Beobachtung mit Hindernissen

Edlitz / Wien 20, 07. 09. 2006

20060907gis00.html

Beobachter:Doris und Gabriel Istrate
Datum:07. 09. 2006
Ort:Edlitz / Wien 20
Instrument:10"-Dobson, Olympus C 760 / Canon EOS 5D auf Stativ
Bedingungen:
Bericht:

Der Mond hatte sich ausgerechnet Südosten ausgesucht, um sich vom Erdschatten bedecken zu lassen. Da mir in dieser Himmelsrichtung der Wald die Sicht verdeckt war klar, dass ich auf den nächsten Bergrücken auswandern musste, um die Finsternis beobachten zu können. Also packte ich bereits am Nachmittag mein Equipment in den Wagen, um in der Dunkelheit schnell losdüsen zu können. Die Jagdhütte samt Parkplatz ist allerdings von elektrischen Kuhzäunen umgeben - ein Umstand, der das Vorhaben fast scheitern ließ.

Um das Grundstück verlassen zu können muss man zwei Gatter öffnen. Das ist schon bei Tageslicht etwas abenteuerlich, da die Isoliergriffe nicht unbedingt das halten, was sie versprechen.

Bei Dunkelheit ist die Prozedur natürlich noch kniffeliger, soferne man kein Masochist ist. Kurz nach 20 Uhr beschloss ich dann zu meinem Beobachtungspunkt auf den Berg zu fahren. Ich öffnete also beide Gatter (mit Stirnlampe!) und ging zum Wagen zurück um einzusteigen. Plötzlich hörte ich unheimliche Schritte hinter mir. Als ich mich umdrehte, stand ein riesiges, schwarzes Ungetüm vor mir. Huch - ein Bär? Nein, viel größer, aber - Gottseidank - nur eine Kuh. Eine Kuh? Wieso stand eine Kuh in der Dunkelheit vor mir, die sollte doch schon längst im Stall sein. Wild mit den Händen fuchtelnd und mit "Husch-Husch-Rufen" versuchte ich die Kuh zurückzutreiben. Aber die machte keine Anstalten umzukehren, sah nur neugierig meinem Gehopse zu. Ich hüpfte herum wie Rumpelstilzchen, bis mir einfiel, dass der Bauer immer "kiemts hoam" rief, um sie in den Stall zu treiben. Also schrie ich auch "kiem hoam" und siehe da, es funktionierte! Aber - oh Schreck - was war das? Da kamen endlos Kühe aus dem Wald, und da beide Gatter offen waren marschierten sie in alle Richtungen. Die einen fröhlich ebenfalls zur Jagdhütte, die anderen zum Bauernhof und Straße, und nur ein paar wenige Brave richtung Stall. Na servus - mea culpa - hatte ich doch selbst die Gatter geöffnet. Verzweifelt versuchte ich die Horde einzufangen, aber während ich der einen abtrünigen Gruppe nachjagte und mich mutig vor sie hinstellte um den Weg zu versperren, paschte die andere Gruppe in die entgegengesetzte Richtung ab. Endlich kam der junge Bauer hoch zu Traktor und sah im aufgeblendeten Scheinwerferlicht amüsiert meinem Treiben als Cowgirl zu. Hastig erzählte ich ihm mein Missgeschick und er bedauerte, sich ausgerechnet an diesem Tag mit dem "Almabtrieb" um eine Stunde verspätet zu haben. Dann fingen wir gemeinsam alle Kühe ein, die wir in der Dunkelheit finden konnten. Aber waren es auch wirklich alle? Während der Bauer in den Stall lief und seine Lieblinge abzählte, stand ich wie auf Nadeln und starrte verstört auf die Uhr - es war wenige Minuten vor 21 Uhr. Na toll, die erste Hälfte war also schon verpasst. Dann gab der Bauer grünes Licht, alle Kühe waren im Stall versammelt.

Also schnell wie ein geölter Blitz in's Auto und leicht genervt auf die nächste Anhöhe, Rekord in Dobson-Aufstellen gebrochen (2 Minuten!), Fotoapparat hineingesteckt und abgedrückt. Dann kam ich erst so richtig zum Schauen. Der Mond stand noch immer relativ knapp über den Bergen, sehr groß, rot und von leichten Schleiern bedeckt. Aber der dunkle Fleck sah direkt gewaltig aus, so eindrucksvoll hatte ich mir die part.MoFi eigentlich nicht vorgestellt.

Das Vergnügen war jedoch nur von kurzer Dauer, denn sehr bald zog eine Wolkenwand auf und begrub den Mond hinter sich. Aber immerhin, die ca. 15 Minuten Mondfinsternis waren den Aufwand wert.

Mehr Glück hatte mein Mann in Wien auf der Terrasse, wo er den gesamten Finsternisverlauf verfolgen konnte, ohne von Kühen oder Wolken behindert zu werden. Mit der EOS 5D u. Teleobjektiv 100-400 auf Stativ hielt er die einzelnen Phasen mit ca. 30 Aufnahmen fest. Natürlich war der diesige und lichtüberflutete Wiener Himmel auch nicht optimal, aber die Farbunterschiede sind trotzdem noch gut herausgekommen.


20.34


20.56


21.40

Es war unsere erste partielle Mondfinsternis und sie war beeindruckender als erwartet. Astronomie ist eben immer für Überraschungen gut ...