr gut zu sehen und zeigte seine recht stark strukturierten Äquatorbänder und den Grossen Roten Fleck. Er war schon nach dem Zentralmeridian und erschien mir deutlich etwas dunkler zu sein als noch vor einem Monat. Ich machte zwei Zeichnungen um sein Erscheinungsbild festzuhalten. Aktuelle Jupiterfotos zum Vergleich mit eigenen Zeichnungen/Beobachtungen kann man übrigens hier finden: http://atmos.nmsu.edu/ijw/current_images.htm. Im Sucher war Jupiters Bewegung von der Praesepe nach Osten in den letzten Wochen gut sichtbar. Der Doppelstern Gamma Virginis hat für Beobachtungen an kleineren Fernrohren für die nächsten Jahre ausgedient: er hat nur noch 0,8 Bogensekunden Abstand und nähert sich rasch dem Periastron. Erst 2008 können wir ihn wieder mit mehr als einer Bogensekunde Abstand bewundern. Daher schaue ich mir Gamma Leonis an: der wird zwar im Periastron auch 0,4 Bogensekunden eng werden, aber das ist erst für das Jahr 2362 geplant. Jetzt ist er schon bei 50-facher Vergrößerung trennbar und bietet bei 173x ein schönes Bild: die zwei Sterne sind ziemlich ungleich hell (über eine Größenklasse Unterschied) aber beide ziemlich gelb sichtbar. Heute erschienen sie mir fast orange zu sein, da dürfte aber der recht starke Dunst mitgespielt haben. Heute erscheint mir wieder Robert Burnhams Vergleich eines Doppelsterns mit den Scheinwerfern eines himmlischen Autos recht passend zu sein (in seinem großartigen "Celestial Handbook" findet man noch viel viel mehr). Etwas vorangehend bemerke ich heute einen weiteren Doppelstern: es sind Gamma Leo C und D, die in 320" Abstand im Westen stehen. Die beiden Sterne sind schon bei 35x gut sichtbar. Etwas folgend und nördlich von Gamma Leo gibt es ein schönes Dreieck von Wilhelm Struve entdeckter Doppelsterne: die sind meist auch im kleineren Fernrohr gut zu sehen. Es sind Σ1442, Σ1448 und Σ1448 Leo -- alle sind in der Uranometria verzeichnet. Am besten gefällt mir Σ1442, der bereits bei 35x als hübsches kleines Paar weißer Sterne sichtbar ist. Die anderen beiden benötige ich wieder 173x um sie deutlich zu sehen. Schwierig ist Σ1448, der durch den großen Helligkeitsunterschied nur bei dieser relativ hohen Vergrößerung zu sehen war. Diese und weitere Paare sind natürlich in Burnhams "Himmlischem Handbuch" verzeichnet. Mit etwas Mühe kann man sie auch aus dem im Web verfügbaren Washington Double Star Catalog heraussuchen: http://ad.usno.navy.mil/proj/WDS/wds.html bzw. eine Auswahl daraus beim Katalog des Saguaro Astronomy Club: http://www.saguaroastro.org/content/downloads.htm. |