Am 8.März entdeckte LINEAR einen neuen erdnahen Kleinplaneten (NEA = near earth asteroid, NEO = near earth object). Er erhielt die Bezeichnung 2008 ED8. Schon im MPEC K08E72 wurde die grosse Erdnähe am 10.März erkennbar: das NEO kam uns um 8h UT (9h MEZ) bis auf die 1,4-fache Mondentfernung nahe. Aufgrund der absoluten Helligkeit kann auf einen Durchmesser des Objekts von etwa 50 Meter geschlossen werden.
Für mich ist es eine spannende Herausforderung ein solches Objekt zu astrometrieren um die Bahn zu sichern. 2008 ED8 wurde relativ hell, am Abend des 9.März beobachtete ich das Objekt mit 13mag, am Abend des 10. mit 14mag. Diese Helligkeit ist mit dem 130mm Refraktor und der CCD Kamera kein Problem. Wirklich herausfordernd war die rasende Bewegung des Kleinplaneten durch die grosse Erdnähe: in einer Minute legte das NEO bis zu 150 Bogensekunden (2,5 Bogenminuten!) am Himmel zurück! So beobachtete ich 2008 ED8 am Abend des 9.März unweit des Kopfs der Wasserschlange (Hydra) im Süden. Am Abend des 10.März musste ich das Fernrohr in den Osten in die Nähe von Arktur im Bootes richten!
Ich probierte Aufnahmeserien mit sehr kurzer Belichtungszeit von nur einer und zwei Sekunden -- pro Sekunde bewegte sich 2008 ED8 immerhin schon um 2,5 Bogensekunden! Da eine astrometrische Messgenauigkeit von besser als einer Bogensekunde anzustreben ist muss sehr kurz belichtet werden damit das Bild des Kleinplaneten nicht allzu länglich wird -- es ist dann nicht mehr genau zu vermessen. Zu kurz darf allerdings auch nicht belichtet werden da sonst zu wenige Referenzsterne auf der Aufnahme auswertbar sind. Das Programm Astrometrica von Herbert Raab hat sich wieder einmal bewährt! Wichtig war wieder die möglichst genaue Einstellung der PC-Uhr des CCD-Computers. Ich versuchte es mit der Wiener Telefonnummer 1505 (BEV Atomzeit), was ganz gut gelang.
Kleinplanet 2008 ED8 am 10.März 2008, 22h29 UT
Refraktor 130mm bei f=484mm, 10 Aufnahmen mit je 2 Sekunden Belichtungszeit,
addiert und zentriert auf den Kleinplaneten; dieser ist als Pünktchen rechts der Bildmitte zu sehen.
Die Referenzsterne werden durch die Kleinplanetenbewegung zu langen Strichen auseinandergezogen, die Punkte sind unterbrochen von der
Auslesezeit der CCD-Kamera (über Parallelport ca. 15 Sekunden pro Bild).
Die Genauigkeit der astrometrischen Beobachtungen ist zufriedenstellend: am 9.März waren die mittleren Restfehler meiner Beobachtungen 1,1 Bogensekunden, am 10.März 0,7 Bogensekunden (siehe NEODys Seite und die Beobachtungen in den MPECs K08E78 und K08E87).
Es war jedenfalls wieder einmal spannend, so einen schnellen Kleinplaneten in Erdnähe zu verfolgen! Mehr über die Astrometrie von Kleinplaneten und Kometen habe ich auf einer Webseite zusammengestellt.