Deep Sky Nacht

22./23. Juli 2006, Hohe Wand

Die erste Nacht war, trotz der Gewitterfront, dank eineinhalb sehr guter Stunden, ein Erfolg. Jetzt fiebern wir dem zweiten Abend entgegen. Die Wetterlage: Identisch zum Vortag. Am Nachmittag gibt es ein kurzes Gewitter.


Im Sommer darf man sich davon ...


... nicht abschrecken lassen

Im Sommer darf man sich von so einem Gewitter nicht abschrecken lassen - ausser, man ist ihm in freier Natur ausgesetzt. Doch unsere Wanderer haben entweder Unterstand gefunden oder sind schon zum Gasthof Postl zurückgekehrt. Jetzt warten wir auf den Abend. Und es kommt genau wie am Vortag, nur mit etwas anderem Timing.


Wie gestern erhellt die untergehende Sonne die Restwolken von unten

Angesichts der Sonnenstrahlen am Abend bauen wir auf; es sind heute deutlich mehr Teleskope als gestern, heute soll ja auch viel ausprobiert werden.


Ein schönes Bild nach diesem düsteren Nachmittag


Das ist ja ein richtiges "Testlabor": Modernes Zubehör und Bücher zum ausprobieren in der Praxis


Auch zum Ausprobieren: Ein 8" Meade LX200R (Zweitsucher nach dem Motto "man gönnt sich ja sonst nichts") ...


... und ein 10" Meade RCX400 (man beachte das Meade 24mm UWA Okular)

AstroExperts hat keine Mühe gescheut und von der Drehbaren Sternkarte bis zum 10" Meade RCX400 alles zum Ausprobieren mitgebracht. Das wertet ein Teleskoptreffen auf! Neben diesen beiden Teleskopen werden aber noch zahlreiche andere aufgebaut, Star ist einmal mehr Rolands 18" Obsession.


Ja, das kann man schon Teleskoptreffen nennen

Es gibt deutliche Wolkenlücken, auch wenn die Wolken heute etwas hartnäckiger sind als gestern. Der Grund ist, dass die Gewittertätigkeit in der Nacht nicht aufhört. Ein starkes Gewitter am Semmering schickt immer wieder Cirruswolken zu uns, doch ein Gewitter im Nordosten saugt die Wolken auch nach und nach ab. Doch zunächst haben wir da noch die Dämmerung zu überbrücken. Wie?


Einfach warten


Plaudern


Bilder anschauen


Raketen starten

Es gibt also viele Arten, die Zeit mit dem Warten auf Wolkenlöcher und Dunkelheit zu verbringen. Doch dann, eher als erwartet, ist es so weit. Die Deep Sky Nacht beginnt.


Dunkelheit - Sterne - Rotlicht: So mögen wir es

Die Wolken blättern den Himmel von Westen nach Osten auf, und so sind unsere ersten Beobachtungsobjekte "Exoten": Den Anfang machen in der Tat der Eulennebel M97 und die Kantengalaxie M108 im Großen Bären. Dann folgt, logisch, M51. Es ist für diese Objekte aber noch etwas zu hell im Westen. So richtig Stimmung kommt auf mit M3. Er ist eine Wucht, und der Vergleich in den diveresen Instrumenten und mit diversen Okularen ist schon hochinteressant. Das 10" RCX400 mit einem 8,8mm UWA gibt dabei schon ein bemerkenswert gutes Bild! Lediglich der Umstand, dass nur über die Fernbedienung fokussiert werden kann, ist gewöhnungsbedürftig (die Fokussiergenauigkeit allerdings auch unübertroffen).


Gedränge um die Rohre - endlich gibt es etwas zu sehen!


Diverse Meades auf M3 gerichtet (v.l.n.r. 8" LX200GPS, 8" LX200R und 10" RCX400). Das RCX400 braucht keine Taukappe - es hat eine Schmidtplattenheizung!

Und so geht es dahin. Obwohl schon tief, ist der kleine Kugelsternhaufen M53 im Haar der Berenike unser nächstes Ziel. Die Wolken geben den Himmel nach und nach frei, so können wir wirklich sagen, wir blättern im Sternenhimmel. Nächster Höhepunkt: M5. Wieder ein Objekt, das lange in allen Rohren beobachtet wird, ein echter Klassiker. Doch jetzt ist es endlich so weit, M13 ist frei und als wären sie interferometrisch gekoppelt, schwenken alle Rohre dorthin. Spätestens (allerspätestens) jetzt ist jeder Begeistert, auch unsere Gäste, die sich unserem bunten - nein, eher monochromen - Treiben angeschlossen haben.


Was gibt es schöneres als Deep Sky unter klarem Himmel?

Über M13 braucht man an sich nicht viel zu sagen, aber der Anblick des Kugelsternhaufens im RCX400 mit 24mm UWA ist atemberaubend: Der Sterhaufen schwebt, leicht bis zur Mitte auflösbar, vor dunklem Raum. Im gleichen Gesichtsfeld noch die Galaxie NGC 6207, unschwer zu erkennen. Allerdings ist der Anblick in meinem "alten" 12" LX200 mit 40mm Pentax auch nicht übel.

Die Wolken legen jetzt einen Stopp ein und so bleibt unsere Beobachtung auf die westliche Himmelshälfte beschränkt. Wolfgang Vollmann findet mit seinem 4" AstroScan den Kometen 177P Barnard 2. Aus der Uranometria 2000.0 kann er die Koordinaten bestimmen und so können wir den Kometen mit den diversen GoTo Teleskopen ansteuern. Roland und Wolfgang machen das auf die klassische Art am 18" Dobson. Letztendlich haben wir alle den schwachen, diffusen Kometen eingestellt, er ist schon eine visuelle Herausforderung - aber für dieses Objekt recht deutlich. Einmal mehr erweist sich das 24mm Meade UWA als die optimale Kombination von Gesichtsfeld und Vergrößerung und damit Kontrast. Allerdings stellt dieses handgratnatenförmige Okular nicht nur wegen seines Preises eine Herausforderung für die Brieftasche dar, sondern wegens seines Gewichts eine ebensolche für so manches Fernrohr.

Ein kleines Wolkenfeld zwingt zur Pause, in der einige verfrüht aufgeben. Die meisten verbringen die Pause bei einem Glas Wein mit Plaudern oder dem Beobachten des im Nordosten entstandenen Gewitters, das den Himmel zeitweise erheblich aufhellt.


Ein interessanter Sessel für freisichtige Beobachtung!


Gruselig: Ein nächtliches Gewitter

Doch genau dieses Gewitter saugt die Wolken wieder weg und der Himmel klart auch im Nordosten auf. So können wir jetzt in der Andromeda und der Cassiopeia beobachten. M31 ist wirklich beachtlich! Aber auch NGC 7789 und h+χ Persei sind wirklich schön.

Der Himmel klart noch einmal ziemlich auf und so gönnen wir uns einfach eine zweite Runde mit den schönsten Objekten. Endlich geben die Wolken auch die Milchstraße frei, M57 und M11 haben uns heute ohnedies gefehlt. Ein Blick zum Zenit zeigt den Schwan mit einem Stern mehr: Der Miraveränderliche χ Cygni steht im Maximum!

Gegen 2 Uhr bauen die letzten ab - bis auf Roland. Er übernachtet mit seinem Teleskop und wird beim Frühstück über eine tolle Beobachtung von Mond und Venus berichten.

Text und Fotos: Alexander Pikhard