Totale Mondfinsternis

Kahlenberg und Cobenzl, 08. 11. 2003

20031108api23.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:08. 11. 2003
Zeit:23.00 bis 04.30 MEZ
Ort:Kahlenberg und Cobenzl
Instrument:12" Meade LX-200, Olympus Camedia C-3000
Bedingungen:

Durchsicht:ausreichend (3)
Seeing:gut (2)
Temperatur:6 °C
Luftfeuchtigkeit:fast 100 Prozent
Wind:leicht aus S
Bemerkungen:Sehr nebelig, vor allem während und nach der Totalität

Bericht

Schon während der Jahrestagung am Nachmittag des 8. November sind viele im Geist bei der Mondfinsternis. Wird das Wetter halten? Mittags ist es nebelig trüb, auch noch gegen 15 Uhr, doch dann, am Abend, klart es auf und der Vollmond strahlt vom Himmel. Wie lange, denken wohl viele. Der Wetterbericht verheisst nichts gutes. Zuerst Boden- und dann Hochnebel.

Die rund 60 WAA-ler auf der Jahrestagung teilen sich auf, ein vernünftiger Entschluss. Eine Gruppe um Günther Eder fährt nach Mariazell. Unsere Jugendgruppe nach Ameisthal. Ich könnte mit beiden mitfahren, doch ich beschliesse, mich unserer "offiziellen" Gruppe am Kahlenberg anzuschliessen. Viele haben auch vor, von Zuhause aus zu beobachten.

Gegen 23 Uhr komme ich auf den Kahlenberg, einige sind schon da, und auch erste Nebelschwaden. Ganz ehrlich: Ich habe mir heute keine grossen Ziele gesetzt. Ich möchte die Finsternis sehen, so lange es geht, vielleicht ein paar Schnappschüsse mit der Digitalkamera durchs Fernrohr machen, mehr nicht. Ich habe schon viele totale Mondfinsternisse gesehen und an die vom 9. Jänner 2001 kommt sowieso keine heran - so hell, so brilliant, so stimmungsvoll über der Winterlandschaft ... Kann man alles nachlesen bei unseren Berichten.


Der Vollmond vor der Finsternis

Der Vollmond strahlt vom Himmel, so hell, dass man ihn ohne Filter gar nicht anschauen kann. Immer mehr Instrumente werden aufgebaut, es sind bald um die 15, und zeitweise habe ich den Eindruck, es stehen hier mehr Fernrohre herum als Beobachter. Stimmt aber nicht, denn immerhin sammelt sich auch hier ein Grüppchen von ungefähr 50 Leuten an. Nicht schlecht für einen so entlegenen Platz zur Geisterstunde.


Nebeltest mit Laser


Mitternächtliches Teleskoptreffen

Man sieht weit über Wien, ein gutes Zeichen, auch wenn dann und wann rasch ziehende Nebelschwaden den Platz in eine gruselige Stimmung tauchen. He, Halloween war doch schon!

Schon um 23.53 Uhr ist der Halbschatten ohne Probleme mit freiem Auge zu erkennen. Die Halbschattenphase und die beginnende partiellen Phase sind gut zu beobachten. Ich stehe in regem Telefonkontakt mit Ameisthal und Mariazell, so tauschen wir live unsere Eindrücke aus.

Es wird eine dunkle Mondfinsternis, das kann ich trotz des zeitweiligen Nebels sagen. Bestenfalls eine 2 auf der Danjon-Skala, würde ich sagen.


00.13 Uhr - Halbschattenphase

00.36 Uhr - partielle Phase hat begonnen

00.51 Uhr

01.02 Uhr

01.16 Uhr

01.34 Uhr - man merkt schon den Nebel

01.40 Uhr

01.50 Uhr

Die Fotos sind wirklich nur schnelle Schnappschüsse durch das 50mm Plössl-Okular mit der Digitalkamera. Ich hatte nicht vor, eine "exakte" Aufnahmeserie zu machen - und bei diesen Bedingungen wäre das auch gar nicht so leicht gewesen.


02.01 Uhr - unmittelbar vor Beginn der Totalität. Vier Sekunden Belichtungszeit
mit ans Okular gehaltener (!) Kamera ohne festen Adapter. Konzentration ist alles ...

Viele Beobachter bemerken den bläulichen Rand des Kernschattens. So etwas gehört normaler Weise zu einer sehr hellen Finsternis. Sollte der Nebel doch so stark dämpfen? Ich glaube es nicht, denn auch in klaren Augenblicken erscheint der Mond im Fernrohr eher fahl und nicht allzu hell.


Der Kampf gegen den Nebel wird aussichtsloser

Zu Beginn der Totalität wird es mit dem Nebel ernst hier auf der Kahlenbergterrasse. Die meisten sind aber zufrieden und hatten ohnedies nicht vor, länger zu beobachten. Alles trieft vor Nässe, wir stehen hier mitten in einer Wolke. Das hatte ich zuletzt vor einigen Jahren auf der Pretul erlebt, doch die ist 1600m hoch. Aber auf dem nur 500m hohen Kahlenberg? Seltsam. Daher beginne auch ich mit dem Abbau, doch ein Anruf von Otto, dass es nur ein kleines Stück bergab deutlich besser ist, veranlasst mich dann doch noch zu einer Fortsetzung.

Auf den Cobenzl-Parkplatz sind schon einige Beobachter geflüchtet. Ich baue mein Equipment trotz angelaufener Schmidtplatte wieder auf, sie wirkt wie ein Filter, das stört komischer Weise gar nicht so sehr.


03.14 Uhr - partielle Phase

03.24 Uhr

03.37 Uhr

03.50 Uhr

Zwischen den Blicken auf die endende partielle Phase gehen sich auch zwei Blicke zu Jupiter und Saturn aus. Jupiter begeistert mich noch nicht sehr, doch Saturn kulminiert in grosser Höhe und ist schlichtweg ein Traum. Doch dann fällt auch hier Nebel ein und mir angesichts der Zeit der Abbau nicht schwer. Von daheim werfe ich einen letzten Blick zum Mond, bevor ihn der Hochnebel verdeckt, es ist 4.35 Uhr und ich kann noch immer deutlich eine Halbschattenverfinsterung erkennen.

Es war zwar abenteuerlich, aber bitte, es ist November. Als wollte 2003 sagen, "Jetzt habt Ihr 100 Prozent aller wichtigen astronomischen Ereignisse in diesem Jahr beobachten können, ich kann nicht mehr!" Danke, 2003, gut gemacht, so verwöhnt wurden wir wirklich noch nie. Bis Mai 2004 kehrt jetzt wieder der Alltag ein, und da sind auch ein paar Tage Schlechtwetter drin. Doch halt, es ist ja nur Hochnebel! Gibt's da nicht einen Ort Namens Ebenwaldhöhe? ...