Eines gleich vorweg: Angekündigte Meteorschauer fallen flau aus, so auch dieses Mal. Aus 110 Meteoren pro Stunden wurden ein bis zwei Dutzend, doch das machte gar nichts. Es war trotzdem eine Sternstunde für die Astronomie.
Noch bei Sonnenschein versammeln sich einige WAA-ler auf der Sofienalpe und bauen große Fernrohre auf. Wozu denn das? Zum Beobachten von Meteoren braucht man definitiv kein Fernrohr. Doch die Sache hat einen ganz anderen Grund. Wir erwarten nämlich zwei Dinge: Erstens einen enormen Ansturm von Neugierigen und zweitens einen unter Umständen nicht so tollen Meteorschauer. Und womit ist die Enttäuschung der Neugierigen am besten zu kompensieren? Mit einem Blick durchs Fernrohr unter klarem Himmel natürlich. Denn Astronomie ohne Fernrohr ist wie Brot ohne Butter, wie Suppe ohne Salz.
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Außerdem wird es noch immer recht spät dunkel und in der Dämmerung warten Mond, Venus und Jupiter darauf, beobachtet zu werden. Kaum sind die Instrumente aufgebaut, kommen auch schon die ersten Schaulustigen. Kein Wunder. Dank Charlotte Rettenbacher-Ludwigs tollem PR-Einsatz war die Ankündigung der Perseidennacht auf der Sofienalpe in allen Medien. Danke!
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Der Zustrom an Neugierigen nimmt kein Ende. Bald ist der Parkplatz auf der Sofienalpe ausgelastet. Und während die einen durch unsere Fernrohre Mond, Venus, Jupiter und bald auch die hellsten Sterne bewundern, bereiten sich andere entspannt auf die Perseiden-Nacht vor.
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Die Luftunruhe verhindert spektakuläre Blicke auf die Planten, doch die Phase der Venus und die Monde und Wolkenstreifen des Jupiter sind dennoch für viele beeindruckend. Doch dann folgt der Blick zu Mond, und spätestens jetzt ist bei vielen die Begeisterung für Astronomie entflammt.
Der Mond steht heute in einer besonders schönen Phase
Es wird langsam dunkel, und während letzte Blicke auf die untergehenden Gestirne unsers Sonnensystems - der Venus folgen Jupiter und Mond - geworfen werden, werden erste Perseiden gesichtet. Statistik zu betreiben, ist heute ganz einfach. Jedesmal, wenn die schon auf weit über 100 Personen angewachsene Menge aufschreit, war wohl irgendwo am Himmel einer zu sehen.
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Gut, dass wir die großen Fernrohre mitgenommen haben. Denn die Perseiden halten sich heute wieder einmal sehr zurück. Gut, es kommt schon dann und wann einmal vor, dass innerhalb einer Minute zwei helle Meteore zu sehen sind, doch dann folgt wieder eine lange Pause. Dabei ist die Nacht sehr klar. Unschwer können wir die Sternbilder erklären, sogar der Kleine Bär ist zur Gänze zu sehen (wer sich auskennt, weiss, das heisst freisichtige visuelle Grenzgröße 5,0 und zeitweise sogar 5,5). Die Milchstraße kann von Horizont zu Horizont gesehen werden, und das so nahe bei Wien! Viele, vor allem jüngere Gäste, sehen sie zum ersten Mal!
Die Perseiden ziehen die Menge nicht so sehr in den Bann wie die Stimmung hier und vor allem die Deep Sky Objekte ...
Begeisterung unter klarem Himmel
Unsere PR hat genau die richtige Zielgruppe erreich: Einsteiger. Leute, die sich zwar grundsätzlich dafür interessieren, was im Weltall passiert, aber noch keine Gelegenheit wahrgenommen haben, selbst einmal zu schauen. Diese Nacht ist wohl eine der besten Gelegenheiten. In Fernrohren von 20 bis 45 cm Durchmesser erscheinen Sternentstehungsgebiete, Sternhaufen, besondere Einzelsterne, Endphasen der Sternentwicklung und sogar andere Milchstraßen so deutlich und vor allem schön, dass ein bleibender Eindruck einfach entstehen muss.
Vor allem der Kugelsternhaufen M13 und der Ringnebel M57 werden immer und immer wieder eingestellt und bewundert. Eine Sternstunde eben. Und während des Wartens auf den nächsten Perseiden bleibt viel Zeit für Erklärungen; wie die Sternbilder heissen und wie man sie sich merken kann; was Sterne sind und wie sie sich entwickeln; was die Milchstraße ist, wie groß sie ist; und dass jeder Blick ins All ein Blick in die Vergangenheit ist. Mit einer Sekunde beim Mond begannen wir, bei 40 Millionen Jahren enden wir heute bei einer anderen Galaxie.
Auch nach Mitternacht treffen noch neue Gäste ein. Wir haben aufgehört, zu zählen, doch zwischen 200 und 300 liegt wohl die Zahl derer, die heute einen Kontakt mit dem Weltall gesucht haben. Für viele war es der erste, und was für einer! Besser kann man für Astronomie nicht werben - ein interessanter Anlass, gutes Wetter, klarer Himmel; dazu kompetente Leute und gute Fernrohre, das ist der Stoff, aus dem zukünftige Amateurastronomen geboren werden.
Uranus, Neptun und sogar Pluto stehen auf der Liste der Objekte, die trotz ihrer alles andere als spektakulären Erscheinung für Begeisterung sorgen. Zuletzt beobachten wir den Mars. Das Seeing ist lausig, doch für viele ist einfach die Tatsacher erhebend, ihn zu sehen. Das ferne Ziel, zu dem gerade heute eine neue Raumsonde aufgebrochen ist ...
Text und Fotos: Alexander Pikhard