Beobachter: | Wolfgang Vollmann |
Datum: | 16. 08. 2008 |
Zeit: | 22:00 MESZ |
Ort: | Wien 21 |
Instrument: | Freies Auge, Fernglas 8x30, Refraktor 130/1040mm |
Bedingungen: | |
Bericht: | Nach viel Regen und dichten Wolken klarte es um 20:30 UT auf. Es blieb klar und wolkenlos, nur gegen Ende der partiellen Verfinsterung durch den Kernschatten zogen ein paar Wolken durch. Um die Mitte der Finsternis (21:00-21:30 UT) war der verfinsterte Mond schön und eindrucksvoll zu sehen, obwohl es ja "nur" eine 81-prozentige partielle Finsternis war. Mit freiem Auge blieb eine helle unverfinsterte Sichel oben erkennbar, darunter war der Kernschatten ziemlich rot mit undeutlich erkennbaren Maria, Richtung Kernschattenmitte war der Mond dunkelrot. Im Fernglas 8x30 erschien der Kernschattenrand eher gelblich, Richtung Kernschattenmitte in hellem Rot mit deutlich sichtbaren Maria. Aber selbst im 130/1040mm Refraktor bei 55x war das Monddetail im Kernschatten im Süden (Richtung Mitte) schon undeutlich und der Schatten recht dunkel. Auf der Danjonskala beurteile ich die Finsternis zwischen L=2 und L=3, mehr in Richtung L=3 hin. Es war also eine helle Finsternis. Zur Finsternismitte wurde es dunkel genug dass viele Sterne sichtbar wurden, die freisichtige Grenzgrösse erreichte immerhin 5,0mag mit schwach sichtbarer Milchstrasse im Schwan. Wie bei vielen Mondfinsternissen hatte ich mir zwei Beobachtungsprojekte vorgenommen: Mit dem 130/1040mm Refraktor beobachtete ich bei 55x die Antrittszeiten von Kratern an den Kernschatten:
Kratereintritte: Beobachtung: UT Nummer Name 20:35:00 46 Manilius epsilon 20:38:30 58 Censorinus 20:40:40 49 Menelaus 20:48:38 52 Dawes 20:57:48 65 Proclus 21:01:02 61 Macrobius B 21:09:59 53 Posidonius A 21:13:07 63 Tralles A Krateraustritte: Beobachtung: UT Nummer Name 21:27:20 5 Aristarchus 21:31:00 31 Archimedes A 21:32:31 11 Brayley 21:34:03 53 Posidonius A 21:37:45 10 Bessarion 21:38:47 22 Pytheas 21:40:32 1 Lohrmann A 21:42:20 8 Kepler 21:43:27 40 Aratus 21:45:01 2 Damoiseau E 21:48:15 63 Tralles A 21:51:50 4 Billy 21:53:43 12 Lansberg D 21:54:20 15 Lansberg B 21:55:40 3 Byrgius A 21:56:20 23 Gambart A 21:57:02 49 Menelaus 21:57:10 46 Manilius epsilon 21:58:35 61 Macrobius B 22:02:20 52 Dawes 22:02:11 36 Chladni 22:03:55 20 Darney 22:05:12 32 Mösting A 22:06:30 18 Agatharchides A 22:06:30 65 Proclus 22:07:42 26 Guericke C 22:08:11 16 Dunthorne 22:10:10 50 Dionysius 22:10:20 42 Pickering 22:10:40 68 Picard 22:11:27 21 Kies A 22:11:48 29 Alpetragius B 22:14:05 45 Hipparchus C 22:14:38 27 Birt 22:19:00 58 Censorinus 22:19:47 47 Abulfeda F 22:22:00 28 Tycho (C.P.) 22:28:18 62 Gutenberg A 22:30:11 54 Polybius A 22:34:00 67 Bellot 22:42:24 66 Furnerius A Bei den angegebenen Kratern handelt es sich zumeist um helle praktisch punktförmige Objekte bei denen die Verfinsterung am besten festzulegen ist. Die Auswahl und Nummern der Objekte stammen von den "Mondkarten für Finsternis-Beobachter" von Antonin Rükl, die vom Astronomischen Büro zu haben sind. Wie immer war der Rand des Kernschattens nur undeutlich und diffus festzulegen. Der beobachtete Termin konnte meistens auf 10 bis 30 Sekunden genau festgelegt werden und entspricht dem raschen Schwächerwerden (beim Eintritt) bzw. Hellerwerden (beim Austritt) des hellen Fleckchens. Die Messungen dienen zur Bestimmung der astronomisch-geophysikalisch interessanten Form und Grösse des Schattens -- der Mond bietet eine hervorragende Möglichkeit die Erdatmosphäre zu vermessen! Ein Beobachtungsprogramm dieser Art der Zeitschrift Sky & Telescope bietet 20 Krater an: Programm und Karte. Auswertungen der Beobachtungen von 50 Finsternissen sind auf den Seiten von Byron Soulsby zu lesen: Analysing 54 Lunar Eclipses und Analysing 50 Lunar Eclipses. Und hier gibts noch eine interessante These dass die bei allen Finsternissen beobachtete Vergrösserung des Erdschattens nicht auf die Erdatmosphäre sondern einen physiologischen Effekt zurückzuführen ist: Enlargement of the Earth's Shadow on the Moon: An Optical Illusion . Der letzte Kontakt des Kernschattens mit dem Mond war im Fernrohr um 22:43:50 UT zu sehen.
Am Ende der Finsternis versuchte ich die Sichtbarkeit des Halbschattens zu beurteilen:
bis 23:00 UT noch recht gut freisichtig erkennbar 23:02 bis 23:06 UT zart bis sehr zart freisichtig erkennbar bis 23:12 UT erstaunlicherweise immer noch Andeutungen freisichtig -- Ende der Erkennbarkeit mit freiem Auge, im 8x30 Fernglas noch recht deutlich 23:16 UT Ende der Erkennbarkeit im 8x30 FernglasDas Projekt dient zur Nachprüfung, ab welcher Finsternisgrösse und zu welchen Kontaktzeiten die Astronomen in vorteleskopischer Zeit Mondfinsternisse erkennen konnten. Beobachtungen an vielen früheren Finsternissen zeigten, dass Mondfinsternisse schon deutlich erkannt wurden, wenn etwa 70 Prozent des Mondes vom Halbschatten bedeckt war. Dünne gleichmässige Wolken und fehlende Dunkelanpassung scheinen die Wahrnehmbarkeit sogar positiv zu beeinflussen! Beobachtungsberichte sammelt das Astronomischen Büro!
Finsternisseite von Fred Espenak: http://eclipse.gsfc.nasa.gov/LEplot/LEplot2001/LE2008Aug16P.GIF
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