Beobachter: | Robert Edelmaier | ||||
Datum: | 01. 08. 2008 | ||||
Zeit: | 09:00 UT | ||||
Ort: | Berdsk bei Novosibirsk | ||||
Instrument: | Nexstar 4 | ||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Reisebericht der WAA Tour zur Sonnenfinsternis in Berdsk/Novosibirsk Dienstag, den 29. Juli 2008 Um 12 Uhr geht unser Flugzeug noch Moskau, da Ferienzeit ist, haben wir alle einen entsprechenden Zeitpolster eingeplant, sodass wir uns bereits um ca. 11 Uhr beim Gate einfinden. Dort wird sicherheitshalber nochmals unser Visum kontrolliert, es ist aber – wie erwartet – alles in Ordnung. Im Flugzeug treffen wir dann noch einige anderer WAA Mitglieder, die sich zwar mit uns gemeinsam nach Moskau aufmachen, sich dann aber mit der Transibirischen Eisenbahn nach Novosibirsk auf den Weg machen werden. Im Flugzeug tauschen wir dann noch die letzten Informationen und Neuigkeiten aus. Nach der pünktlichen Landung in Moskau Domodedovo haben wir die Einreiseformalitäten rasch hinter uns gebracht und wir gehen weiter zur Gepäckausgabe. Gerade kommen die ersten Koffer aufs Band, da sehe ich schon meine Tasche kreisen. Bis dann alle ihr Gepäck haben, dauert es dann schon noch etwas, die Zeit dazwischen nutzen wir um Euros gegen Rubel zu tauschen. Problemlos passieren wir dann auch die Zollkontrolle, danach trennen sich unsere Wege und wir verabschieden uns. Da wir am Ufer des Ob Sees außerhalb von Novosibirsk beobachten werden, werden wir uns in Novosibirsk auch nicht mehr treffen. Wir checken dann gleich für unseren Anschlussflug nach Novosibirsk ein, der Schalterbeamte akzeptiert mein etwas schwereres Handgepäck mit dem Hinweis auf einen Laptop problemlos. Joe hat weniger Glück, er muss Übergepäck nach zahlen, wo ihm aber auch gleich dass gesamte Handgepäck zusätzlich verrechnet wird. Dann haben wir Zeit um auf unseren Anschlussflug zu warten. Zuerst gehen wir aus dem Flughafen hinaus um das Treiben vor dem Flughafen zu beobachten. Ich nutze die Gelegenheit für ein paar Fotos, hinter mir gibt ein Polizist Anweisungen in einem Megafon. Nachdem ich meine Aufnahmen gemacht habe bekomme ich erst mit, dass diese Anweisungen mir gegolten haben, dass ich den Flughafen nicht fotografieren darf. Schnell packe ich die Kamera ein, die Aufnahmen habe ich ja bereits. Nachdem dass Wetter immer schlechter wird, ziehen wir uns in das Gebäude zurück, wo wir dann individuell den Flughafen erkunden. Nach und nach finden wir uns dann gegen 21 Uhr Ortszeit bei der Sicherheitskontrolle ein, wo wir dann pünktlich mit einen Airbus A310 abheben um die restlichen 4 Flugstunden nach Novosibirsk zurückzulegen. Auch hier haben die Russen bereits westlichen Standard erreicht – in ihrem Billigflieger ist genauso wenig Platz wie in westlichen Billigfliegern, dafür wir aber volles Service inkl. Verpflegung geboten. Daher komme ich nur kurz zum Schlafen (ca. 45 min), intensive Gespräche hinter mir wecken mich wieder auf. Mittwoch, den 30. Juli 2008 Über pünktlich setzen wir gegen 04:30 Uhr Ortszeit in Novosibirsk auf. Bis wir unser Gepäck haben vergeht dann aber noch eine Stunde. Hier machen wir eine neuer Erfahrung: Vor dem Verlassen werden alle Gepäckanhänger kontrolliert und die Abschnitte eingesammelt – wo war denn meiner noch gleich? Nach einiger Sucher entdecken wir ihn doch noch – bei Bording wurde er sicherheitshalber gleich zu den verbleibenden Tickets gepickt – aber auf der Innenseite, damit er nicht verloren gehen kann. Jetzt haben wir wieder Zeit zum Warten – wir werden mit anderen Reisenden gegen 9 Uhr vom Bus abgeholt. Also ziehen wir uns in den Wartebereich zurück, wo wir versuchen auch etwas Schlaf nachzuholen. Um 9 Uhr treffen wir dann unseren Guide, bis wir aber dann fast komplett für den Bus sind wird es 10:30 'Uhr. Danach geht es in die Stadt, wo wir ein Frühstück bekommen und eine Stadtrundfahrt machen. Bei der Fahrt in die Stadt