Beobachter: | Doris Istrate |
Datum: | 29. 07. 2008 |
Zeit: | 00:00 |
Ort: | Novosibirsk |
Instrument: | Olympus SP 550 |
Bedingungen: | |
Bericht: | Endlich war es soweit. Nachdem wir alle nach monatelanger Vorbereitung glücklich im Besitze von russischer Einladung samt Visum, Flug-, Bahn- und Hotelreservierung waren, konnten wir uns am 29.7. zu Mittag auf die selbst gestrickte Reise begeben, einem ungewissen Abenteuer entgegen. Im Flieger nach Moskau trafen wir Robert Edelmaier und seine Gruppe, die es jedoch vorzog, von Moskau nach Novosibirsk weiterzufliegen. Am Flughafen in Moskau verabschiedeten wir uns von Robert und begrüßten Bernhard, der von München aus vor uns gelandet war und unsere Gruppe von 8 Personen komplettierte. Wir flogen nicht weiter, sondern suchten das Weite mit der transibirirschen Eisenbahn, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Endlose Weite von früh bis spät, tagein, tagaus. Na gut, wir waren darauf vorbereitet und hatten gründlich vorgesorgt. So verbrachten wir die lange Zugfahrt in Wodka-seeliger Laune, die nur von den zahlreichen Stopps in den Bahnhöfen unterbrochen wurde. Obwohl wir mit Proviant gut eingedeckt waren nutzten wir die Aufenthalte, um nicht nur Frischluft zu schnuppern, sondern auch Frischfutter zu kaufen und Wasser- u. Biervorräte aufzufüllen. So verflogen die 3 Tage wie im Flug und wir erreichten am 1.8. um 3 Uhr morgens Novosibirsk. Da uns nur knapp 1 Tag zur Verfügung stand und Zeit kostbar war, logierten wir gleich im Bahnhofshotel. Am nächsten Morgen, oder besser gesagt nach nur 3 Stunden Schlaf, beschlossen wir gemeinsam die Umgebung zu erkunden, um ein geeignetes Platzerl für unsere Sofi zu finden. Aber verflixt, unsere (Gaby's und meine) Eingangstüre klemmte und ließ sich nicht absperren. Nachdem 4 Stubenmaids nacheinander das malheur beäugt hatten, kam endlich ein Schlosser und zerlegte das Türschloss. Natürlich mit russischer Gelassenheit, was Gaby mit wenig Humor verfolgte. Aber immerhin, nach einem verlorenen Vormittag tat das Zaren-Türschloss endlich wieder seine Pflicht. Inzwischen machte sich der Spähtrupp ohne Gaby und mich auf den Weg, mit dem Ergebnis, dass es unterschiedliche Ansichten gab. Hilmar und Thomas waren von dem schönen, alten Bahnhof so fasziniert, dass sie nicht bereit waren, sich weiter als 200 m zu entfernen. Bernhard war davon wenig begeistert und feilschte gekonnt mit einem Taxifahrer vor dem Bahnhof bezüglich einer Fahrt zu den Gestaden des Stausees. Ein etwas schwieriges Unterfangen, da die Taxifahrer weder ein Wort Englisch noch Deutsch verstanden. Nach erfolgter Verständigung und Verhandlung mit Hilfe von Händen, Füßen und einem kleinen Wörterbuch kam Bernhard angedüst um zu fragen, wer sich ihm anschließen wollte. Es wollten alle, nur Hilmar und Thomas hielten dem Bahnhof unterschütterlich die Treue, so dass sich die Gruppe leider teilte. Nach langwierigen Verhandlungen wegen eines zusätzlichen Wagens brausten wir endlich los, quer durch die Stadt und dann ca. 40 km bis zum See. Dort angekommen, gratulierten wir Bernhard zu seiner Initiative, denn der Platz war wirklich super. Nur der Wind machte uns zu schaffen, ließ uns im Kreis laufen. Aber dann fanden sich ein paar Büsche, hinter denen wir Deckung nehmen konnten. In einiger Entfernung stand eine andere Gruppe von Astronomen, die englisch sprach. Mitten drinnen eine große Gestalt, ganz in schwarz gekleidet. Ich dachte, der sieht aber dem Thomas Strehl sehr ähnlich ... ! Nur, wie sollte es unseren "man in black" ausgerechnet hierher, an dieses Ufer des Stausees verschlagen? Ich ging vorbei und sagte nichts, bis ihn plötzlich jemand aus seiner Gruppe mit Tom ansprach. Was? Tom? Sollte er es wirklich sein? Ich rief: "Thomas, bist du das?" Er drehte sich um: "Ja! Was? Doris? Du da? Das gibt's doch gar nicht!" Wir fallen uns um den Hals, Bussi-Bussi, Schulter klopfen ... können es kaum glauben. Tom kommt zu unserer Gruppe, begutachtet unseren Stellplatz bei der vorläufig noch verwaisten Grillstation. Das Wetter ist nicht ungetrübt, Wolken ziehen hurtig herum, einmal hin, einmal her, dazwischen immer wieder Sonne. Tom überlegt auszuweichen, aber wohin? Nein, alle bleiben, Tom gesellt sich mit seiner Gruppe zu