Phantasie: Die Pleiaden (Foto © Daphne und Tony Hallas) über der Mariazeller Sternwarte
Winter Star Party, das ist eigentlich ein Teleskoptreffen im Winter. In den letzten Jahren war es das allerdings kaum, denn wer möchte schon ein Teleskop zu einer gut ausgebauten Sternwarte bringen. Heuer wird die Winter Star Party einmal mehr eher zum Workshop als zum Teleskoptreffen, und als solcher sehr erfolgreich.
Mariazell im Advent wird vor allem mit zwei Dingen in Verbindung gebracht: Dem Weihnachtsmarkt und viel Schnee; letzterer soll auch jede Menge Wintersportler anlocken. Doch heuer fehlt dieser Schnee fast zur Gänze. Mariazell präsentiert sich dennoch weihnachtlich.
Punschhütten auf der Terrasse des Europeums
Der stimmungsvolle Adventmarkt mit neuer Beleuchtung - und leider auch Beschallung
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Was den Aufenthalt auf dem Adventmarkt auf Dauer unerträglich macht, ist die permanente und zu laute Beschallung mit Weihnachtsliedern. Was schon in Kaufhäusern lästig ist, stört hier nicht weniger. Trotz nicht so gutem Wetters fahren wir also bald auf die Sternwarte. Wir, das ist heute ein recht kleines Grüppchen von Interessierten, ein harter Kern sozusagen. Einige haben sich von den schlechten Wetterprognosen abschrecken lassen. Selbst schuld, wie sich herausstellen wird, denn Mariazell ist immer für die eine oder andere Überraschung gut.
Die gibt es heute nicht. So beschränkt sich der Blick von der Sternwarte zunächst einmal auf den Ort.
Blick von der Sternwarte auf Basilika und Weihnachtsmarkt
Wir beobachten trotzdem. Ich aktiviere meinen Slooh-Account und wir beobachten mit einem 11" SCT auf Teneriffa; bedingt durch die kurzen Belichtungszeiten und die Übertragungstechnik zwar nicht in aufregender Qualität, aber immerhin.
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Über Teneriffa ist der Himmel klar und der Mond noch nicht aufgegangen
Am Observatorio del Teide herrschen traumhafte Bedingungen. Nur 6% Luftfeuchtigkeit bei 11°C und Windstille, schade, dass bald der Mond aufgehen wird. Ein paar Kostproben.
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Da das Reservierungssystem funktioniert, reservieren wir einen Slot für NGC 7479, in der derzeit eine Supernova zu sehen ist. Um 22.07 Uhr bekommen wir unsere 5 Minuten Teleskopzeit.
NGC 7479 mit der Supernova 2009jf
Nebenbei gibt es Abendessen. Ein astronomischer Fernsehabend, quasi.
Draußen hat es leicht zu schneien begonnen. Grauslich. Gegen 23 Uhr fahren wir in unsere Quartiere, verstreut über den ganzen Ort.
Ein Morgen wie aus dem Bilderbuch. Die Wolken sind weg, fast zur Gänze, Sonne und Mond lachen vom Himmel.
Der untergehende Mond über der Gemeindealpe
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"Hat der Berg einen Kragen, kann man den Aufstieg wagen", heisst es doch
Wir besuchen kurz den Adventmarkt und koordinieren uns im Café.
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Schade, dass unsere Quartiere so über den Ort verstreut sind. Das erleichtert die Koordination nicht und freut nur die Mobilfunkbetreiber.
Wir fahren bald auf die Sternwarte, wo Thomas Schröfl heute seinen mit Spannung erwarteten Workshop über die Pleiaden präsentieren wird.
Kaum winterlich präsentiert sich das Panorama heute
Der Zubau zur Sternwarte ist schon sehr weit fortgeschritten
Im Workshop stellt und Thomas Schröfl fünf mehr oder weniger anspruchsvolle Beobachtungsprogramme zu den Pleiaden vor.
Workshop
Draußen wird es dunkel. Obowhl im Westen hohe Wolken auftauchen, hält das Wetter einigermaßen.
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In Mariazell gehen die Lichter an, zunächst sehen sie noch harmlos aus.
