Beobachter: | Robert Edelmaier | ||||||||||||||||||
e-Mail: | r.edelmaier@aon.at | ||||||||||||||||||
Datum: | 03. 10. 2005 | ||||||||||||||||||
Zeit: | 08.55 bis 11.52 MEZ | ||||||||||||||||||
Ort: | Ksar Ghilane, Tunesien
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Instrument: | Coronado PST, Canon EOS 20D, Barlowelement 1,5x | ||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Bericht über die WAA Tour zur ringförmigen Sonnenfinsternis nach Tunesien 27.9.2005 Nachdem es einige Probleme mit den Tickets gegeben hat, können diese erst am Flughafen am TUI Schalter abgeholt werden. Ich fahre gegen Mittag zum Flughafen, um zu schauen, ob alles funktioniert. Tatsächlich, die Tickets sind da und einige haben diese schon abgeholt und wollen einchecken. Wolfgang hat wieder umfangreiches Gepäck mitgebracht und so müssen wir die Gruppe zusammensammeln, um ohne Zahlung des Übergepäckszuschlages durchzukommen. Ich selbst fahre wieder zurück, da ich am nächsten Tag noch dienstlich nach Paris muss und erst am Freitag nachfliegen kann. Nachdem alle eingecheckt haben, verabschiede ich mich von der Gruppe bis Freitag. Am Abend kontrolliere ich noch das Sattelitenbild und bekomme einen kleinen Schock: Ein wunderbares Tief befindet sich genau über der Sahara, das einzige, was mich tröstet, sind die Voraussagen, da sich eine wesentliche Besserung zum Wochenende hin abzeichnet. 30.9.2005 Pünktlich erreiche ich den Flughafen, am Tunis Air Schalter befindet sich schon eine lange Schlange. Auf den Informationsmonitoren wird bereits eine 1-stündige Verspätung angezeigt. Als ich beim Schalter bin, frage ich nochmals nach und mit wird versichert, dass der Flug planmäßig über die Bühne geht. Natürlich stellt sich nachher heraus, dass der Flug Verspätung hat. Um ca. 20 Uhr geht es endlich los, die Maschine ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Als wir nach ca. 3-stündigen Flug auf Djerba landen, blicke ich beim Aussteigen sofort zum Himmel, durch die Flughafenbeleuchtung ist allerdings kein Stern zu sehen. Nach Passkontrolle und Gepäckabfertigung geht es mit einem Taxi in rasanter Fahrt zum Hotel, wo Hilmar und Thomas mich bereits an der Hotelbar erwarten. Ich ziehe mich kurz um und treffe mich danach mit den anderen an der Hotelbar um die Erlebnisse der letzten Tage zu erfahren. Diese reichen von der vollzähligen Auflistung des Astrogepäcks von Wolfgang beim tunesischen Zoll bis zu den ersten Verhandlungsergebnissen auf dem Bazar. Hier konnte die Gruppe in der ganzen Woche bereits eine entsprechende Handelserfahrung sammeln, so dass Thomas bereits meinte dass sich so mancher Astrohändler jetzt auf ein härteres Weihnachtsgeschäft einstellen muss. Durch das Ende der Sommerzeit in Tunesien gewinnen wir noch eine Stunde, die wir mit den entsprechenden Diskussionen und Erzählungen verbringen. In der Nacht ist an eine Beobachtung nicht zu denken, da es wieder zugezogen hat. 1.10.2005 Heute in der Nacht hat es wieder geschüttet, am morgen herrscht wieder bestes Wetter. Wir treffen uns alle bei frühstücken, wo die weiteren Pläne für den heutigen tag geschmiedet werden. Ich begebe mich an den Strand, um den Tag dort zu verbringen. Zwischendurch nutzen wir die Möglichkeit mit dem Katamaran auszufahren. Dabei bewundern wir die schwarze Wolkenbank, die sich über den südlichen teil von Djerba gebildet hat. Von Wolfgang erfahre ich nachher, dass es bei Römerdamm heftig geregnet hat. Am Nachmittag klart es aber immer mehr auf und am Abend ist keine Wolke mehr zu sehen. Daher werden am Abend noch einige fernrohre ausprobiert. Objekte wie M45, M31, M57, Mars usw. wurden sofort zu Vorführobjekten, da sich auch das Wachpersonal eingefunden hatte. Seltsamerweise leerte sich der Strand relativ rasch . Ob dies mit unserem morgigen Ausflug zusammenhängt? 