uns, und die Entscheidung war goldrichtig. Bereits vor dem ersten Kontakt verflüchtigten sich die Wolken und der Himmel strahlt uns an. Da wussten wir: Heureka, es wird eine tolle Sofi! Alle bereiten sich auf den großen Augenblick vor, auch die inzwischen eingelangten russichen Grill-Freunde. Es wird noch schnell mit dem Feldstecher die letzte dünne Sichel bewundert, bevor es losgeht. Alle sitzen angespannt vor ihren Fotostationen - noch 3, noch 2, noch 1 Sekunde ... ! "Aaaaaahhhhhh, Wooooooow, Uaaaahhhhhhh ... ". Es sind die Russen hinter uns, die ihre Schaschlik-Orgie unterbrechen und vor Begeisterung schreien. Klack, klack, klack ... die Kameras schießen Bilder wie Maschinengewehre, nur leiser. Ich kann es mir auch nicht verkneifen, mit meiner kleinen DigiCam ein paar Bilder zu schießen, obwohl Gaby mit der 40D am Werk ist. Dann schaue ich hoch. Wahnsinn! Alles total dunkel, die Landschaft, das Wasser, der Himmel, die Sonne, nur die Korona so hell, dass die Totale fast wie eine Ringförmige aussieht. Echt stark, und die vielen Sterne rundherum! Ich will die Sterne zählen, da ruft Bernhard: "Achtung, noch 10 Sekunden!" Was, nur noch 10 Sekunden? Panik, ich möchte vorher noch schnell 2 Aufnahmen machen, mit unterschiedlicher Belichtung, und dann die Sterne zählen, das muss sich doch noch ausgehen! Aber oh Schreck, als es das 2. Mal Klick macht, wird der rechte Rand schon heller. Aus der Traum vom Zählen ... Dann wenigstens den Diamantring! Der Selbstauslöser ist auf 2 Sek. gestellt. - Na los, so knips doch endlich, blöde Kamera, warum knipst du nicht? 2 Sekunden können doch nicht so lange dauern! Doch, sie können, und so ist der Diamantring auch schon überbelichtet. Alles aus und vorbei! 2 Sekunden so lang, und 2 Minuten so kurz! Einstein, schau oba! Nachher herrschte eitel Freud und Wonne, und alle waren sich einig, dass es eine der schönsten Sonnenfinsternisse war. Nach dem letzten Kontakt wurde der See noch schnell für ein erfrischendes Bad genutzt... ... und dann ging es wieder zurück nach Novosibirsk zum Bahnhofsplatz. Wenige Stunden später saßen wir wieder in der Transsibirischen, wo auch Niki und seine 3 "Jungs" die Rückreise mit uns antraten. Niki war von China aus zu uns gestoßen, seine Jungs nach einer Russland-Rundreise. Während der Fahrt bewunderten wir gegenseitig auf Hilmar's Laptop unsere Fotos und waren total happy, dass alles so wunderbar geklappt hatte. Auch Hilmar und Thomas gelangen tolle Aufnahmen, obwoghl es beim Bahnhof eine größere Zitterpartie war als am See. Die erste partielle Phase wurde noch von dunklen Wolken getrübt die nach Regen aussahen, aber dann hatte Petrus auch mit den beiden Bahnhofs-Liebhabern Erbarmen und blies die Wolken rechtzeitig vor der Totalität fort. Die letzte Nacht im Zug war etwas anstrengend, da uns nur wenig Schlaf vergönnt war. Gegen 3 Uhr Früh wurde polternd verkündet, dass die WC's geschlossen werden, bald darauf unwirsch das Bettzeug verlangt, und um 4 Uhr sagten wir im kühlen Moskau der Transsib nach ca. 7.000 km quer durch Sibirien good by. Da wir bei der Metro vor verschlossenen Türen standen, schleppten wir uns in ein Cafe und versuchten mit heißem Kaffee, Kipferl und Gulasch neue Kräfte zu tanken. Als die Metro um 6 Uhr endlich ihre Pforten öffnete, eilten wir zum Roten Platz, um die wenigen Stunden bis zum Abflug für eine kurze Moskau-Erkundung zu nützen. Hilmar und Thomas hatten noch den Elan, sich beim Fotografieren gegenseitig übertrumpfen zu wollen. Dann trennten sich wieder unsere Wege: Bernhard, Heinz und Renate stürmten eilig den Kreml; Hilmar, Thomas und Norbert wollten Moskau nicht ohne Mc-Donalds-Besuch verlassen; Gaby und ich bummelten leicht erschöpft durch das Kaufhaus GUM. Am Nachmittag versammelten wir uns wieder am Flughafen und traten die letzte Etappe der Reise an, die am 4.8. um 18.00 Uhr in Wien endete. Ich glaube im Namen aller Teilnehmer sagen zu können, dass es nicht nur eine sehr erfolgreiche, sondern auch amüsante und abenteuerliche Reise war, die keiner von uns missen möchte. Sie machte auch Lust auf mehr: "Sag, wo findet die nächste Sofi statt?" "In China?" Egal, wir fahren auf jeden Fall hin, sind wieder mit dabei ...
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