Beobachter: | Ottokar Lhotsky | ||||||||||||
Datum: | 04. 05. 2004 | ||||||||||||
Zeit: | 20.00 MESZ | ||||||||||||
Ort: | Wiener Neustadt | ||||||||||||
Instrument: | Vixen 114 Spiegelteleskop, Okular Plössl 26 mm und Nagler 9 mm | ||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Von der WAA-Kahlenberg-Truppe abgesprengt habe ich auf Ersuchen mit einer Gruppe von Lehrern, welche die Mondesfinsternis einmal durch ein "richtiges" Fernrohr erleben wollten, am Südrand von Wiener Neustadt in einem Vorgarten Aufstellung genommen. Das vereinseigene Vixen (NP-R114S) hat es dann auch voll gebracht. Schon beim Mondaufgang war zu erkennen, daß die Färbung bei der Verfinsterung viel grauer sein würde, als bei der letzten Totalen. Nur im Fernrohr konnt man dem Vollmond eine leichte Bräune abgewinnen. Er wurde zunehmend düsterer und hatte in der Mitte der Totalität schon was sehr Bedrücktes. Dazu kam, daß er dabei sehr scheibenförmig wirkte, ausgesprochen unplastisch also. Ganz anders als sonst, ohne hellere, färbige oder die Kugelform unterstreichende Randzonen, die ihn dann zeitweise wie einen Lampion erscheinen lassen. Anderseits, er befand sich unaufhaltsam im Steigflug, und man ahnte, der wird sich noch erfangen, und den gräulichen Kernschatten irgendwann abstreifend hinter sich lassen. Während unser Trabant also unseretwegen vom Sonnenlicht abgeschnitten war, nutzten das die Planeten, sich auffällig in Szene zu setzen. Allen voran die Venus, die schon in der Abenddämmerung so grell war wie noch nie. Später, im 9 mm Nagler, wäre sogar ein Mondfilter nötig gewesen, um sich die schon sehr schmale Sichel unbeschadet längere Zeit ansehen zu können. Erst gegen 22 Uhr begann sie einen kleinen Halo zu bilden und verlor stetig an Helligkeit. Saturn war wie gewöhnlich für die Neuen das Ahh- und Ohh-Erlebnis schlechthin. Die Ringe gönnten auch wirklich einen erstaunlich flimmerfreien und bilderbuchhaften Anblick. Auch Mars war beinahe rührend bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Immerhin war die unterschiedliche und charakterische Färbung seine Oberfläche noch zu erkennen. Über dem ganzen Geschehen hoch am Himmel stand allerdings der Kolass von einem Jupiter, mitten im Bauch des Löwen, der ihm offensichtlich als Bühnenbild für seien Auftritt dienen sollte. Er zeigt dabei nicht nur, wer hier der Chef ist sondern auch klare Details seiner Wolkenbänder. Daneben läßt er auf der Westseite seine vier Monde paarweise antreten - sehr beeindruckend. Dem Mond ging es mittlerweile wieder besser. Er benutzte eine rasch durchziehende dünne Wolkenbank um sich dahinter versteckt den Grimm wegzuschminken, begann schief zu lächlen und langsam auch wieder zu strahlen. Ab jetzt war es allerdings um die Planeten geschehen und der richtige Zeitpunkt gekommen, den obligatorischen "Badeschluß" auszurufen sowie die schon feuchte Ausrüstung einzupacken. Es war alles in allem eine schaurig-schöne aber sehr ordentliche Mondesfinsternis, die durch ein ausgesuchtes Rahmenprogrammes mit brillierenden Nebendarstellern einen bleibenden Eindruck hinterließ. |