2.10.2005 Heute geht es Früh los, daher treffen wir uns alle bereits um 06:30 beim Frühstück, wenig später sind auch bereits die Autos mit den Fahrern und dem Führer da. Danach beginnt das Verstauen des Gepäcks, allein Wolfgangs Fernrohr ist zu sperrig und muss daher auf das Dach. Beim Römerdamm gibt es den ersten Stopp und die ersten Erklärungen unseres Reiseführers. Besonders die Bemerkung über die Höchstgeschwindigkeit auf Djerba von 70 km/h lässt uns lächeln, haben wir diese Marke bisher kaum unterschritten. Unser nächstes Ziel ist Medenine, wo wir Ghorfas besichtigen Sollen. Diese dienten früher zur sicheren Lagerung von Getreide. Das Abenteuer beginnt aber bereits zu dem Zeitpunkt wo wir auf der Suche nach einem Parkplatz nicht zum Markt gefahren sind sondern mitten durch. Einige Händler mussten sogar kurzfristig ihren Stand abbauen. Sie nehmen es aber gelassen hin und so erreichen wir unser Ziel. Man stelle sich dieselbe Situation einmal in Wien am Brunnenmarkt vor! Nach einer Kurzen Erklärung geht es wieder zum Markt, wo wir eine halbe Stunde Zeit haben, unsere Verhandlungstaktik zu erproben. Tatsächlich zeigen sich bereits manche Erfolge und so manches Andenken wechselt den Besitzer. Auf dem weiteren Weg fallen uns immer wieder so genannte Tankstellen auf, wo einzelne Benzinkanister auf einfachen Gestellen aufgestellt sind. Dies in der prallen Hitze Tunesiens! Bei einer Rast erklärt unserer Reiseleiter die Situation: Die Grenze zwischen Libyen und Tunesien ist eine offene Grenze und daher fahren viele Tunesier nach Libyen um dort günstig Benzin zu kaufen und es im eigenen Land mit etwas Gewinn zu verkaufen. Unser nächste Zwischenstation auf dem Weg nach Ksar Ghilane lautet Ksar Haddada, wo wir ein Schloss (Ksour) besichtigen. Dieses wird gerade renoviert und soll dann als Jugendherberge dienen. Danach geht es weiter nach Tataouine, wo wir zuerst den Gewürzmarkt besichtigen und anschließend in einem Hotel mit traumhafter Lage am Fuße eines Berges das Mittagessen einnehmen. Wir genießen diese Rast das es jetzt nur mehr kurz auf befestigten Wegen weitergehen wird. Die letzte Station auf unserem Weg vor dem Ziel ist das Berberdorf Chenini, wo wir nach kurzen Aufstieg die mächtigen Bauten am Berg bewundern können. Wie weit die Zivilisation bereits fortgeschritten ist, zeigt die Tatsache, dass die Mobiltelefone hier noch immer bestens funktionieren. Wir besichtigen eine typische Schauwohnung und machen uns danach an den Abstieg um auf den Spuren Rommels nach Ksar Ghilane zu gelangen. Bald endet die befestigte Straße und geht eine Zeitlang noch als unbefestigte Straße weiter durch die Steinwüste. Allmählich wird die Umgebung karger und karger, die Palmen und Olivenbäume verschwinden und machen Gräsern Platz. Doch zusehends taucht immer mehr Sand auf und bei den ersten Durchquerungen von Sanddünen zeigen die Fahrer ihr Können. Unser Fahrer schlägt zwar ein schnelles aber dennoch angemessenes Tempo an. Freilich können und wollen wir das Tempo des ersten Fahrzeuges nicht halten. Die Reaktionen der Insassen dieses Autos bei der nächsten Rast fallen dementsprechend aus. Bei der letzten Rast (Cafe de Nomade) ist schließlich auch der Hühnerstall nur mehr aus ein paar Steinen zusammengestellt. Noch