Totale Mondfinsternis - Roter Mond bei Regen und Sturm

Wiener Urania, 3./4. März 2007

Die Wetterprognosen für diese Mondfinsternis sind eigentlich hoffnungslos; na ja, so ganz hoffnungslos auch nicht. Immerhin verheisst BOLAM für Wien "nur" 50% - 70% Bewölkung. Im Süden Österreichs sollte es besser sein. Doch heute sind wir im Dienst der Allgemeinheit unterwegs und ein Teil der WAA befindet sich im Assistenzeinsatz für die Wiener Urania-Sternwarte, die anläßlich der Finsternis mit einem großen Ansturm rechnet.

A propos Ansturm. Da ist noch die Sturmwarnung. Über 100 km/h sollen es heute Nacht werden und am Nachmittag putzt der Sturm zunächst einmal den Himmel aus.


Klarer Himmel, doch die Wolken am Horizont sind trügerisch


Fast ungestört geht der Vollmond über Wien auf

Es war aber eine gute Idee, das Instrument jetzt schon ins Auto zu verladen. Gegen 20 Uhr regnet es wieder, und zwar gar nicht so schwach. Die Nacht wird eine Zitterpartie werden und es stellt sich zunächst die Frage, ob wir auf der Terrasse der Urania überhaupt Instrumente aufstellen können.


Die Kuppel geschlossen, die Terrasse nass ...

Der Mond schaut diffus durch den Regen, so dicht kann die Wolkendecke nicht sein. Aber der Sturm und der Regen scheinen der große Showstopper zu werden. Doch die gelungene Architektur der Urania erweist sich als Rettung. Das vorgezogene Dach des neuen Dachsaals ist ein ideal, in seinem Schutz können wir unsere Instrumente aufbauen. Leichter Regen macht jetzt nichts aus, er wird vom Sturm über uns hinweg geweht.


Aufbau im Schutz des Dachausbaus


Der Wind trocknet den Boden rasch

Allein, die geschützte Lage macht es noch nicht aus. Die Bedingungen sind lausig, der Mond diffus. Mit freiem Auge gibt das ja noch halbwegs was her, Finsternis mit Weichzeichner sozusagen, doch im Fernrohr erkennt man nur eine diffuse Masse. Vorerst kein Problem, die meisten Gäste hören den Vortrag zur Finsternis und sehen sie besser in einer Internet-Liveschaltung aus Madrid.


Auch die Kuppel ist jetzt geöffnet, ...


... doch der Mond ist eine matte Sache

Die partielle Phase der Finsternis hat begonnen, immer neue Besucherinnen und Besucher treffen ein, doch leider macht das Wetter erneut einen Strich durch die Rechnung. Sturm und Regen werden heftiger. Die Kuppel muss geschlossen werden und auch wir müssen unsere Instrumente in Sicherheit bringen.


Einpacken ist die Devise ...


... und abwarten

Zum Glück sind unsere drei Fernrohre - ein 10" LX-200GPS, ein 12" LX-200 und ein 14" LX-200GPS, so schwer, dass sie der Sturm nicht umwerfen kann - da würde ein Mensch auch schon umgeworfen werden. Doch an Beobachten ist nicht zu denken, zeitweise verschwindet der Mond ganz. War's das? Doch wir hatten so eine Phase schon einmal. Und auch diese geht vorbei. Rechtzeitig vor Beginn der Totalität können wir die Beobachtung fortsetzen.

Leichter Regen kann die zahlreichen Gäste nicht von einem Blick zum Mond abhalten. Jetzt kommt, trotz der immer noch ungünstigen Bedingungen, Finsternisstimmung auf.


Skurril: Ein Blick durchs Fernrohr unterm Regenschirm


Kurz vor Beginn der Totaltität: Gedränge auf der Terrasse


Alle wollen einen Blick durchs Fernrohr werfen

Optimal ist es nicht. Noch immer leichter Nieselregen und starker Wind (an dem wird sich auch heute Nacht nichts mehr ändern). Die Kuppel muss geschlossen bleiben. Somit müssen unsere drei Teleskope herhalten. Doch durch den Regenvorhang ist der Blick diffus und alles andere als überwältigend. Viele sind leider enttäuscht, doch für das Wetter können wir wirklich nichts.

