Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||
Datum: | 13. 04. 2008 | ||||||||||||
Zeit: | 19:00 bis 23:30 MESZ | ||||||||||||
Ort: | Sofienalpe | ||||||||||||
Instrument: | 6" Skywatcher Refraktor 150/1200mm, Canon EOS 350D, Philips SPC 900NC | ||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Heute steht ein seltenes Himmelsereignis auf dem Programm, die Bedeckung des offenen Sternhaufens M44 (bekannt als Praesepe) im Krebs durch den Mond. Das Wetter meint es heute gut mit uns; nach dem Durchzug eines schwachen Höhentrogs am Nachmittag lösen sich die Quellwolken am Abend auf. Ich erreiche die Sofienalpe bei schon recht freundlichem Wetter.
Ich erlebe die Sofienalpe, wie ich sie (zumindest um diese Tageszeit) noch nie erlebt habe: Absolut menschenleer. Die letzten drei Besucher verlassen das Restaurant, dann ist der Parkplatz, bis auf einen abgestellten Lastwagen, leer. Stille. Nur der abendliche Gesang der Vögel. Es ist windstill und mild. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken und hüllt die Sofienalpe in ein warmes, abendliches Licht. Und nichts als Vogelstimmen. Kein Motorenlärm, keine Stimmen von Menschen, kein Hundegebell, keine Schritte von Wanderern oder Joggern. Nichts, nur die Natur, als ob es den Menschen gar nicht gäbe. Dazu der Geruch einer gerade aufblühenden Vegetation. Herrlich! Minutenlang lasse ich die Stimmung auf mich einwirken. Die Wolken über mir werden immer weniger, der Sonnenuntergang auf der Sofienalpe ist einmal mehr spektakulär.
In hohen Wolken spiegelt sich das Licht der Sonne. Heute gibt es eine der seltenen Lichtsäulen, aber nicht nach oben, sondern nach unten!
Als ob ein Raumschiff mit gigantischem Antrieb in den Himmel startete, leuchtet die Lichtsäule wie eine gleißend helle Flamme aus den Wolken. Ein toller Anblick. Es ist übrigens noch immer still, nur die Stimmen der Natur. Fast habe ich wegen des Klickens meiner Kamera ein schlechts Gewissen.
Die Sonne geht unter, auch der Mond ist schon gut zu sehen. Ich baue auf. Heute habe ich den "kleinen" 6" Skywatcher mitgenommen, das neueste Instrument in der Teleskopsammlung der WAA. Für die Bedeckung der Praesepe erscheint mir ein Refraktor günstiger als ein Spiegelteleskop, vor allem ein Cassegrain-artiges, das noch so gut entblindet sein kann, nahe dem hellen Mond haben alle derartigen Instrumente ein Problem.
Ich denke schon, ich werde alleine hier stehen, da kommen doch ein paar Beobachter mit ihren Instrumenten. Viele sind es nicht, eigentlich schade, angesichts dieses interessanten Ereignisses. In der Dämmerung fotografiere ich zunächst einmal den Mond, durchs Okular und mit der Webcam.
Ich montiere die Webcam und nehme zunächst mit einer Brennweite von 1200m auf (IR Sperrfilter). Mal sehen.
Dann geht es los mit den Bedeckungen. Ich habe mir nicht vorgenommen, die Zeiten zu messen, sondern nur zu schauen. Zeitmessung im Feld, das ist leider ein noch nicht so richtig gelöstes Problem.
Ich beginne mit einem 40mm Pentax-Okular; auf der Hohen Wand habe ich damit die ganze Praesepe ins Feld gebracht. Doch bald erkenne ich, dass der Mond viel zu hell ist. Ich steigere so lange die Vergrößerung, bis der helle Teil des Mondes nicht mehr im Gesichtsfeld steht. Das ist die Lösung, garantiert entspanntes Beobachten. Schon sind die ersten hellen Sterne bedeckt. Ich wage mich an ein paar Aufnahmen durch den Refraktor und schaffe, die Bedeckung von XZ13100 Cnc im Bild festzuhalten - samt einer Überraschung!
Der Stern ist verschwunden - oder doch nicht? Ich vermute richtig: Der Stern ist ein Doppelstern mit einem nachfolgenden Begleiter 12,3mag in 5,4" Abstand, Pw 56°. Nach der Bedeckung des Hauptsterns ist nur noch der Begleiter zu sehen. Toll! Es folgt Bedeckung auf Bedeckung. Spektakulär ist das Tripel von Bedeckungen von epsilon Cnc, 102B Cnc und XZ 13149 innerhalb von nur 52 Sekunden. Ein Wettrennen, nicht zu erraten, welcher Stern als nächster bedeckt wird, Spannung pur! Ich teile mit Roland, der nach einer Autopanne erst später kommt, und anderen Beobachtern die restlichen Bedeckungen. Um 22.40 Uhr ist die letzte hellere Bedeckung, die meisten Beobachter bauen ab, auch ich denke schon daran. Doch halt, schauen wir uns doch endlich den Mond, den wir bisher so konsequent außerhalb des Gesichtsfelds gehalten haben, direkt an. Noch immer tolles Seeing! Ich montiere abermals die Webcam, diesmal mit 1,5x Barlowlinse. Das gibt eine Brennweite von 1800mm. Allerdings mache ich einen Fehler. Statt des IR-Sperrfilters montiere ich den IR-Passfilter 742nm. Bei meinem 12" LX-200 geht das ja, aber das achromatische Objektiv dieses Refraktors ist für IR absolut nicht korrigiert. Ein buntes Farbenspiel ist die Folge und es kostet mich einige Tricks der digitalen Bildverarbeitung, diesen Fehler zu kompensieren.
Noch ein Blick zu Saturn? Wow, was für ein Anblick! Visuell auch noch im 7mm Pentax gestochen scharf. Also die Webcam, wieder mit 1,5x Barlowlinse. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Ein toller, ereignisreicher Abend. |