Saturnbedeckung

Sofienalpe, 22. 05. 2007

20070522api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:22. 05. 2007
Zeit:19.30 bis 23.30 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D mit 80-300mm Tele
Bedingungen:
Durchsicht:ausreichend (3)
Seeing:schlecht (4)
Temperatur:22 °C
Wind:leicht aus N
Bemerkungen:Anfangs stark bewölkt und leichter Regenschauer, dann zunehmend aufgelockert mit Cirren.
Bericht:

Das ist heute meine bisher mutigste Entscheidung die Durchführung einer Astropraxis betreffend. Der Wetterbericht verheißt labiles, gewittriges Wetter für heute Nachmittag und Abend, keine guten Voraussetzungen für die seltene Saturnbedeckung. Nur BOLAM ist etwas optimistischer, doch bei einer Gewitterfront?

Als ich das Büro verlasse, beginnt es zu regnen. Auf der Südosttangente durchfahre ich dann ein schweres Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen - das Wasser steht selbst auf der Praterbrücke bis zu 15cm hoch! - und Hagel. Es ist 17 Uhr. Gut, denke ich, sehr gut.

Das ist kein beginnender Wahnsinn, sondern die Überlegung, dass, wenn das Gewitter jetzt schon da ist, der Abend besser werden könnte. Doch wer weiss? Einer sollte es wissen: Ich wende mich an unseren Austrocontrol-Meteorologen Andreas Pfoser. Und in der Tat, er meint, für die Zeit der Saturnbedeckung heute Abend sollte es klappen. Also grünes Licht. Ungläubige Anrufe am WAA-Handy sind die Folge.


Zweifel und Hoffnung, von Gewitterwolken in den Himmel gemalt

Als ich auf der Sofienalpe ankomme, fallen noch letzte Regentropfen. Im Rest von Wien ist es schon schöner. Was tun? Doch eine halbstündige Beobachtung des Wetters zusammen mit Roland Graf sagt, das wird; und zwar wird es besser. So bauen wir, sehr zum Staunen einer Gruppe Mountainbiker, die gerade dabei sind, trocken zu werden, auf.


Aufbau unter abziehenden Wolken


Näher beim Auto ist sicherer, denn wer weiss ...


Jetzt blicken alle Richtung Mond und Saturn

Wenig später der erlösende Blick. Der Mond! Zuerst dunstig, dann klarer. Doch Cirren bleiben, kein Wunder, nach diesen Unwettern. Und bald sehen wir auch Saturn. Schwach, aber deutlich.


Mond und Saturn, der erlösende Anblick

Die Zeit vergeht jetzt rasch. Bald weicht die Sorge um die Wolken der Konzentration vor der Bedeckung. Es wird klappen. Ich montiere am 12" LX-200 bei 3m Brennweite die Webcam. Saturn ist schwach in den Cirren, daher das Rauschen gross. Das Seeing ist verheerend. Aber wir sind froh, überhaupt etwas zu sehen. Huckepack montiere ich die Canon EOS 350D mit 300mm Tele. Es kann losgehen. Touristen aus Magdeburg begleiten uns. Und staunen.


Es geschieht innerhalb einer Minute ...

Das langsame Verschwinden des Saturn ist im Feldstecher und sogar mit freiem Auge gut zu erkennen!

Saturn ist verschwunden. Großes Aufatmen. Glück gehabt. Erleichterung und Begeisterung allerorts.

Wir haben jetzt mehr als eine Stunde Zeit bis zum Austritt. Einmal Strom sparen ist die Devise. Laptops werden abgeschaltet oder in Standby versetzt, das Gesehene verdaut. Es werden aber auch die Videos vom Eintritt noch einmal angeschaut.

Der Austritt naht, und von Nordosten auch Wolken. Es beginnt ein Bangen, doch der Mond steht klar am Himmel. Die Geräte werden wieder bereit gemacht. Austritt in 10 Minuten. Ich habe noch für 13 Minuten Strom im Laptop, das wird knapp. Hätte doch nicht so viel mit Starry Night spielen sollen. Noch 5 Minuten. Strom für 9 Minuten. Na also. Noch drei Minuten. Wolken.

Wolken! Keine Cirren, sondern rasch ziehende Stratuswolken. Klein. Aber so eine kleine Wolke kann alles vermasseln. Die Kamera läuft. Strom noch für 5 Minuten. Austritt in drei Minuten. Der helle Mondrand. Ich muss die Belichtung der Kamera runterregeln, aber werde ich da den Saturn überhaupt sehen? Er war schon beim Eintritt so schwach. Wo wird er auftauchen? Dank Starry Night ist die Stelle eingestellt.

Schwarz. Ein Raunen geht durch die Menge. Eine Wolke. Und was für eine! Das wird knapp. Ein Wolkenloch. Noch zwei Minuten. Nein, das Wolkenloch hält höchstens für eine Minute. Schwarz. Aus. Pech. Unglück im Glück sozusagen. Schade. Den Austritt sehen wir nicht ...

Eine gute Viertelstunde bleibt der Mond verborgen, dann zieht die Wolke ab. Danach hat sich der Mond schon ordentlich von Saturn entfernt.


Mond und Saturn nach dem Austritt

Wenigstens ein nettes Foto (Mosaik aus drei Aufnahmen am 12" LX-200 bi 3m Brennweite). Ich habe Saturn absichtlich nicht heller gemacht. Er ist wirklich so viel schwächer als der Mond.

Viele bauen jetzt ab. Einige warten aber auch, bis Saturn wieder mit freiem Auge zu erkennen ist. Das ist eine gute Dreiviertelstunde nach dem Ende der Bedeckung.

Auch wenn das Ende der Bedeckung nicht zu sehen war, es war ein spannendes und daher schönes Astronomieerlebnis. Erlebte Astronomie eben ...