Die Totalität beginnt, zunächst unbemerkt. Es ist bedeckt. Wieder eine Phase mit starkem Regen, unsere Teleskope sind einmal mehr fest eingepackt. Dann entdeckt eine Besucherin am Himmel einen matten Fleck - es ist der total verfinsterte Mond! Die Kamera (siehe rechts) bringt es deutlicher zum Vorschein: Es ist der Rote Mond!

Der verfinsterte Mond wird immer deutlicher. Und dann, so mitten während der Totalität, wendet sich das Blatt. Erst sehen wir Saturn. Dann Regulus. Und dann geben die Wolken auch den Mond frei! Das Wunder dieser Nacht, auf das wir so lange gewartet, gehofft haben. Schade, dass nur mehr ganz wenige Gäste da sind, die meisten angesichts des Regens und des Sturms schon resigniert haben.


Endlich eine richtige Mondfinsternis!

Es gehen sich nur ein paar Schnappschüsse durchs Teleskop aus. Einerseits möchten wir den noch anwesenden Besucherinnen und Besuchern den Blick nicht vorenthalten, andererseits rüttelt der Sturm doch erheblich an den Instrumenten. Die letzte Schärfe ist da nicht zu erwarten.


00.58 - vor dem dritten Kontakt


01.04 - nach dem dritten Kontakt


01.10 - wie ein Diamantring

Jetzt ist es wirklich eine totale Mondfinsternis. Der Mond, rötlich verfärbt. Man kann sogar sagen, dass es sich um eine recht dunkle Finsternis handelt. Langsam schiebt sich der Erdtrabant aus dem Erdschatten heraus und strahlend hell taucht die von der Sonne wieder beschienene Gegend des Mondes auf. Der Anblick erinnert an das Diamantring-Phänomen bei einer totalen Sonnenfinsternis. Schön!

Jetzt kommen auch andere Gestirne heraus. Saturn, Regulus, Arcturus, Spica, Vega und mehr. Wer jetzt noch an der Führung teilnimmt, kann auch Saturn im Fernrohr bestaunen - ein schöner Abschluß. Wir können die Finsternis jetzt bis zum Ende der partiellen Phasen recht gut beobachten, sieht man einmal vom Wind ab. Erst in der Halbschatten-Phase beginnt es wieder zu regnen. Jetzt darf es. Die Finsternis ist so gut wie vorbei.

Es war grenzwertig, doch wir alle, das Team der Urania genauso wie unsere Gruppe, haben das Größtmögliche getan. Mein Dank gilt Claus Thienel sowie Christine und Kurt Bretschneider für den Einsatz mit ihren Teleskopen jenseits der Sicherheitsgrenze und der Leitung der Urania-Sternwarte, dass wir helfen durften.

Die Finsternis im Bild festgehalten, Canon EOS 350D mit 300mm Tele. Verkleinerte Bildausschnitte.


20.58 - diffuser Vollmond

Eine Regenphase sorgt jetzt für eine Pause, doch noch hat die Finsternis nicht begonnen


21.46 - Halbschattenphase

Erneut Regenpause.


22.41 - schon deutlich partiell


23.05 - partiell und immer noch diffus


23.18 - der Mond wird weniger, die Durchsicht auch


23.30 - "Diffuses Croissant"

Und wieder eine Regenpause, wir müssen befürchten, von der Totalität nichts zu sehen.


00.07 - durch den dünnen Regenvorhang taucht der total verfinsterte Mond auf!


00.30 - sehr diffuser, total verfinsterter Mond

Doch jetzt passiert ein Wunder ...


00.51 - es klar auf, noch in der Totalität (knapp)


01.14 - was für ein dritter Kontakt!

Die partiellen Phasen nach der Totalität sind jetzt eigentlich recht gut zu beobachten.


01.14 - die partiellen Phasen nach der Totalität sind klar


01.28


01.43


01.54


02.00 - es wird wieder diffuser, aber jetzt macht es nichts mehr


02.08 - nur mehr schwach partiell


02.15 - im Halbschatten

Der Wind war auch nicht ohne. Nur im Windschatten waren diese Aufnahmen möglich.

Text und Fotos: Alexander Pikhard