trennt uns eine Strecke mit einer Fahrtdauer von einer Stunde von unserem Ziel. Nun gelangen wir wirklich auf eine Piste mit entsprechenden Sandverwehungen. Hier wäre ein Weiterkommen ohne Allradantrieb nicht mehr möglich. Der wilde Ritt durch die Sahara geht weiter. Dann taucht am Horizont ein grüner Fleck auf: die Oase Ksar Ghilane! Wir checken rasch in unsere Zelte ein (Luxuszelte mit Bad, Klo und Klimaanlage) um Zeit für die Erkundung der Gegend zu gewinnen. Dabei treffen wir auf Thomas Strehl, der auch mit seiner Gruppe uns nach Ksar Ghilane gefolgt ist. Das Wetter ist bestens, die Sonne strahlt von einem Blauen Himmel ohne Wolken herab! Damit sind die besten Aussichten für das morgige Ereignis gegeben. Ich bestimme die Koordinaten: 32 Grad 59 Minuten 19,7 Sekunden Nord 9 Grad 38 Minuten 10,2 Sekunden Ost Zuerst erklimmen wir den Turm um einen Ausblick über die Umgebung zu gewinnen. Auf die Möglichkeit an einem Kamelritt teilzunehmen, verzichten Hilmar und ich darauf um Zeit für die Vorbereitungen zu gewinnen. Gleich hinter unseren Zelten beginnt die Sahara, Sanddüne reiht sich an Sanddüne. Rasch erklimmen wir den Sandwall am Rande der Oase und schon stehen wir im feinen Sand der Sahara. Ein herrliches Gefühl! Dabei zeigt sich auch noch ein einsamer Reiter in den Dünen + wir fühlen uns in so manchen Film versetzt! Nach einer kurzen Abkühlung im Pool bauen wir im Zelt unsere Geräte zusammen um alles noch mal testen zu können. Rasch sind wir fertig und so können wir noch den Sonnenuntergang vom Turm beobachten. Nach dem Abendessen folgt noch eine Beobachtungsnacht auf dem Turm, wo wir wieder zahlreiche Vorzeigeobjekte den Anwesenden vorführen können. Gegen Mitternacht verlasse ich den Turm um für morgen bereit zu sein. Wolfgang dagegen kämpft mit technischen Schwierigkeiten, ich wünsche ihm dass er seine Probleme in den Griff bekommt.
3.10.2005 Wir stehen um ca. 7:00 Uhr auf und finden gleich in unserer Duschtasse einen Skorpion vor. Nach einigen Beweisfotos beschließen wir den Skorpion wieder in die Natur zu transportieren. Hilmar setzt ihm bei einer Palme aus, wo er durch seine perfekte Tarnung kaum mehr auffällt. Nach dem Frühstück bauen wir in aller Ruhe unsere Gerätschaften auf. Wir beschließen die Instrumente direkt vor unserem Zelt aufzustellen, um die Infrastruktur nutzen zu können und zwischendurch auch in den Schatten des Vorzeltes flüchten zu können. Eine kleiner Gruppe mit Catherine beschließt die Beobachtung in den Dünen der Sahara vorzunehmen, was natürlich auch seinen Reiz hat. Aufgrund unserer Gerätschaften ist uns der fest Boden vor den Zelten lieber. Bald zeigt sich auch, dass nur wenige in der Oase die Finsternis beobachten, was uns eine ruhige Beobachtung garantiert. Ich habe mir vorgenommen die Finsternis mit einem Coronado PST zu beobachten, vielleicht zeigt sich die ein oder andere Protuberanz. Tatsächlich, bereits beim ersten Test zeigen sich drei große Protuberanzen, während keinerlei Sonnenflecken zu sehen sind. Für mein Zeitgefühl fast Überpünktlich findet der erste Kontakt statt, eine nachträglich Kontrolle der Zeitangabe meiner Kamera zeigt, dass alles genau nach Berechnung abgelaufen ist. Zwischen den Aufnahmen habe ich zahlreiche Besucher bei meinem PST, die den Anblick genießen. Ich besuche unseren Beobachtungsposten in den Dünen. Dort ist es kühler als erwartet, das ein leichter Lufthauch für etwas Abkühlung sorgt. Die Stimmung so einsam in den Dünen die Finsternis beobachten zu können ist einfach unberschreiblich!