beginnt es leicht zu regnen! Hier einige Impressionen aus der drittgrößten russischen Stadt: Der Ausgangspunkt der Gründung der Stadt war der Bau der transibirischen Eisenbahn vor 115 Jahren. Jetzt leben in Novosibirsk 1,4 Millionen Einwohner. Während der Stadtrundfahrt scheint bereits wieder die Sonne – so schnell ändert sich das Wetter hier, was uns für die Beobachtung der Finsternis wieder hoffen läßt. Die Temperatur hier beträgt ca. 30 Grad Celsius. Danach fahren wir in eine Satellitenstadt von Novosibirsk – Berdsk (ca. 100 000 Einwohner) wo wir unser Hotel (54 Grad 46 Minuten 3 Sekunden Nord, 83 Grad 5 Minuten 14 Sekunden Ost) beziehen. Dieses Hotel hat unser Reisebüro exklusiv für Sonnenfinsternistouristen gebucht, als sind wir unter uns. Eine erste klein Hürde zeigt sich bald: Es gibt im Hotel kein Wasser – das Management bedauert, in 40 Minuten soll es soweit sein. Nachdem eine Stunde vergangen ist und noch immer kein Wasser da ist, machen wir uns auf um den Ob See zu erkunden. Aus der Schilderung des Guide geht hervor, dass er in ca, 7 Gehminuten Entfernung sein soll, nach einer halben Stunde kehren wir um. Nach dem Spaziergang hole ich vor dem Abendessen etwas Schlaf nach. Jetzt haben wir bestes Wetter und die Sonne lacht mit voller Kraft vom Himmel herab. Zum Abendessen pünktlich ist dann auch wieder die Wasserversorgung hergestellt und wir können endlich duschen. Nach dem Abendessen machen wir uns nochmals auf einer anderen Route zum Ob See auf und diesmal sind wir wirklich gleich erfolgreich. Aber über Novosibirsk steht ein richtiges Gewitter und dieses sollte uns dann auch eine etwas unruhigere Nacht bescheren. Donnerstag, den 31. Juli 2008 Jetzt haben wir endlich etwas Zeit unseren Schlaf nachzuholen, daher ist die Frühstückszeit mit ab 9 Uhr sehr gerne gesehen. Bevor es in die Wissenschaftsstadt Akademgorok geht habe ich noch etwas Zeit für meine Ausrüstung, dem Bericht und weiteren Vorbereitungsarbeiten. Um 12:40 Uhr brechen wir mit dem Bus nach Akademgorok auf. Hier besichtigen wir u.a. auch zwei Museen. Das eine Museum beschäftigt sich – wie könnte es in Novosibirsk anders sein – mit der Eisenbahn. Hier sehen wir eine beeindruckende Sammlung alter Lokomotiven und Eisenbahnwagons. Das zweite Museum hat als zentrales Thema die Sonne. Hier sehen wir Nachbildungen der Sonnendarstellungen aus den verschiedensten Kulturen und Zeitaltern. Natürlich darf auch hier das Thema Sonnenfinsternis nicht fehlen Nach dem späten Mittagessen geht es dann wieder zurück in Richtung Hotel. Bei einem Zwischenhalt sehen wir am Straßenrand einen kleinen Bauchladen, wo Sonnenfinsternisbrillen zu einem Preis von 50 Rubel verkauft werden. Natürlich müssen wir diese auch testen. Unser Qualitätsurteil fällt mit zufriedenstellend aus. Am Abend erkunden wir noch die Beobachtungsgegend. Dabei kommen wir durch alte sibirische Siedlungen wo jetzt wieder rege Bautätigkeit herrscht, da diese alten sibirischen Häuser jetzt modernisiert und ausgebaut werden. Daneben entstehen aber auch moderne Wohnsiedlungen, wo wieder tausende Menschen Unterkunft finden werden. Freitag, 1. August 2008 Eclipse Day Als wir am Freitag aufwachen, gilt unser erster Blick natürlich dem Himmel. Es ist groß teils sonnig, hin und wieder zieht leichte Bewölkung durch. Da der Durchzug dieser dünnen Wolkenschicht rasch vor sich geht, überprüfen wir nochmals unsere Ausrüstung und warten auf den Bus, der uns zum Beobachtungsplatz bringen soll. Ich persönlich habe beschlossen die Arbeit der Fotografie zu automatisieren. Daher habe ich nicht nur ein Celestron Nexstar 4 samt automatischer Nachführung mitgenommen, sondern auch ein Notebook, auf dem ich die hervorragende Software „Eclipse Orchestrator“. Diese Software biete nicht nur den Vorteil, dass man bis zu 4 Digitalkameras gleichzeitig steuern kann, sondern gibt natürlich auch gleich die für den Ort berechneten