Beobachtungsabend: eine Nova, zwei Quasare, Sirius B und Komet Machholz

Wien 21, 28. 02. 2005

20050228wvo20.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:28. 02. 2005
Zeit:20.15 bis 21.45 MEZ
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:

Freis. vis. Grenzgroesse:5.0
Temperatur:-7 °C
Wind:kein

Bericht:

Wieder ein recht klarer Abend bei kaltem Wetter bei -7°C -- allerdings ist es heute nicht windig und mit Schianzug und Eduscho-Heizsohlen in den zwei Nummern zu grossen Schuhen ist es fast angenehm auf der "Balkon-Sternwarte". Zum Anziehen brauche ich aber schon fast eine Viertelstunde....

Um 19h30 stellte ich das Fernrohr zum Abkühlen hinaus und ab 20h15 beobachte ich und das Bild ist schon ziemlich scharf. Zunächst schaue ich wie es der Nova Persei 1901 = GK Persei geht. Die Nova begann Anfang Okt.2004 einen Helligkeitsausbruch und erreichte um den 5.Dez.2004 die Maximalhelligkeit zwischen 10,5 und 11mag. Danach wurde sie wieder schwächer und etwa seit 15.Jan.2005 ist sie wieder in der normalen Minimalhelligkeit von um die 13mag zu sehen. Auch heute Abend schätzte ich GK Per auf 13,1mag, also im Minimum. Einen etwas längeren Beobachtungsbericht zu dieser Nova habe ich am 5.Okt.2004 geschrieben (dort gibt es auch Verweise zu Karten und "Lesestoff"). Weitere Beobachtungsberichte vom Ausbruch sind vom 4.Nov.2004 und vom 18.Dez.2004.

Neben verschiedenen Veränderlichen Sternen beobachtete ich auch wieder zwei Quasare (Blazare). S5 0716+71 in der Giraffe zeigte in den letzten drei Monaten heftigen unregelmässigen Lichtwechsel zwischen 12,3 und 14,3mag -- da scheint der "Motor" des Blazars (das zentrale Schwarze Loch) recht aktiv zu sein. Der Helligkeitsausbruch im Jan.2005 motivierte mich für dieses Objekt eine eigene Seite anzulegen: http://members.eunet.at/vollmann/s5_0716_71.htm. Heute Abend war das Objekt mittelhell und ich schätzte die Helligkeit auf 13,5mag.

Der zweite Blazar ist Markarian 421 (Mrk 421, Mark 421) bei den Hinterbeinen der Grossen Bärin. Auch dieser Blazar schwankte die letzten Monate zwischen 12,5 und 14,5mag. Nach einer mehrwöchigen "Ruhephase" ist er nun wieder heller: ich schätzte die Helligkeit auf etwa 12,7mag. Damit ist Mark 421 derzeit sehr einfach auch in kleineren Fernrohren zu beobachten. Immerhin sehen wir bei diesem Objekt Licht, das etwa 400 Millionen Jahre unterwegs war. Näheres zu Mark 421 findet sich auf meiner Quasar-Seite: http://members.eunet.at/vollmann/quasare.htm.

Bei der Beobachtung der Zwergnova HL CMa, die ganz in der Nähe von Sirius steht, bemerkte ich dass das Seeing sehr gut war. Ich benütze bei diesem Veränderlichen Stern 208-fache Vergrösserung, um Sirius ausserhalb des Gesichtsfelds halten zu können. Nachdem ich HL CMa im Helligkeitsausbruch mit 12,2mag beobachtet hatte, tauschte ich das Dachkantprisma gegen das Zenitprisma und ein 4mm orthoskopisches Okular (260x). Sirius A zeigte ein fast vollkommen ruhiges zentrales Beugungsscheibchen. Ingesamt vier Beugungsringe waren um Sirius A sichtbar, nicht vollkommen ruhig aber immer wieder in grösseren Bogenstücken. Sirius B war bei diesem sehr guten Seeing über mehrere Minuten als kleines schwaches Fleckchen eindeutig zu halten! Ich schätzte seinen Abstand vom Hauptstern auf den dreifachen Durchmesser des ersten Beugungsrings. Er war wirklich schwach: die Beugungsring-Stückchen waren meist heller als Sirius B zu sehen -- das bewirkt der enorme Helligkeitsunterschied zwischen Sirius A und B von etwa zehn Grössenklassen. Durch die ruhige Luft war der Begleiter aber nicht allzu schwer zu erkennen -- immerhin hat er ja schon 6,8 Bogensekunden Abstand. Den Positionswinkel schätzte ich auf etwa 105° (etwas südlicher als folgend -- Osten); laut Ephemeride beträgt der Positionswinkel aktuell 110°. Das ist nun schon meine dritte erfolgreiche Beobachtung des Sirius-Begleiters in diesem Jahr! (siehe Beobachtungsbericht vom 23.Jan.2005 und meine Sirius-Seite: http://members.eunet.at/vollmann/sirius.htm).

Natürlich beobachtete ich auch den Kometen C/2004 Q2 (Machholz). Da er so polnah steht, musste ich meine parallaktische Montierung verdrehen um mit dem Fernrohr so hoch in den Norden zu kommen. Im 7x50 Sucher schätzte ich die visuelle Gesamthelligkeit des Kometen auf m1 = 5,4mag. Im 130mm Refraktor war der Komet bei 35x hell und sehr deutlich zentral verdichtet; ich vermutete auch einen sternartigen Kern. Bei 115x war der sternartige Kern eindeutig als schwaches Punkterl mit ca. 12-13mag in der zentralen Verdichtung zu sehen. Den Komadurchmesser schätzte ich auf ca. 7-8'.