Als sich der Zeitpunkt des zweiten Kontakts nähert, beobachte ich gerade visuell. Auf einmal steht eine Protuberanz mitten im dunklen Raum + unbeschreiblich! Weitere kleine zeigen sich auch noch, ich wechsle schnell und setze die Digitalkamera ein. Ich schieße Bild auf Bild, variiere mit den Belichtungszeiten um die geringere H-alpha Empfindlichkeit auszugleichen. Der Plan nur ein paar Aufnahmen zu machen ist rasch vergessen, nun gilt es die Gelegenheit zu nutzen. 2. Kontakt, Mitte der Finsternis, 3. Kontakt + Die Zeit rast vorbei Beim dritten Kontakt zeige sich auch viele kleine Protuberanzen, die vorher nicht sichtbar waren, erstaunlich was so ein kleiner Gerät leistet, wenn das Streulicht reduziert wird. Lange steht noch die eine große Protuberanz im Raum, bis sie auch durch den Mond verdeckt wird.
4 Minuten 20 Sekunden Finsternis plus die Zeit vor dem 2. Kontakt und nach dem dritten Kontakt, wo die Protuberanzen zu sehen waren sind wie im Fluge vergangen! Ich sichte die ersten Aufnahmen und sehe, dass etliche davon gelungen sind + Es hat sich ausgezahlt! Nach diesen aufregenden Minuten beobachten wir in Ruhe zu Ende und tauschen zwischendurch unserer Erlebnisse aus, auch die Temperatur ist deutlich zurückgegangen. Die Auswertung werde ich in den nächsten Tagen erhalten und danach nachsenden. Nach dem 4. Kontakt bauen wir rasch ab, noch schnell ein Gruppenfoto und danach geht es wieder auf die Piste wo wir dann in Matmata verspätet unser Mittagessen nachholen. Weiter geht es auf die Fähre nach Djerba wo wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten können. Mit der Ankunft im Hotel endet ein wunderschöner Tag mit einem tollen Erlebnis! Am Abend sitzen wir noch lange beim Abendessen und feiern den vollen Erfolg unserer Tour. 4.10.2005 Am Vormittag nutzen wir die Gelegenheit zum Baden, beim Mittagessen interessiert sich noch ein Schweizer Ehepaar für die Aufnahmen von Wolfgang, die er am Notebook vorführt. Um 15 Uhr 20 werden wir vom Hotel abgeholt und machen uns auf den Weg zum Flughafen. Dort langen wir als letzte ein und müssen uns hinten anstellen. Wolfgang geht zum Zoll um die ordnungsgerechte Ausfuhr seiner Astrosachen bestätigen zu lassen. Soweit geht noch alles gut, als er aber dann einchecken will, muss er Übergepäck bezahlen und dies nicht zu knapp, da der zuständige Herr die Tatsache, dass Renate kein Gepäckstück eingecheckt hat nicht anerkennt und diese 20 kg nicht zum Abzug bringt. Soweit zur freundlichen einheimischen Fluglinie! Wolfgang bezahlt zähneknirschend den geforderten Betrag und nach diesen letzten Aufregungen landen wir dann um ca. 21:15 in Wien, wo tatsächlich all unser Gepäck angekommen ist. Nach einer kurzen Verabschiedung gehen wir auseinander und mancher dieser Tour freuen sich bereits auf die Libyen Tour 2006. Fazit: Diese Finsternis war auf jeden Fall die Reise wert, die moderne Technik (PST) macht es möglich, dass sogar eine ringförmige Finsternis zu einem aufregenden Ergebnis wird. Text und Bilder: Robert Edelmaier |