Venus, Saturn und Jupiter im Fernrohr

Wien 21, 01. 04. 2004

20040401wvo19.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:01. 04. 2004
Zeit:19.00 bis 22.00 MEZ
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:

Seeing:sehr gut (1)

Bericht:

Heute waren wieder alle fünf hellen Planeten mit freiem Auge sichtbar.

Im Fernrohr war Venus sehr interessant. Ich beobachtete um 19h25 MEZ bei 260-facher Vergrösserung. Venus zeigte sich eindeutig schon weniger als halb beleuchtet, die Phase war sicher kleiner als 0,50, ich schätzte grob auf etwa 0,45. Das ist mir schon bei meiner Beobachtung am 29.März um 20h00 MEZ aufgefallen: auch zu diesem Zeitpunkt schien mir die Venus schon etwas weniger als halb beleuchtet zu sein. Nach der Berechnung trat die genaue Halbphase der Venus heuer am 31.März gegen 16h MEZ ein. Die beobachtete genaue Halbphase war aber einige Tage früher, sicher vor dem 29.März. Es ist nicht ungewöhnlich in der Abendelongation der Venus die genaue Halbphase einige Tage bis zu zwei Wochen vor dem berechneten Termin zu sehen. Dieses Phänomen wird in der Literatur nach dem Entdecker als Schröter-Effekt bezeichnet und wird nun schon etwa 200 Jahre beobachtet.

Danach stellte ich den Saturn ein. Bei 260x bemerkte ich dass die Luft wesentlich ruhiger als bei der Venusbeobachtung war: kein Wunder, Saturn stand ja auch viel höher (19h25 bis 19h50 MEZ).

Auf dem Saturn selbst war von den Bändern nur das SEB (südliches äquatoreales Band) eindeutig zu sehen. Es erschien ohne besondere Einzelheiten wie Ausbuchtungen etc. Andeutungsweise glaubte ich auch noch das STB (südliches tropisches Band) zu erkennen. Neben der hellen EZ (Äquatorzone) und der dunklen SPR (südliche Polarregion) waren keine weiteren Details wie Flecke etc. zu sehen.

Besonders lange betrachtete ich die Saturnringe, die Luft war sehr ruhig. Natürlich waren der äussere A-Ring und der hellere B-Ring und die sie trennende Cassini-Teilung besonders auffallend. Die Cassini-Teilung war um den ganzen Ring umlaufend zu sehen, vor dem Planeten allerdings nicht ganz leicht. Auffallend war auch der Schatten des Planeten auf dem Ring sichtbar. Genauere Beobachtung zeigte auch den C-Ring als schwachen Schimmer innerhalb des B-Rings. Er war nicht nur an den Ringansen sondern fast ganz umlaufend sichtbar, vor dem Planeten aber nicht auffallend. An Helligkeitsabstufungen innerhalb der Ringe bemerkte ich im A-Ring eine dunklere Stelle an den beiden Ringansen. Ich schätzte ihren Ort etwas näher an der Aussenseite des Rings, etwa im Verhältnis 40:60 der A-Ringbreite. Das Helligkeitsminimum im A-Ring war nicht leicht sichtbar, aber immer wieder bei genauer Betrachtung zu erkennen. Auch höhere Vergrösserung liess es nicht deutlicher sichtbar werden, am besten war 260x. Es dürfte sich um das sogenannte Encke-Minimum handeln. Eine weitere Helligkeitsabstufung konnte ich an den Ringansen des B-Rings erkennen: nahe des Innenrands des B-Rings, etwa um Verhältnis 20:80 der B-Ringbreite war der Ring deutlich ein wenig dunkler. Diese Einzelheiten sind auf den Bildern des HST viel deutlicher als im Fernrohr zu erkennen.


Foto: http://photojournal.jpl.nasa.gov/browse/PIA03162.jpg
Quelle: http://photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA03162

Spannend war es danach auch Jupiter zu beobachten. Neben den beiden Äquatorbändern (das geteilte SEB und dem NEB) waren insgesamt 4 weitere Bänder zu sehen. Am interessantesten war heute das NEB (nördliches äquatoreales Band): es zeigte insgesamt drei dunkle Ausbuchtungen in die helle EZ (Äquatorzone). Die erste Ausbuchtung war um 19h54,6m MEZ im Zentralmeridian (Länge im System I 216 Grad). Sie war sehr dunkel und ragte schräg folgend (im Drehsinn) in das NEB hinein. Danach bemerkte ich noch eine ähnliche Ausbuchtung, die fast wie ein Mondschatten aussah aber ebenfalls schräg folgend ins NEB hineinreichte. Sie stand um 20h33,6m MEZ im ZM (Länge System I 240 Grad). Eine nicht ganz so deutliche dunkle Ausbuchtung des NEB in die EZ folgte dann um 21h14,1m MEZ, was eine Länge im System I von 264 Grad ergibt.

Das folgende Foto bei ähnlichem ZM aufgenommen zeigt diese Dunkelobjekte deutlich:

Foto: http://atmos.nmsu.edu/IJW/current_images/mv040327.jpg
Quelle: http://atmos.nmsu.edu/ijw/current_images.htm