Beobachter: | Alexander Pikhard, Natalie Ebner | ||||||||
Datum: | 12. 01. 2007 | ||||||||
Zeit: | 16.00 bis 18.00 MEZ | ||||||||
Ort: | Unterbergen bei Markt Allhau, Burgenland | ||||||||
Instrument: | Canon EOS 350D, Feldstecher 10x50 | ||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Manchmal muss man Dinge mit der Brechstange erledigen ... oder in diesem Fall mit dem Auto. Nach dem Wetterpech von vergangenem Mittwoch sind wir in Wien schon sehr sensibilisiert, und heute ist einer der letzten Tage, wenn nicht der letzte Tag, an dem wir den prächtigen Kometen C/2006 P1 McNaught von Mitteleuropa aus beobachten können. Schön, ihn im Internet über SOHO zu sehen, schön, zu lesen, dass er so hell wie die Venus sein soll. Aber ihn mit eigenen Augen sehen, das ist doch unersetzlich. Die Wetterprognose für Wien ist einmal mehr lausig, doch wie sieht die Lage genau aus? Das 21km Modell von BOLAM gibt Auskunft:
Man sieht deutlich (auch auf den Folgemodellen für 19 Uhr MEZ und später), dass südlich einer Linie, die in etwa dem Alpenhauptkamm entspricht, der Himmel praktisch wolkenlos sein würde. Von Wien aus bietet sich eine Expedition nach Süden an, ins Südburgenland oder die südliche Steiermark. Eine Autostunde ist für den hellsten Kometen seit West 1976 nicht zu viel (Hyakutake 1996 und Hale-Bopp 1997 waren eindrucksvoller, weil auf dunklem Himmel, aber nicht heller). Also rauf auf die A2 und los. Schon auf dem Wechsel ist das Wetter freundlich, die Horizontsicht aber noch nicht gut, eingeschränkt durch Berge und es sind noch Stauwolken da. Also weiter. Ich fasse den Plan, von der Raststation Loipersdorf aus zu beobachten, verwerfe ihn aber, da der Horizont doch 2-3° zu hoch ist. Ein paar Kilometer weiter beginnt die Ebene und auf dem letzten höheren Riedel erblicke ich eine kleine Ortschaft - dort muss eine Strasse hinführen, ein idealer Ort. Es ist der Ortsteil Unterbergen bei Markt Allhau auf halbem Weg zwischen Hartberg in der Steiermark und Oberwart. Eine Grenzlandbeobachtung also. Bei der eigenartigen Installation der "Sole-Wies'n" finde ich einen traumhaften Beobachtungsplatz mit fantastischer Horizontsicht nach Südwesten.
Die Sonne geht unter ...
Jetzt wird es spannend. Aber nicht lange! Unglaublich, schon zwei Minuten nach Sonnenuntergang sehe ich den Kometen im Feldstecher (8x50), und er ist hell! Die innere Coma strahlt wie der Planet Jupiter, -2,5mag sind das allemal. Und schon ist ein kurzer Schweif zu erkennen. Wahnsinn!
Bald ist der Komet freisichtig und bildet, zusammen mit der Venus, ein wirklich tolles und vor allem ungewöhnliches Himmelspanorama.
Von Minute zu Minute wird der Komet deutlicher.
Doch das Beobachtungsfenster ist kurz. Der Komet geht unter.
In der Tat. In der letzten Aufnahme ist der Kopf des Kometen schon untergegangen, doch den Schweif erkennt man noch, wenn auch recht schwach. Der Komet ist untergegangen. Es war sicherlich der letzte gute Blick auf ihn, denn selbst, wenn es morgen sehr klar sein sollte, McNaught steht der Sonne viel näher und geht früher unter. Bleibt für ein paar Tage nur SOHO, dann gehört er den Beobachtern der Südhalbkugel.
Der Komet ist untergegangen. Was bleibt, ist ein Abendpanorama mit Venus, ...
... den aufgehenden Wintersternen um Orion ...
... und noch immer Stauwolken im Norden.
Oh, wir befinden uns ja in der Totalitätszone von 1999, ganz nahe der damaligen Zentrallinie. Ich fühle mich wie damals! |