Testbericht: Merkur, Venus, Mond über Meade WTS (Teil 2)

Wien 12, 10. 01. 2009

20090110api16.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:10. 01. 2009
Zeit:ab 16:00 Uhr
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Wind:kein
Temperatur:-9°C
Sonstige Bedingungen:Dunstig, wolkenlos.
Bericht:

Sonnig, etwas dunstig und eiskalt, das ist der Samstag. Da ich noch immer nicht allzu lange im Freien bleiben möchte, ist das wieder eine tolle Gelegenheit, meine Tests am Meade Teleskopserver fortzusetzen. Gestern lief ja alles so weit zur Zufriedenheit, mit Ausnahme der Webcam, aber das dürfte ja an den Philips-Treibern liegen. Gestern hatte ich angemerkt, dass eine Videokamera als Sucher eine tolle Idee wäre. In meinem Fundus stöbere ich eine kleine USB-Überwachungskamera auf und probiere sie aus.


Mini-USB-Kamera auf dem Teleskop


Hier laufen die USB-Kabel zusammen

Zurück in die Wärme. Wird das klappen? Es klappt!


Na also, die Videokamera wird erkannt

Na also, die Videokamera wird als solche erkannt ...


Mit der Videokamera macht das Steuern des Teleskops schon mehr Vergnügen

... und auch die Software der Kamera erkennt sie und kann sie ansteuern. Warum schafft Philips nicht, was ein unbekannter Hersteller aus China schafft? Jedenfalls kann ich jetzt diese kleine Kamera als Sucher für helle Objekte einsetzen (mit etwas Spielerei könnte ich sie auch dem 8x50 Sucher des Teleskops unterjubeln, und sei es mit etwas Klebeband).

Erstaunlich ist, dass es auch keine Probleme bereitet, über WLAN den Videostream (allerdings nur 320x200) und die Teleskopsteuerung zu betreiben. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Meade Teleskopserver auch über LAN-Kabel verbunden werden kann. Doch wer hat schon im Garten oder auf der Terrasse einen Netzwerkanschluss?

Der Sonnenuntergang ist heute einer von der kalten Sorte.


Kalter Sonnenuntergang


Sonne durch die Russentonne, ohne Filter


Brrrr ...

Nach dem Intermezzo mit dem Sonnenuntergang kehre ich ins Warme zurück. Draußen schreiten Dämmerung und Kälte voran.


Venus in der dunstigen Dämmerung. Fanatiker sind eingeladen, Merkur zu suchen. Er ist zu sehen!


Merkur im Visier


Das gleiche Bild in der "Steuerzentrale"

Ich mache mich jetzt aber einmal an Webcamaufnahmen von Merkur und Venus; leider muss ich den Laptop und mich selbst nach draussen bringen, da die SPC 900NC den WTS verweigert (oder umgekehrt). Das Seeing ist jedenfalls nicht schlecht heute.


Venus bei F=3000mm


Merkur bei F=3000mm mit deutlicher Phase


Venus bei F=4500mm


Merkur bei F=4500mm mit deutlicher Phase

Schade, dass das mit der Webcam nicht funktioniert. In meinem Video-Sucher ist die Venus jedenfalls unschwer zu erkennen.


Venus in Cartes du Ciel und auf dem Bild der Videokamera

Ich warte jetzt noch auf das Erscheinen des Mondes auf der Terrasse, um diesen mit der EOS 350D und der Russentonne remote aufzunehmen. Es wird wieder ein Härtetest.


Drei Geräte sind verbunden!

Es klappt noch immer, jetzt sind schon drei Geräte (Teleskop und zwei Kameras) verbunden. Fertig für ein Shooting des Vollmonds.


Mond im Videofenster und im Bildfeld der Canon EOS 350D (noch nicht zentriert)

Das macht richtig Spaß! Hier das Ergebnis.


Vollmond

Der heutige Dauertest hat gezeigt, dass sich der WTS von Zeit zu Zeit aufhängt (ist mir gestern schon einmal aufgefallen). Aus- und Einschalten des WTS hilft.

Auf astronomie.de läuft eine hitzige Diskussion über den Meade Wireless Telescope Server (WTS), speziell über dessen Preis; auch darüber, ob es jetzt nur ein WLAN-USB-Hub ist oder mehr. Basis für den Meade WTS ist der Silex SX-2000WG Wireless USB Device Server. In Internetforen wird dessen mangelnde Stabilität kritisiert, eine Beobachtung, die ich leider auch machen musste. Dass das Produkt leidglich 128 USD kostet, argumentiert Meade mit Firmware-Modifikationen speziell im Videobereich. Jedenfalls ist eine neue Bühne für Spielereien eröffnet.

Appendix: Für Technik-Freaks und was nicht in der Dokumentation steht

Der Meade WTS muss wie gesagt zunächst einmal installiert werden. Die mitgelieferte Installationssoftware ist eine Möglichkeit zur Konfiguration, aber nicht die einzige. Es gibt noch drei weitere, wesentliche einfachere Möglichkeiten, die Einstellungen des WTS zu verändern.llerdings jene, die die meisten Probleme bereitet hat.

1. Boot Device

Die Installationssoftware erstellt eine Datei names 'Config.txt'. Der Inhalt ist denkbar simpel.


Config.txt

Speichern Sie diese Datei auf einen USB-Stick, stecken Sie den in den Meade WTS und schalten Sie ihn ein. Nach einigen Minuten (!) ist der WTS konfiguriert.

2. Telnet

Der Meade WTS hat einen Telnet-Server integriert. Verwenden Sie ein Terminalprogramm und verbinden Sie sich an die IP-Adresse des WTS, Default Port.


Telnet-Menü

Verwenden Sie Benutzer 'admin' zum Lesen der Konfiguration oder 'root' (Passwort einmal leer bestägigen) zum Ändern der Konfiguration. Ändern Sie am besten gleich Ihr root-Passwort.


Anzeigen und Verändern von Netzwerkeinstellungen

3. Webserver

Der Meade WTS, offenbar intern ein kleiner Linux-Rechner, verfügt auch über einen Webserver. Verwenden Sie einen Browser und verbinden Sie sich auf die IP-Adresse des WTS, Default Port:


Das Web-Interface des WTS


WLAN-Monitor (wichtig, um die Signalqualität zu beurteilen)


Systeminformation. Die MAC-Adresse ist wichtig, etwa bei der Konfiguration des Access Point


Log: Wer hat wann was gemacht?


Zentraler Punkt: Netzwerkkonfiguration


Besonders wichtig: Welche Rechner dürfen an mein Teleskop? Das geht nur hier!


Wireless-Konfiguration

Ich glaube, ich habe den Meade WTS einigermaßen durchschaut. Wer den Kauf des nicht ganz billigen Teils überlegt, kann sich vorher gerne bei mir Tipps holen!