Kontaktzeiten genauestens aus. Der Vorteil dieser Lösung liegt auf der Hand: Es bleibt Zeit zum visuellen Beobachten über, der Nachteil: Man hat einiges an Gepäck zu schleppen Gepäck 19 kg, Handgepäck: 7 kg Mehr ist in Flugzeiten wie diesen schon sehr schwer kostengünstig zu transportieren. Um 14 Uhr werden wir vom Bus abgeholt und nach kurzer Fahrt kommen wir auch bei unserem Beobachtungsplatz an. Er liegt am Ufer des Ob Sees an einem Waldrand, vor uns eine kleine Klippe mit Stufen zum Sandstrand des Ob Sees. Während wir oben aufbauen, donnern unten die Wellen des Sees gegen den Strand. Während ich mit dem Aufbau und der Technik kämpfe, nutzen andere die Gelegenheit – da wir ja schon sehr zeitig am Beobachtungsplatz eingetroffen waren zu einem Bad im Ob Sees. Bei Wassertemperaturen um 22 Grad Celsius und über 30 Grad Celsius Lufttemperatur kein Problem. Und wer kann schon behaupten in Sibirien im Freien gebadet zu haben. Als ich mit dem Aufbau fertig bin und so den Sonnenlauf verfolgen, tauchen zuerst einmal noch ein paar lästige Wolken auf, die aber bald verschwunden sind. Zweitens realisiere ich, dass ein kleiner Baum seitlich von mir doch zu einem kleinen Problem werden könnte. Also verlagere ich meinen Standort noch einmal kurz entschlossen um zwei Meter nach rechts. Genau berechnet, wie sich das nachher herausstellen sollte. Knapp eine Stunde vor dem ersten Kontakt klart der gesamte Himmel auf einmal auf und bis zum Ende der Finsternis sollte sich auch keine Wolke mehr zeigen. Damit ist ein hervorragendes Beobachtungswetter gegeben. Danach geht es Schlag auf Schlag: Allerdings macht uns zeitweise der böige Wind zu schaffen, der zwar die Wolken vertrieben hatte, uns aber immer wieder mit Sandwolken versorgt, auch die Montierung samt Kamera wackelt durch den böigen Wind immer wieder, sodass ich um die Qualität der Aufnahmen fürchte. Insgesamt hat sich jedoch dieser Aufbau und ganz besonders die Software bewährt (derzeit noch Freeware)! Da ich während der Totalität genügend Zeit zum visuellen Beobachten habe, brennt sich das Bild der verfinsterten Sonne samt Merkur und Venus mit dem Ob See im Vordergrund und dem idyllischen Waldrand so richtig in mein Gedächtnis ein. Man kann zwar versuchen mit der Technik (=Kamera) so manches festzuhalten, allein der persönliche Eindruck kann nicht wiedergegeben werden. Wir fahren nachdem wir nach dem 4. Kontakt zusammengepackt haben glücklich zum Abendessen Samstag, der 2. August 2008 Zeitig in der Früh machen wir uns auf die Rückreise, wir starten mit einer Stunde Verspätung von Novosibirsk nach Moskau. Da wir aber genügend Zeit zum Umsteigen haben macht uns dies nichts aus. In Moskau steigen wir rechtzeitig in unseren Flug nach Düsseldorf ein, nachdem es aber ein Leck in der Tragfläche gibt, wo Kerosin aus tritt, wird das Flugzeug dann eingezogen und ein Ersatzflugzeug gestellt. Hier vergeht natürlich einiges an Zeit und mit ca. 2,5 Stunden Verspätung landen wir dann in Düsseldorf wo natürlich unser Anschlussflug weg ist. Dann haben wir einiges mit den Umbuchungen zu tun, damit wir noch den letzten flug nach Wien bekommen, wo wir dann um ca. 21 Uhr landen. Wir warten noch auf unser Gepäck und dann trennen sich unsere Wege. Trotz der anstrengenden Reise waren sich alle Teilnehmer einig, dass die Sonnenfinsternis höchst eindrucksvoll war und sich die Reise alleine wegen dieses Ereignisses ausgezahlt hat. Samstag, 2. August 2008 Heute heißt es zeitig von Berdsk Abschied nehmen, da und der Bus bereits um 03:30 Uhr vom Hotel abholt, damit wir auf jeden Fall rechtzeitig am Flughafen sind. Unserer Meinung nach sind wir auf jeden Fall zu zeitig am Flughafen. Vom Flughafen Novosibirsk geht es wieder über Moskau und dann über Düssledorf wieder zurück nach Wien, wo wir zwar erschöpft, aber mit vielen Eindrücken (sowohl touristischer aber auch astronomischer Art) zurückkehren. |