Die Eigenbewegung von 61 Cygni

Wien 21, 05. 04. 2007

20070405wvo04.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:05. 04. 2007
Zeit:04.00 bis 05.30 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm, CCD-Kamera SBIG ST237A
Bedingungen:
Bericht:

Der Doppelstern 61 Cygni ist nicht nur mit einem guten Fernglas oder sehr kleinen Fernrohr auflösbar und sehr schön sondern hat auch eine sehr grosse Eigenbewegung gegenüber den weit entfernten Sternen im Hintergrund: 5,2 Bogensekunden bewegt sich das Sternpaar pro Jahr in Richtung Positionswinkel 52 Grad (etwa Nordosten) -- siehe Datenblatt. Diese rasche Eigenbewegung trug dem Stern den Namen "Piazzi's fliegender Stern" ein und war ein Grund für Friedrich Wilhelm Bessel erstmals die Parallaxe des Sternpaars 61 Cyg und damit die Entfernung zu messen: "nur" 11,4 Lichtjahre ist das Doppelsternsystem von uns entfernt und damit einer der allernächsten mit freiem Auge sichtbaren Sterne.

Seit Mai 2006 mache ich alle paar Wochen immer wieder CCD-Aufnahmen von 61 Cygni mit meinem Refraktor 130/1040mm mit kurzer Belichtungszeit; am besten bewährte sich 1/2 und 1 Sekunde. Die Aufnahmen vermesse ich mit Herbert Raab's Astrometrica und dem UCAC2 Katalog. Auch am Morgen des 5.Apr.2007 machte ich wieder fast 100 solcher Aufnahmen und habe sie vermessen. Die Eigenbewegung des Sternpaars ist darauf ganz leicht und sicher zu messen. Wie kann sie bildlich dargestellt werden? Dazu sollen zwei Aufnahmen vom Juli 2006 und Apr.2007 dienen.

2006_2007_01
Vergleich zweier Aufnahmen von 61 Cygni vom 6.Juli 2006 und 5.Apr.2007. Der Abstand der beiden Doppelsternkomponenten ist 31 Bogensekunden, Norden ist etwa oben, die Orientierung beider Bilder ist genau gleich. Bei genauer Betrachtung ist eine Verschiebung der beiden Sterne nach "links oben" gerade noch zu erkennen.

rgb2
Vergleich derselben beiden Aufnahmen vom 6.Juli 2006 und 5.Apr.2007: die erste Aufnahme wurde rot und die zweite wurde blau eingefärbt und die Hintergrundsterne genau deckungsgleich übereinander montiert -- sie sollten daher grau werden, was mir noch nicht ganz gelungen ist. Da sich 61 Cygni A (rechte obere Komponente) und B (linke untere Komponente) in dieser Zeit um etwa 4 Bogensekunden nach links oben (Nordosten) bewegt haben zeigen sie zwei unterschiedlich gefärbte Sternbilder: die Eigenbewegung ist damit besser erkennbar!

eb_61cyga
Eine weitere Darstellungsmöglichkeit ist ein Diagramm -- hier für Komponente A des Doppelsterns: links ist die Sekundenzahl der Deklination und unten die Sekundenzahl der Rektaszension aufgetragen. Die einzelnen Messungen sind Punkte, die schwarze Gerade eine angenommene geradlinige Bewegung des Sterns durch die Messpunkte, die durch kleine Messfehler etwas um diese Gerade streuen.

Mein bisheriges Ergebnis: die Eigenbewegung ist innerhalb weniger Monate sehr leicht zu messen, auch bei "nur" einem Meter Brennweite. Noch besser werden die Vergleichsbilder sicher bei noch längerem zeitlichen Zwischenraum -- ich messe ja "erst" seit einem knappen Jahr! Jedenfalls macht es Spass dem "fliegenden Sternpaar" zuzuschauen!