Komet C/2006 P1 (McNaught)

A1-Rosenberger Raststelle, St. Pölten, 13. 01. 2007

20070113tsa16.html

Beobachter:Tahir Saban
Datum:13. 01. 2007
Zeit:16.30 bis 17.00 MEZ
Ort:A1-Rosenberger Raststelle, St. Pölten
Instrument:10x50 Fernglas, Pentax 75
Bedingungen:
Bericht:

Da ich aus beruflichen Gründen bisher nicht dazu gekommen bin den Kometen zu beobachten, wollte ich heute unbedingt mein Glück versuchen. Ein Blick auf den Wettersatellit versprach Nervenkitzel. Über der Steiermark hatte sich ein Wolkenwirbel gebildet, der sich langsam Richtung Nordost bewegte und dabei im Umfang immer größer wurde. Ich telefonierte mit Anneliese und erfuhr, dass Alexander jetzt nicht mehr den Süden sondern den Kahlenberg favorisierte. Ich fuhr kurz vor 3 in Baden ab. Nach ein paar Minuten Richtung Norden entschloss ich mich einen Umweg einzulegen und über die Außenringautobahn bzw. A1 nach Hütteldorf zu fahren. So würde ich von Hochstraß aus auch das Wetter im Nordwesten begutachten können. Als ich in Hochstraß war, konnte ich einen riesigen dunklen Wolkenbatzen in Richtung Wien sehen, im Westen sah es freundlicher aus. Ich hoffe, dass meine Sternfreunde am Kahlenberg Glück hatten. Kurzer Hirnblitz und ich beschloss nicht nach Wien abzubiegen sondern nach Westen zu fahren. Nördlich der Donau war das Wetter sogar noch besser. Kurz vor St. Pölten dann ein bereites Wolkenband das sich von Süden nach Norden erstreckte. Ich könnte noch Krems und die Anhöhe Nördlich davon erreichen, soll ich? Nein, das wird zeitlich zu knapp. Da viel mir die Rosenberger Raststätte nach St. Pölten ein. Sie liegt auf einer kleinen Anhöhe und man hat einen relativ guten Südwesthorizont. Es war jetzt kurz vor 4 Uhr, das Wolkenband war über mir aber dahinter war fast makellos klarer Himmel zu sehen. Ich machte mir über die Wolke weiter keine Sorgen, da der starke Wind, der von Westen blas bis Sonnenuntergang sie schon wegschaffen würde. Ich kaufte mir einen Kuchen und stellte meinen kleinen Refraktor auf. Dann merkte ich mir die Stelle an der die Sonne untergegangen war. Ich schaute mit dem Fernglas wild herum und sah nix, weder McNaught noch Venus. Ich beschloss systematischer vorzugehen. Mit der ausgestreckten Faust maß ich die Stelle ab, an der der Komet jetzt sein sollte. Dort war ein dünnes Wolkenband. Als ich mit dem Fernglas hin schaute, voila! Der helle Kern von McNaught war nicht zu übersehen. Jetzt sah ich ihn auch freisichtig. Im Teleskop bei 16x und 55x war der Kern horizontal gestreckt. Das konnte ich die Tage zuvor auf den Fotos nicht erkennen. An der linken und rechten Seite der gestreckten Kernregion schossen zwei kräftige Gasfontänen schräg in die Höhe. Es sah gewissermaßen wie Hörner aus. Kern und die "Hörner" waren wesentlich heller als der Rest. Bei genauem Hinschauen konnte man auch den Schweif sehen. Die beiden äußeren Kanten des Schweifs waren um 16:45 freisichtig ein paar Grad lang abgelenkt zu verfolgen, dazwischen aber war die Helligkeit schwach bzw. es war gar nichts erkennbar. Wahrscheinlich war die optimale Sichtbarkeit vor 2-3 Tagen, als der Kommet heller geworden war und sich noch weiter weg von der Sonne befand. Am besten war der Anblick im 10x50 Fernglas. Ich drehte mich um, hinter mir standen in einiger Entfernung Busse mit vielen Fahrgästen. Obwohl es in der Raststätte ein kostenloses WC gibt, wollte einer nicht so weit gehen und suchte den Busch vor mir auf. Inzwischen waren am Horizont die schönsten Farben zu sehen. Wolkenfezen, die nicht störten waren in allen Schattierungen von Rot bis Violett eingefärbt. Der Kommet war jetzt schon im Dunst, ich konnte ihn nicht mehr freisichtig sehen, obwohl es finsterer geworden war. Leider streikte mein Fotoapparat, so dass ich nur ein Bild kurz nach Sonnenuntergang schießen konnte. Ich lege daher nur eine "altmodische" Zeichnung bei. Inzwischen kam der Mann aus dem Busch wieder hervor und fragte mich, ob er durchschauen könne. Irgendwie wollte ich ihm das Fernglas nicht in die Hände drücken und sagte, er soll durchs Okular schauen, es ist schon alles eingestellt. Dann ging McNaught für mich für alle Ewigkeit unter. Der Mann schien begeistert und wollte mir zum Abschied par tout die Hand schütteln. Na ja,... was einem beim Beobachten so alles passiert. Vielleicht schreibe ich eines Tages meine Anekdote als Beobachter zusammen?