Beobachter: | Wolfgang Vollmann | ||||||||||||
Datum: | 18. 12. 2004 | ||||||||||||
Zeit: | 21.30 bis 23.45 MEZ | ||||||||||||
Ort: | Wien 21 | ||||||||||||
Instrument: | Refraktor 130/1040mm | ||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Heute Abend war es auch in Wien wieder einmal sternklar -- das ist schon eine ziemliche Ausnahme in den letzten nebelverhangenen Wochen! Natürlich war es nicht so schön dunkel wie am Berg über dem Hochnebel, aber ich konnte immerhin noch Sterne 5,0mag mit freiem Auge von meinem Balkon aus erkennen. Natürlich beobachtete ich wieder den Kometen C/2004 Q2 (Machholz). Mit freiem Auge wie am Berg konnte ich ihn im aufgehellten Stadthimmel nicht erkennen (siehe z.B. den Beobachtungsbericht 13.Dez.2004). Aber im 7x50 Sucher war er schon deutlich zu sehen: er erschien als ein recht grosser zentral verdichteter Nebel. Die Gesamthelligkeit schätzte ich auf m1=4,7mag. Am 15.Dezember unter sehr dunklem Himmel auf der Hohen Wand schätzte ich mit freiem Auge m1=4,4mag. Der Komet ist aber nicht etwa schwächer geworden als noch vor ein paar Tagen. Nein, der aufgehellte Stadthimmel lässt die sehr schwachen Aussenbereiche der Koma nicht mehr erkennbar werden (sie "ertrinken" im Himmel). Dadurch sieht der Komet viel kleiner aus: ich schätzte den Komadurchmesser heute auf 10' Bogenminuten -- am 15.Dez. waren es unter dem sehr dunklen Himmel noch 25 Bogenminuten! Die Lichtverschmutzung lässt also nicht einmal den halben Kometen noch übrig..... Auch die schönen beiden Schweife konnte ich heute in Wien nicht sehen. Dafür beobachtete ich den Kometen bei 115x und 208x und studierte die zentrale Verdichtung genauer: der Kern erschien fast sternartig und war etwa 11mag hell. Die Koma erschien schwach grünlich. Im Kontrast dazu waren die innersten Bogensekunden um den Kern eher gelblich, wobei die Farben sehr zart waren. Nicht weit vom Kometen stand der Planetarische Nebel NGC 1535 im Eridanus. Er war schon bei 35-facher Vergrösserung ein sehr kleines Scheibchen und deutlich unterschiedlich zu den Sternen. 208x zeigte interessante Einzelheiten am Nebel: der innere Bereich mit etwa 20 Bogensekunden Durchmesser ist heller, etwa in der Mitte blinzelte schwach aber eindeutig sichtbar der Zentralstern hervor. Um die innere helle Scheibe war noch ein etwa 30 Bogensekunden durchmessender schwächerer Hof sichtbar. Bei solchen Objekten mit hoher Flächenhelligkeit stört der aufgehellte Stadthimmel nicht so sehr und NGC 1535 war hübsch und eindrucksvoll zu sehen. An diesem Abend beobachtete ich auch wieder die Nova Persei 1901 (GK Persei) (siehe Bericht vom 4.Nov. und vom 5.Okt.2004). Sie begann Anfang Okt. einen ihrer alle paar Jahre vorkommenden kleineren Helligkeitsausbrüche und erreichte in den ersten Dezembertagen etwas mehr als 11mag. Mittlerweile klingt die Eruption aber ab und die Nova war heute wieder schwächer zu sehen: auf nur noch 12,3mag schätzte ich ihre Helligkeit. Auch der Quasar bzw. Blazar S5 0716+71 ist wieder aktiv: bei 208x konnte ich ihn heute Abend deutlich als Lichtpünktchen sehen und schätzte seine Helligkeit auf 13,4mag. Wer also gerne den Kern einer aktiven Galaxie in etwa 5 Milliarden Lichtjahren Entfernung sehen möchte: dieses Objekt im Sternbild Giraffe ist derzeit dazu wieder bestens geeignet! Mehr über den letzten Helligkeitsausbruch habe ich im Bericht vom 16.März 2004 geschrieben und nähere Einzelheiten mit Verweisen zu Karten sind auf meiner Quasar-Seite zu finden: http://members.eunet.at/vollmann/quasare.htm. Da Quasare sternförmig erscheinen stört bei der Beobachtung auch Mond- und Stadtlicht nicht so sehr wie bei schwachen Nebeln. |