Die Wolken haben sich also verzogen und das - doch noch etwas -
winterliche Mariazellerland liegt wildromantisch im Licht des noch sehr
vollen Mondes. Aufmerksame Leserinnen und Leser unseres
vorigjährigen Berichts werden bemerkt haben, dass auch voriges
Jahr der Mond den Himmel dominierte. Wie man hier deutlich sieht, steht
bei unseren Star Parties todernstes Beobachten - zu dem man dunklen
Himmel braucht - nicht unbedingt im Vordergrund.
Traumhaft liegt das vorweihnachtlich beleuchtete Mariazell in einer mondbeschienenen Winterlandschaft
Trotz etwas Schnees vor der Sternwarte bauen einige ihre Instrumente
auf, und auch die Kuppel wird in Betrieb genommen. Bald gelten die
ersten Blicken den beiden dominierenden Gestirnen, dem Mond und dem
Saturn. Mars, der auch noch sehr hell am Himmel strahlt (siehe
Panoramabild links oben), schenkt kaum jemand noch Aufmerksamkeit.
Hell erleuchtet vom Mond präsentiert sich die Nacht hier wie in einer unterbelichteten Aufnahme von unter Tags. Doch hier wird der Mond in einer Winternacht beobachtet. |
In der Kuppel strebt man nach Höherem (Saturn). Insider bemerken sicher die neueste Veränderung am Mariazeller Hauptinstrument, das neue Leitrohr an der Unterseite des LX-200. |
Der Mond im Binokular ist ein Erlebnis. Bei richtiger Einstellung fühlt man sich wie ein Astronaut, der aus dem Fester der Mondfähre blickt. |
Moderne Technik und ihre Tücken. Der Mond hat Günther hier im wahrsten Sinn des Wortes ans Fernrohr gefesselt. Nur nicht rasch weggehen ist die Devise! |
Das Seeing ist in dieser Nacht sehr gut, die Durchsicht gut, nur
zeitweise ziehen stärkere Cirren durch; sie treiben gegen
Mitternacht einige verfrüht ins Tal und sorgen nebenbei für
einen beachtlichen Mondhalo.
Der Mond ist natürlich das am meisten bestaunte Objekt dieses Abends. Er präsentiert sich heute auch in doppelter Hinsicht spektakulär; da ist zum einen einmal die Phase ...
Mond, Schnappschuss am 12" LX.200 durch 50mm Plössl, 1/400s bei 100 ASA.
Der abnehmende Terminator verläuft am Rand des Mare Nectaris und läßt den Bogen von Altai besonders gut erscheinen - eine Formation, die bei abnehmendem Mond viel besser zu beobachten ist als bei zunehmendem. Und dann ist da noch die extreme Libration, die den bisher besten Blick auf die weitgehend unbekannte Region des Mare Orientale erlaubt. Man beachte die "Delle" am linken Mondrand unterhalb des dunklen Kraters Grimaldi!
Mare Orientale, Detailaufnahme am 5" Starfire in der Kuppel. Auf das Bild klicken für Legende.
Das dunkle Mare Orientale mit seinen zwei konzentrischen Gebirgsringen, den Rook-Bergen und den Cordillieren, ist nur selten so gut zu sehen, ebenso die länglichen dunklen Lavaseen zwischen diesen Ketten, der Lacus Veris und der Lacus Autumni. Extreme Libration in Länge (-6°) und Breite (-7°) brigt diese seltenen Formationen heute in eine sehr günstige Position.
Durchziehende Cirren führen dann zu einem bemerkenswerten Mondhalo:
Mondhalo mit Reflex, Saturn (r.0.), Procyon (r.) und Regulus (l.u.)
Die Cirren werden dichter und gegen Mitternacht sieht es nach einem Ende der Beobachtungsnacht aus. Es hat -6°C und auf den Instrumenten hat sich eine Eisschicht gebildet. Alle Aussenstationen bauen ab, so auch ich mein 12" LX-200. Wir plaudern ein wenig in der Sternwarte, da taucht zunächst der Mond wieder auf, und nach und nach wird es wieder wolkenlos.
Die Kombination von Mondlicht von außen und Rotlicht
in der Kuppel taucht das Instrument in ein eigenartiges Rosa,
während es zum Orion schwenkt.
Wir beobachten in der Kuppel weiter. Der Orionnebel wird mit so ziemlich allen Okularen beobachtet, woraus sich eine gute Gelegenheit zum Vergleichen ergibt. Auch das 30mm Pentax XW wird wieder getestet, es ist schon extrem gut, aber andere, billigere Okulare halten tapfer mit. Im Trapez können wir alle 6 Sterne ausmachen. Beim Versuch, Sirius B zu beobachten, scheitern wir. Vielleicht sind wir schon zu müde?
Nachdem Günther gegen 3 Uhr den Versuch, die ST-4 am Leitrohr zu fokussieren, endgültig aufgibt, beenden wir trotz klarem Himmels die Beobachtung. Ein wenig Schlaf sollte ja doch sein. Schade, alle, die schon gegen Mitternacht ins Tal aufgebrochen sind, haben noch viel versäumt!
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Text: Alexander Pikhard.
Fotos: Alexander Pikhard.