Erstmals veranstalten wir heuer nicht nur im Sommer und im Winter, sondern auch im Frühling eine "Star Party", also ein kleines WAA-Teleskoptreffen. Die zeitliche Nähe zu Ostern hat den Namen "Easter Star Party" nahegelegt. Als Veranstaltungsort haben wir, zunächst organisationsbedingt, die Hohe Wand gewählt, den Gasthof Postl. Ein absoluter Volltreffer, wie sich herausstellen sollte. Denn der Platz, den wir von unserer Astropraxis her schon kennen, erweist sich als überaus gut geeignet für ein Teleskoptreffen.
Die Hohe Wand ist Veranstaltungsort unserer Easter Star Party 2006
Der Gasthof Postl ist ein idealer Platz für ein Teleskoptreffen: Die Anfahrt von Wien ist kurz (zumindest im Normalfall; am Freitag war der Verkehr allerdings alles andere als normal); der Himmel ist aber doch schon recht brauchbar; es gibt viel Platz zum Aufstellen der Instrumente auf der großen Wiese und direkte Zufahrt bis zum Aufstellplatz ist möglich; es gibt eine gute Übernachtungsmöglichkeit (und gute Küche); und es gibt sogar Strom aus der Steckdose, den wir über eine lange Leitung bis zum Beobachtungsplatz bringen.
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Ja, und das Wetter spielt an diesem Wochenende auch mit und so steht einem schönen Teleskoptreffen wirklich nichts mehr im Wege.
Ein guter Platz für ein Teleskoptreffen
Von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag sind uns zwei recht gute Beobachtungsnächte beschert. Wobei die erste Nacht etwas dunstiger ist, in der zweiten Nacht stören einige wenige Cirren kaum. Und, sieht man einmal von der Richtung genau über den Felsen der Hohen Wand ab, auch das Seeing ist unerwartet gut.
Schon am späten Nachmittag (am Freitag, bedingt durch das Verkehrschaos im Süden Wiens, etwas später) beginnt die rege Aufbautätigkeit, und bereits jetzt wird eifrig gefachsimpelt und auch gebastelt. Bei so viel Platz fällt manchmal die Entscheidung schwer, wo das Fernrohr aufgestellt werden soll; oft entscheidet, wo sich der nächste Stromverteiler befindet.
Aufbau im Licht der untergehenden Sonne
Die Abendstimmung hier auf der "Wand" ist eine eigene; die Para- und Hängegleiter, deren eigentlicher Stammplatz hier ist, nützen die letzte Thermik für einen stimmungsvollen Flug in den Abend. Unten, auf dem Boden, bauen wir unsere Instrumente auf.
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Es ist erfreulich, wie viele an diesem heurigen Saisonauftakt teilnehmen; die Nähe zu Wien, die uns zwar etwas mehr Lichtverschmutzung einbringt als an entlegeneren Plätzen, scheint sich zu bewähren. Jeden Abend entsteht ein kleiner Teleskopwald mit erstaunlich viel Hi-Tech-Geräten.
Ein beachtlicher Teleskoppark
Alles ist da: Kleinere und größere Dobsons (Rolands 18" Obsession ist natürlich der Star hier), SCTs vom 8" LX90 über mein klassisches 12" LX200 bis zum modernen 10" RCX400, das Ludwig Grandy zum Testen - gleichzeitig First Light! - mitgebracht hat, auch jede Menge kleinerer und größerer Refraktoren, ergänzt durch etliche Feldstecher. Und auch an Kameras ist einiges da. CCD-Kameras, Webcams und wirklich jede Menge Canon EOS 350D. Diese Kamera scheint der neue "Standard" zu sein, ist sie doch ein relativ preisgünstiger und vor allem federleichter Kompromiss zwischen Alltags- und Astrokamera.
Mit fortschreitender Dämmerung steigt die Stimmung, wir tauchen in die Sternennacht ein.
In der Dämmerung sind alle Rohre auf Saturn gerichtet
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Die Wintersternbilder verschwinden ... (Foto: Reinhard Tlustos)
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Wir merken gar nicht, wie rasch die Zeit vergeht (Foto: Reinhard Tlustos)
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Die Sommersternbilder gehen auf! (Foto: Reinhard Tlustos)
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Vom Erklären der Sternbilder (mit Laser) bis CCD
Die erste Beobachtungsnacht, in der wir 12 Instrumente zählen, endet schon relativ früh, gegen 1 Uhr. Es ist doch recht dunstig. In der zweiten, klareren Nacht von Samstag auf Sonntag, in der sich sogar 16 Instrumente versammelt haben, harren die letzten bis knapp vor drei Uhr aus.
Ein Teleskoptreffen beschränkt sich nicht auf die Nacht; auch unter Tags kann beobachtet werden, vor allem die Sonne. Auch wenn die doch schon kräftige Tageserwärmung nicht nur für gute Thermik sorgt, sondern auch für Quellwolken; diese sorgen für mache Beobachtungspause und sogar für ein paar Dutzend Regentropfen.
Die Sonne versteckt sich zeitweise hinter Wolken
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... bald strahlt uns allen wieder die Sonne
und läßt jeden seinen persönlichen Traum leben
Unsere Easter Star Party 2006, zuerst hektisch umorganisiert, wurde mehr als nur ein Saisonauftakt. Sie wurde wunderschönes Zusammensein Gleichgesinnter, dem hoffentlich viele weitere in dieser Art und an diesem Ort folgen werden. Wir tun unser Möglichstes, der Rest ist (Wetter)glück.
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Text: Alexander Pikhard |