Mehr Mofi-Frust als Mofi-Lust

1020 Wien, 20. 02. 2008

20080220sfl23.html

Beobachter:Thomas Schröfl
Datum:20. 02. 2008
Zeit:23:00 MEZ
Ort:1020 Wien
Instrument:Optolyth 100/700mm, Nikon D 70s mit 500mm Spilgetele
Bedingungen:
Durchsicht:schlecht (4)
Grenzgröße:4.0
Aufhellung:schlecht (4)
Seeing:gut (2)
Wind:kein
Temperatur:3°C
Bericht:

Bibliotheken ließen sich mit Hohn und Spott füllen, die über Meteorologen wegen danebengegangener Prognosen ergossen wurden. Aber hat man einmal den Wunsch, sie mögen sich doch irren, so haben sie sicher Recht. Was uns Andreas Pfoser vorhergesagt hat, ließ sich an Präzision nicht mehr überbieten. Hätte er sich doch nur einmal geirrt. Wir alle hätten ihm diesen Irrtum großzügig verziehen.

Nach dem Motto „viel Aufwand, aber wenig Erfolg“ habe ich letztes Wochenende das Auto mit der erforderlichen Ausrüstung beladen. Auch der Beobachtungsort ist gut geplant. Meine Schwester wohnt im 2. Bezirk am Rande des Praters im letzten Stock mit einem angrenzenden begehbaren Flachdach, das von Osten bis Westen freie Sicht gewährt. Der Vorteil: Beobachten ohne die ganze Nacht im Freien sein zu müssen. Jede Stunde sehe ich mir am Mittwoch nachmittags das Satellitenbild von Meteosat an. Das große ?: wird es sich gerade noch ausgehen, oder nicht? Dann kommt die erste Hiobsbotschaft. Der Lift ist defekt. Als ich gegen 22 Uhr bei meiner Schwester anrücke, haben wir zunächst das Vergnügen so an die 50kg Ausrüstung fünf Stockwerke hinauftragen zu dürfen. In Ruhe baue ich alles auf dem Flachdach noch bei völlig klarem Himmel auf. Erstmals heißt es Einnorden der Montierung unter aufgehelltem Stadthimmel, aber nachdem ich mich einmal orientiert habe, ist es keine größere Schwierigkeit Polaris in den Polsucher zu bekommen. Huckepack ist die Nikon D70s mit einem 500mm Spiegeltele montiert, damit Beobachten und Fotografieren gleichzeitig möglich ist. Bis nach Mitternacht beobachte ich gelegentlich den Vollmond und mache auch einige Aufnahmen.

Zu Beginn des Mondeintrittes in den Halbschatten bin ich noch zuversichtlich. Richtung Westen zeigt sich noch keinerlei Bewölkung. Aber wie vorhergesagt treten langsam leichte Cirren auf, die zunächst für kurze Zeit zu einer Haloerscheinung führen, an und für sich ja sehr schön anzusehen, aber nicht gerade dann, wenn eine totale Mofi unmittelbar bevorsteht. Und so nehmen die Dinge unweigerlich ihren Lauf. Die Cirren werden dichter und dichter. Der Mond ist nur mehr in einen starken Schleier eingehüllt zu sehen. Dann schiebt sich noch eine zweite Wolkenschicht darunter und damit ist es endgültig aus. Nur mehr für Sekunden blinzelt der Mond hie und da durch dünnere Partien der Bewölkung. Für einen Augenblick habe ich noch Hoffnung, denn kurzfristig erscheint ein größeres Wolkenloch, doch der Wind schiebt es in die falsche Richtung. Fünf Uhr früh, aus und vorbei. Schon leicht übernächtigt baue ich meine Ausrüstung ab. Gott sei Dank muß ich sie nicht um diese Zeit zum Auto schleppen, sondern kann sie bei meiner Schwester zwischenlagern.

Da ich fotografisch nichts Besseres als Alex von der Sophienalpe zu bieten habe, spare ich mir die Veröffentlichung und der WAA Webspace.

Trotzdem hält sich der Frust in Grenzen. Zum einen mußte ich nicht vergeblich stundenlang im Freien ausharren, und zum anderen habe ich mir das Warten und Hoffen mit einem hervorragenden Film im ARD über das Schicksal einer ungarisch-jüdischen Familie über drei Generationen (00:50 bis 3:40 „Ein Hauch von Sonnenschein“) kurzweilig gestaltet.

In weiser Voraussicht habe ich mir für den Donnerstag bei meinem Chef (= ich) frei genommen, denn ich komme erst gegen sechs Uhr früh ins Bett und fühle mich für den Rest des Tages wie ein Zombie. Bleibt zu hoffen, daß wir am 16. August – denn wir wissen es ja besser als der ORF – mehr Glück haben.