Beobachter: | Wolfgang Vollmann | ||||
Datum: | 16. 01. 2006 | ||||
Zeit: | 06.45 MEZ | ||||
Ort: | Wien 21 | ||||
Instrument: | Freies Auge, Fernglas 8x30 | ||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Gibt es eine Mondformation mit einem Namen, die mit freiem Auge sichtbar ist aber nur in wenigen Mondatlanten und Mondführern erwähnt wird? Ja, das ist Cassini's Heller Fleck (Cassini's Bright Spot)! Der Name ist nicht offiziell von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) abgesegnet, aber bei den "Mondsüchtigen" durchaus gebräuchlich. Nach meiner Beobachtung vom 12.Jan. unternahm ich am Morgen des 16.Jan. einen neuerlichen Beobachtungsversuch: um 6h45 MEZ war es noch dunkel und der Mond stand im Westen. Ich betrachtete die fragliche Gegend zunächst mit freiem Auge: das Mare Nubium war deutlich als kleiner dunkler Fleck erkennbar. Unterhalb und etwas rechts des Mare Nubium war ein heller Fleck zu sehen; er war nicht rund sondern etwas länglich nach links zu erkennen. Danach benutzte ich mein Fernglas 8x30 um nachzusehen was dieser helle Fleck denn ist: der Fleck unterhalb und etwas rechts des Mare Nubium war eindeutig Cassini's Heller Fleck im Krater Deslandres. Die helle Fortsetzung nach links dürfte der helle Hof des Kraters Tycho sein. Auf der Mondkarte von Andres Valencia sind diese Einzelheiten gut zu sehen: Mare Nubium (11), Krater Tycho (60) und Krater Walter (59) beim Deslandres. Um die Karte mit meiner Beobachtung zu vergleichen, muss sie ein wenig im Uhrzeigersinn gedreht werden -- der Mond stand zur Zeit meiner Beobachtung ja schon etwas tiefer im Westen.
Wie kommt Cassini's Heller Fleck zu seinem Namen? In Joseph Ashbrook's faszinierendem Buch "Astronomical Scrapbook" gibt es die Geschichte dazu [die Mondalter habe ich dazu geschrieben]. Der Fleck wurde erstmals von Gian Domenico Cassini in Paris am 21.Okt.1671 als eine "Art weisse Wolke" beschrieben [Mondalter 19 Tage]. Ihre Reste waren noch am 25.Okt. zu erkennen [Mondalter 23 Tage]. Am 12.Nov. desselben Jahres erschien die gleiche Wolke wieder an der gleichen Stelle [Mondalter 11 Tage]. Ashbrook zitiert die Selenographen Wilhelm Beer und Johann Mädler, die den "weissen Fleck" in den 1830er Jahren wiederentdeckten und ihn richtigerweise als Oberflächendetail beschrieben, das jeden Monat für etwa zehn Tage rund um den Vollmond zu sehen ist. |