Die Wettersituation ist heute etwas entspannter als am Abend zuvor. Die Gewitterneigung ist nicht so hoch, lediglich ein mächtiger Wolkentum im Osten schickt seinen Schirm in unsere Richtung und macht vor allem der Mondbeobachtung lange Zeit einen Strich durch die Rechnung.
Es ist ein warmer Sommerabend; unsere Befürchtigungen, dass wegen des Fussballspiels gar keine Besucher heute zu unserer Station kommen, zerstreuen sich. Unsere Mobile Sternwarte kann einmal mehr zeigen, was sie kann.
An einem sommerlichen Abend warten drei Teleskope auf die späte Dunkelheit
20 Uhr Beginnzeit ist ein Kompromiss. Die Sonne geht erst gegen 21 Uhr unter. Bei einer späteren Beginnzeit würde aber vielleicht niemand mehr kommen. Der Mond ist auch noch nicht da und steht vor allem hinter Wolken. Also beginnen wir unser heutiges Ferienspiel mit einem Blick auf die Sehenswürdigkeiten der weit unter uns liegenden Stadt.
Tolle Stimmung rund um die Teleskope
Wir stehen heute mit vier Fernrohren bereit, die beiden größten sind Rolands 45cm-Dobson-Spiegel und das vollautomatische 25cm-Teleskop der WAA. Eine gute Ausstattung für eine Volkssternwarte. Wir haben aber auch einen kleineren Dobson dabei, mit dem die Kinder ganz frei in der Gegend und am Himmel herum schauen können (die Sonne ist ja zum Glück schon hinter dem Cobenzl verschwunden). Aber auch am großen Dobson darf - und soll man sogar - selbst Hand anlegen. Nirgendwo darf man sonst so ein großes Teleskop selbst in die Hand nehmen!
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Wir vertreiben uns die lange Dämmerung mit spielerischen Erklärungen, wie die Mondphasen zustande kommen, was der Mond alles kann und was er nicht kann. Da auch unsere jungen Gäste sehr bewandert sind, setzen wir bald den Computer ein, um in einer Simulation die Bewegung der Jupitermonde, ihre Sonnen- und Mondfinsternisse und Bahnen, genau zu erklären.
Einmal mehr beginnt ein spannendes Frage-Antwort-Spiel. Ist Pluto ein Planet, wie viele Planeten hat unser Sonnensystem (gute Frage, es ist eine reine Definitionssache), was ist ein Stern, und so weiter. Dann die erlösende Nachricht: Die Wolken haben Jupiter freigegeben.
Erst sehen wir die beiden Wolkenbänder des Planeten, dann nach und nach seine vier hellen Monde. Gar nicht so einfach, diese heute zu identifizieren, denn es stehen auch ein paar schwache Sternchen in Jupiters Nähe, aber viel, viel weiter entfernt.
Dann taucht endlich auch der Mond auf.
Endlich taucht der Mond aus den Wolken auf
Der Mond ist schon recht voll und trotzdem im Fernrohr ziemlich attraktiv. Noch zeigt das Teleskop an der Tag- und Nachtgrenze viele schöne Details. Da kann man sich gar nicht satt sehen. Ein Konzert in Schönbrunn schickt Laserstrahlen scheinbar zum Mond. Schade, dass so viel Energie vergeudet wird für einen nicht allzu originellen Effekt.
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Endlich ist es dunkel geworden, und Jupiter strahlt förmlich vom Himmel. Alle sind geblieben, noch ist niemandem langweilig. Astronomie ist wirklich spannend, vor allem, wenn man selbst mitmachen kann. Und Jupiter hat für uns noch eine tolle Überraschung parat: Seit Wochen bewegen sich zwei Sturmsysteme, der Grosse Rote Fleck (ihn kennt die Menschheit seit mehr als 300 Jahren) und das Oval BA, liebevoll "Red Junior" genannt, auf einander zu. Dieser Tage kommen sie einander so nahe, dass alle schon gespannt darauf warten, was auf Jupiter passiert. Wir können heute im Rahmen des Ferienspiels einen Blick sozusagen aus der ersten Reihe riskieren.
Jupiter um 22.24 Uhr MESZ. Deutlich erkennt man die beiden Roten Flecken.
Zentralmeridian: System I = 270°, System II = 85°.
Jupiters kleiner Roter Fleck ist gewaltig angewachsen und schon fast so gross wie der Große Rote Fleck (GRF). Im Fernrohr ist das gar nicht so leicht zu erkennen, doch wir demonstrieren den Kindern und ihren genauso interessierten Eltern moderne Astronomie. Mit einer Webcam am Computer nehmen wir zwei Minuten lange Videos des Planeten auf, die wir gleich vor Ort verarbeiten. Der Computer sortiert die Bilder nach Qualität, sondert die schlechten aus, legt die guten genau über einander und addiert sie auf. Das Ergebnis ist ein Bild, so scharf und kontrastreich wie es unser Auge nie erkennen könnte. Toll!
Mit Blicken zu einem hellen Stern (Arktur), einem Doppelstern (Albireo) und einem Kugelsternhaufen (M13) endet dieser tolle Abend. Es war eine kleine, aber hoch interessierte Gruppe. Vorgebildet durch Kurse auf der Kuffner-Sternwarte und jetzt um eine gehörige Portion Praxis reicher. Ich denke, wir werden viele bei nächster Gelegenheit wiedersehen.
Text und Fotos: Alexander Pikhard