Sommernacht

Sofienalpe, 16. 07. 2009

20090716api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:16. 07. 2009
Zeit:19:30 bis 01:30 Uhr MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:8" Bresser-Meade Messier N203/1000 auf LXD-75, DBK 21AU04.AS - USB, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Grenzgröße:5.5
Aufhellung:gut (2)
Seeing:gut (2)
Wind:kein
Temperatur:25°C
Feuchtigkeit:trocken
Sonstige Bedingungen:Gegen Ende Wolken von NW. Unglaublich viele Gelsen, die die ganze Nacht aktiv sind.
Bericht:

Hochsommerliche Tage. Vor einer massiven Kaltfront am Samstag wollen wir noch zwei gute Nächte ausnützen und auch Ausschau nach weiteren NLCs halten. Die schönen Erscheinungen der letzten Tage haben sogar in die Medien Einzug gefunden (Sommerloch ...) und daher ist jetzt auch das öffentliche Interesse an diesen interessanten Erscheinungen geweckt.

Am frühen Abend präsentiert sich die Sofienalpe sommerlich heiß ...

... und voller Gelsen. Unglaublich, in welcher Zahl sie hier, fernab von größeren Gewässern, herumschwirren. Billige Gelsenmittel versagen oder die Viecher sind einfach schon immun dagegen. Manche verstecken sich angesichts der Gelsen trotz der Hitze unter Jacke und Kaputze, andere flüchten. Die, die durchhalten, werden zunächst mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt.


Sonnenuntergangsstimmung auf der Sofienalpe


Malerisch wie immer


Weit in der Ferne steht ein Gewitterturm vor der untergehenden Sonne

Den Gelsen zum Trotz bauen viele ihre Teleskope auf.

So entsteht ein buntes Treiben und jeder denkt sich, je mehr Leute da sind, desto mehr Ziele für die Gelsen und desto geringer die Chance, selbst gestochen zu werden. Na ja, nur eine theoretische Überlegung.

In der farbenfrohen Dämmerung wird zunächst einmal ausgelotet, ob es Chancen auf NLCs gibt.


Teleskope in der Dämmerung

Zunächst ist jedenfalls Saturn das erste Ziel. Das Seeing ist überraschend gut.


Saturn im 8" Newton bei F=2500mm und DBK-Webcam, länger ...


... und kürzer belichtet, jeweis mit IR-Sperrfilter.

Noch immer herrscht prächtige Dämmerung.

NLCs gibt es heute Nacht keine (Angekündigte Sensationen finden selten statt). Dafür beschert und die Internationale Raumstation (ISS) zwei herrliche Passagen. Die erste führt wieder zu einem lang andauernden Flare im Osten mit geschätzten -6mag durch die Solarpanele.


ISS über der Cassiopeia

Auch das Space Shuttle Endeavour können wir im Lauf des Abends beobachten.

Allmählich wird es ausreichend dunkel. Sogar die Milchstraße ist ansatzweise zu sehen.


Milchstraße im Sommerdreieck direkt über Wien. Unten ein paar Restwolken.

Ich beginne mit Deep Sky Aufnahmen mit der DBK Webcam. Offene Sternhaufen sind ja keine schwierigen Objekte (alle nachfolgenden Aufnahmen verkleinert).


M11, 42 x 8 Sekunden


M29, 22 x 8 Sekunden

Dass die Bildserien komplett von alleine laufen, ist gut. So kann ich einer Studentin, die mit ihrem Teleskop samt Familie erst gegen 23.30 mit dem Aufbau beginnt, behilflich sein. Im Dunkeln ist das alles nicht so einfach. Vor einer verlorenen Schraube kapitulieren wir. Wie es der Zufall will, finde ich später beim Abbau eine passende Schraube im Gras. Sie gehört nicht zu meinem Teleskop, irgendjemand muss sie verloren haben.

Kleine planetarische Nebel könnten, wie schon erwähnt, ein passendes Ziel für die DBK-21 sein. Also steuere ich NGC 6905 im Delphin an.


NGC 6905, 18 x 20 Sekunden

Gut! Etwas zu kurz belichtet (ja, die Gelsen haben mich beim Einnorden zusehr genervt und ich war schlampig), aber durchaus mit Potenzial. Ich werde diese Tests fortsetzen, Objekte dieser Art gibt es zur Genüge am Sommerhimmel. Doch jetzt zu Jupiter.


Jupiter und Neptun (Pfeil), Canon EOS 350D, F=1000mm, verkleinert.


Jupiter, F=2500mm, DBK, IR-Sperrfilter, bei nicht mehr so gutem Seeing

Gegen 0.30 Uhr ziehen erste Wolken auf. Doch bald geht der Mond auf, und das möchte ich unbedingt noch abwarten.


Aufgang des abnehmenden Mondes samt aschgrauem Licht

Das mit den Wolken wird allmählich knapp. Doch die Aufnahmen gehen sich noch aus.


Aschgraues Licht, Canon EOS 350D, 300mm Tele, Bildausschnitt


Mond. Canon EOS 350D am 8" Newton, F=1000mm, 20 Aufnahmen gestackt. Verkleinerter Ausschnitt.

Eine interessante Mondphase. Sinus Iridum (Regenbogenbuch) einmal bei abnehmendem Terminator.

Im Westen klart es zwar wieder auf, doch langsam macht sich doch Müdigkeit bemerkbar - und die Gelsen, die noch immer lästig sind, habe ich jetzt endgültig satt. Abbau und Heimfahrt.