Endlich wieder: 5 Planeten

Sofienalpe, 28. 03. 2004

20040328api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:28. 03. 2004
Zeit:19.30 bis 21.30 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX-200, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:

Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.5
Temperatur:0 °C
Luftfeuchtigkeit:hoch
Wind:leicht aus NW
Bemerkungen:Erst gegen 19.30 Uhr Abzug der geschlossenen Bewölkung. Temperatur dann stark fallend, anfangs weicher Boden in Eis übergehen. Unangenehm feucht und kalt.

Bericht:

Hoffnung

Nach einer Woche Frühling war in diesem März der Winter wiedergekehrt, und wie. Wir finden uns an diesem Sonntag zum Seminar Besser beobachten: Merkur und Venus ein, und es spricht schon sehr für unsere Beobachter, dass einige ihr Fernrohr mitgenommen haben. Der Himmel ist wolkenverhangen, und das schon seit acht Tagen (und Nächten), die uns jede Menge Neuschnee beschert haben.


Von wegen Ostern ...

50 - 75cm Neuschnee!

Wie gesagt, es spricht sehr für unsere beobachtungshungrigen Mitglieder, dass keine Stimmung der Hoffnungslosigkeit aufkommt, sondern sich alle an den Wetterbericht klammern, der für heute Abend das spontane Ende des Schlechtwetters angekündigt hat. Und so kommt es dann auch, wenngleich sehr, sehr zögerlich.


Licht am Ende des (Wolken-)Tunnels!

Aber wird der Platz "bespielbar" sein?

Tauwetter unter Tags verwandelt die Sofienalpe, auf der sich die Schneemauern bis zu einem Meter hoch türmen, in eine Seen- und Schlammwüste. Der Schneepflug hat vor den enormen Mengen nassen Frühjahrsschnees kapituliert und nur schmale Spuren führen durch den Parkplatz. Mein Allradfahrzeug freut sich über die Herausforderung, das Schuhwerk weniger. Doch am Abend vergessen wir rasch die widrigen Umstände: Von Nordwesten her klart es auf, die tief stehende Sonne taucht Wien in ein zartes Abendlicht. Zum ersten Mal seit Tagen sehen wir die Sonne - durch die Sommerzeitumstellung heute Nacht ist sie um diese Zeit noch zu sehen. Es hält uns nichts mehr. Trotz ziemlich unangenehmer, feuchtkalter Bedingungen bauen wir auf.


Extremsport: Ein Dobsonaut im Tiefschnee

Ob die drei Damen Georg beim Einstellen des Mondes in Stress bringen?

Zuerst zum Mond

In der helleren Dämmerung ist der Mond unser erstes Ziel. Er steht wunderbar hoch im Ersten Viertel und ist ein sehr schöner Anblick. Auch wenn das Seeing nicht so perfekt ist, die Durchsicht wird es nach und nach und ermöglicht einen enorm kontrastreichen Blick zu unserem Erdtrabanten.


Mond, Digicam-Schnappschuss durch 50mm Plössl

WebCam-Mosaik der Apenninen

WebCam-Bild: Alpental

Rillen, Rillen, Rillen: Hyginus (oben), Ariadaeus (re. unten), Triesnecker (li. unten)

Trotz nicht ganz optimalem Seeing - die Bilder erscheinen durch großflächiges Seeing immer wieder verzerrt - gelingen mir ein paar ganz passable WebCam-Aufnahmen mit Details dieser schönen Mondphase.

Fünf Planeten

Kaum ist es dunkel genug, wollen alle die Theorie des Seminars in die Praxis umsetzen und Venus und vor allem auch Merkur sehen. Anfangs sieht es ja noch recht schlecht aus, doch die Wolken verziehen sich so rasch, dass wirklich auch der innerste Planet gut zu sehen ist. Er ist zwar schon merklich schwächer als in den Tagen vor dem Wintereinbruch, aber immerhin.


Suchbild mit Merkur.

Die Venus ist nicht zu übersehen, strahlend hell, und der Mars steht ganz in ihrer Nähe; die Pleiaden, unter denen er vor etwas mehr als einer Woche stand, hat er deutlich hinter sich gelassen.


Venus, darüber Mars und Aldebaran (ganz oben).

Während Merkur definitiv zu tief für eine Aufnahme steht - im Fernrohr erkenne ich allerdings schon eine deutliche Phase - und er auch bald hinter einem Busch verschwindet, besticht die Venus durch recht gutes Seeing und es geht sich sogar eine WebCam-Serie aus. Die Phase des Planeten ist deutlicher geworden, Venus ist schon weniger als zur Hälfte beleuchtet und auch schon beeindruckend gross.


Venus (WebCam, ca. 100 Frames zu je 1/500s)

Der vierte Planet des Abends, Saturn, steht genau unterhalb des Mondes, ein sehr schöner Anblick.


Mond und Saturn, ganz oben Castor und Pollux,
links Procyon, unten Beteigeuze und Bellatrix.

Das Seeing entpuppt sich bei Saturn nicht mehr ganz so optimal. Dennoch gibt Saturn wiederum einen sehr schönen Anblick ab, der im Bild festgehalten werden muss.


Saturn (WebCam, ca. 500 Frames zu je 1/25s)

Der Ring des Planeten wird vom Seeing immer wieder leicht deformiert, daher kommt heute die Cassini- Teilung nicht ganz so gut heraus. Aber immerhin. Und dann wartet noch ein Planet: Jupiter.


Jupiter geht über dem Licht der Stadt auf.

Die ersten Eindrücke des Planeten, visuell wie am Bildschirm, sind heute enttäuschen. Wo sind denn die Farben geblieben? Sehr, sehr kontrastarm präsentiert sich der Riesenplanet heute, aber das Seeing ist nicht gar so schlecht. Also versuche ich einfach einmal eine Aufnahmeserie. Und dann noch eine. Die Ausarbeitung bringt ein ganz und gar ungewöhnliches Bild.


Jupiter (WebCam, ca. 300 Frames zu je 1/25s)

Der Planet präsentiert sich seltsam, mit zahlreichen Weissen Ovalen in den Bändern. Diese Gebilde sind kalte Tiefdruckgebiete - ist das Wetter auf Jupiter heute ähnlich schlecht wie auf der Erde? So habe ich den Riesenplaneten jedenfalls noch nie gesehen, zumindest nicht in den letzten zwei Jahren. Man kann gespannt auf die Entwicklung sein.

Die fünf Planeten stehen so weit voneinander entfernt am Himmel, dass man den Blick schweifen lassen muss. Nur Venus und Mars sind leicht auf einen Blick zu erfassen. Aber es ist schon fein, alle auf einmal zu sehen. Auch wenn der Preis dafür ist, in der zweiten Jahreshälfte gar keinen Planeten am Abendhimmel beobachten zu können.

Trotz Mondlichts strahlt über uns ein enorm dunkler, transparenter Sternenhimmel. Nur die Feuchtigkeit und die Kälte machen den Aufenthalt langsam unterträglich und so erfolgt doch bald der Abbau. Wir können zufrieden sein. Das Warten bis zur allerletzten Minute hat sich ausgezahlt. Es war ein schöner Beobachtungsabend, trotz der widrigen Umstände, aber vielleicht gerade deshalb - weil wir uns nicht unterkriegen ließen!