Beobachter: | Thomas Weiland |
e-Mail: | weiland@a1.net |
Datum: | 06. 07. 2003 |
Zeit: | 00.00 |
Ort: | Wien 20, Ospelgasse |
Instrument: | Maksutov-Newton 127/762 mm, 12-mm-Okular (63,5x) |
Bedingungen: |
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Bericht: | Eigentlich hatte ich gar nicht vor, die Bedeckung von Gamma Vir, +2,9mag am 6.7.2003 zu beobachten, denn der Eintritt sollte noch knapp vor Sonnenuntergang erfolgen. Deswegen gab's auch keinen Eintrag in der WAA-Jahresübersicht. Nachdem die dunklen Wolken sich aber verzogen und blauem Himmel Platz gemacht hatten, war ich doch neugierig geworden. Und siehe da - bereits 55 Minuten vor Sonnenuntergang konnte ich den Stern schwach, aber eindeutig sehen! Im Laufe der Zeit wurde er zunehmend heller und entpuppte sich schließlich als ausgesprochen einfaches Objekt (man lernt nicht aus ...). Ich konnte es kaum mehr erwarten, dass sich der Stern der Südpolregion des Mondes näherte. Gamma Vir ist derzeit ja auf grund des bevorstehenden Periastrons visuell praktisch nicht mehr zu trennen. Bei einer derart randnahen Bedeckung (die Grenzlinie verlief wenig westlich von Österreich) sollten sich beide Komponenten (+3,5/+3,5mag) jedoch in Form einer Zeitdifferenz deutlich bemerkbar machen. Kurz nach 18 Uhr 50 UT begann der Stern unregelmäßig zu flackern (Mondberge ...), wenige Sekunden später nahm die Helligkeit innerhalb etwa 1 Sekunde graduell ab (die 1. Komponente). 0,3-0,5 Sekunden später verschwand dann auch der 2. Stern (18h 50m 17,9s UTC; pers. Gl. 0,3s, bereits abgezogen). Damit nicht genug, versuchte ich anschließend, auch das Wiedererscheinen am hellen Mondrand zu erfassen - und ich hatte Glück (19h 29m 03,4s; pers. Gl. 0,4s), ebenso wie beim Verschwinden des +6,1mag hellen BD -0°2603 um 19h 37m 43,7s UTC (pers. Gl. 0,3s). Für alle, die Gamma Vir verpasst haben: am 14.1.2004 gibt's nochmals eine derartige Gelegenheit und dann bei Nacht! Damit nicht genug, stand am 7.7.2003 eine weitere randnahe Bedeckung eines Doppelsterns auf dem Programm: 81 Vir, +7,1mag (Komponenten +7,8/8,0mag; 2,4"; PW 40°; Daten OCCULT), nahe der Nordpolregion des Mondes. Auch diesmal spielte das Wetter mit. Um 21h 25m 38,5s UTC (pers. Gl. 0,4s) "zuckte" der Stern, so dass ich fast erschrak ("die 1. Komponente" ging es mir durch den Kopf), 26,1s (pers. Gl. 0,4s) später verschwand die 2., um einige Zehntel Größenklassen schwächer als das gemeinsame Paar. Und wie es so ist, aller guten Dinge sind drei. Gleichsam als Entschädigung für die entgangene Bedeckung des Fünffachsystems Rho im Schlangenträger konnte ich einen Tag später (11.7.2003) die Bedeckung des Doppelsterns 151 G. Oph, +6,0mag beobachten (Komponenten +6,2/8,6mag; 0,3"; PW 191°; Daten OCCULT). Pünktlich um 21h 38m 23,2s UTC (pers. Gl. 0,4s) verschwand der Stern, doch zu meiner Verwunderung "verabschiedete" er sich langsam innerhalb von ca. 1 Sekunde. Man sieht: auch die Welt der Bedeckungen ist voller Überraschungen! |