Astropraxis Jupiter

Sofienalpe, 6. Juli 2006

Am 1. Juli hat das Wetter nicht gepasst, am 3. Juli war das Seeing nicht berauschend. Heute passt zumindest einmal das Wetter und wir sind sehr gespannt, wie sich die Situation um Jupiters Großen Roten Fleck und Red Junior entwickelt hat. Schon früh bin ich auf der Sofienalpe. Ein warmer, sommerlicher Abend, nur im Norden ein paar Cirren, Spuren herannahender Gewitter.

Es herrscht starker Südwind. Das beschert uns die warmen Temperaturen, wird aber eine Herausforderung für die Beobachtung. Eine Herausforderung ist die Windrichtung auch für Piloten, die den Landeanflug auf Wien Schwechat genau über die Sofienalpe nehmen müssen. Der Mond scheint heute gerade richtig zu stehen ...


Fly me ...


... to the ...


... Moon!

Ich nütze die helle Stunde, in der astronomisch außer dem Mond noch nichts geht, um mich mit dem Teleobjektiv auf die Lauer zu legen. Die Einflugschneise verläuft so genau über den Mond von unserem Beobachtungsplatz aus, dass alle paar Minuten ein Flugzeug genau über den Mond fliegt. Im Fernrohr spektakulär, aber sehr kurz.

Der Mond im Fernrohr begeistert auch etliche Spaziergänger, obwohl es noch recht hell ist.

Die Sonne versinkt im Nordwesten hinter ein paar Wolken und später wohl auch hinter dem Horizont, es wird langsam Dämmrig. Jupiter ist mit freiem Auge zu sehen. Der heftige Wind lässt ihn im Fernrohr zittern, doch das Seeing ist, entgegen allen Erwartungen, eigentlich recht gut. Ein Optimum aus Dunkelheit und Höhe des Jupiter ergibt sich zwischen 21.30 und 22.00 Uhr MESZ, und genau in dieser Zeit gibt es eine Passage von GRF + Red Junior durch den Zentralmeridian.


Jupiter um 21.48 Uhr MESZ. 12" LX200 mit 1,5x Barlowlinse, F=4,5m (f/15).
Zentralmeridian: System I = 293°, System II = 123°.

Eigenartig sieht das aus. Die beiden Stürme sind definitiv noch nicht verschmolzen, sondern noch klar getrennt durch einen Bereich, der sich in Form einer sehr dunklen Wolke fortsetzt. Diese dunkle Wolke dürfte durch die Annäherung der beiden Stürme verursacht werden.

Mehr Klarheit verschafft die eindrucksvolle Aufnahme von Christopher Go auf den Philippinen, der Jupiter in wesentlich größerer Höhe beobachten kann, veröffentlich auf spaceweather.com am 7. Juli. Hier erkennt man eine deutliche helle Barriere zwischen diesen beiden Stürmen und es sieht so aus, als würde eine helle Zone zwischen den beiden Roten Flecken hindurchgezwängt. Es bleibt jedenfalls extrem spannend!

An diesem Abend gibt es nicht weniger als 5 Iridium-Flares. Ein -5mag Flare knapp vor Mitternacht bildet den krönenden Abschluß eines interessanten Jupiter-Abends. Wenig später ziehen erste Wolken auf.


-5mag Iridium-Flare mit Mond, Jupiter und Arcturus

 

Text und Fotos: Alexander Pikhard