Abend in Mariazell
Auch die Sternwarte erwacht zu Leben. Der Himmel ist brauchbar, fast sogar gut. Eine kleine Überraschung, die die Wettermodelle so nicht vorhergesagt hatten.
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Jupiter am klaren Himmel
Jupiter im 16" LX-200 bei F=4m, DBK21 Webcam. Rechts Io und Ganymed
Drei Teleskope sind heute im Einsatz. Das 16" LX-200 im Zubau für visuelle Beobachtungen. Dafür ist es geeignet. Seine Montierung erlaubt aber auch kurz belichtete Aufnahmen. Christoph fotografiert mit seinem 8" Mak-Newton und in der Kuppel wird das 20" CDK auch ausschliesslich fotografisch verwendet. Durchschauen ist bei diesem Instrument nicht mehr vorgesehen.
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Ein schöner Beobachtungsabend nimmt seinen Lauf. Am 16" LX-200 werden visuell beobachtet: Jupiter, M31 und M33, h+χ Persei, M15, M29, natürlich die Pleiaden M45, später der Orionnebel und vieles mehr.
16" LX-200 mit 5" Astrophysics huckepack. Auf dem Foto ist übrigens auch Mira zu erkennen. Wer findet sie?
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Günther Eder und Thomas Schröfl steuern das 20" CDK aus dem Aufenthaltsraum der Sternwarte. Hier ist ex doch wesentlich angenehmer als in der kalten Kuppel. Mit der ST-11000 gelingt ihnen dann eine Aufnahme des schwierigen innersten Teils des Merope-Nebels. Das war schon Beobachtungsaufgabe eins aus dem Workshop!
IC349, der innerste Teil des Merope-Nebels - mit Details!!!
Der Himmel über der Sternwarte ist recht klar, bis auf ein paar Cirren.
Pleiaden und Hyaden über der Sternwarte
Aufgehener Orion
Doch bald geht der Mond auf.
Mondaufgang
Der Mond hellt den Himmel stark auf, dennoch wird in der Sternwarte fleißig beobachtet, mit allen Rohren - und mehr.
Imposant wirkt die Sternwarte mit geöffnetem Zubau
Das schöne an einer Sternwarte ist, dass man immer zum Aufwärmen in den Aufenhtaltsraum gehen kann. Dass der Weg vom Zubau nach drinnen durch die Küche führt, ist ein lästiges Provisorium, ist doch auch die Küche ein gerne genutzer Raum.
Kleiner Luxus: Über Internet beobachten wir auch wieder in Teneriffa. Hier ist es heute genauso schön wie gestern - und der Mond ist noch nicht aufgegangen. Anschauliche sphärische Astronomie!
Der Himmel über Teneriffa, noch ohne Mond, und ...
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Draußen taucht der Mond die Landschaft in ein faszinierendes Licht. Allerdings: Mariazell verdient schon die goldene Gurke für ein absolutes Negativbeispiel für Lichtverschmutzung!
Das Mariazellerland im Mondlicht
Das ist schon Wahnsinn ...
Toll: Der Hochschwab im Mondlicht
Es wird jetzt weniger visuell beobachtet. Ich mache ein paar Fotos mit der EOS 350D am 5" Astrophyics bei F=1050mm.
Die Pleiaden, unser Workshopobjekt, 21 x 40s bei 1600 ISO
Der Orionnebel, noch ein Klassiker, 15 x 40s bei 1600 ISO
Die Aufnahmen entstehen bei Mondlicht. Vor der Sternwarte wurden doch ein paar kleinere Instrumente aufgebaut.
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Die Sternwarte im hellen Mondlicht
Im hellen Mondlicht nehme ich noch zwei Sternhaufen auf.
M37, 15 x 40s
M35 und NGC 2158, 14 x 40s
Und zuletzt noch den Mond.
Mond am 5" Astrophysics
Gegen 23 Uhr ziehen immer dichtere Wolken auf. So endet diese unerwartete Nacht unserer Winter Star Party.
Am nächsten Morgen ist der Himmel nicht mehr klar, auch wenn sich noch zeitweise die Sonne zeigt. Einige bleiben noch einen Tag in Mariazell, doch die meisten reisen ab. Wir kommen überein, dass Mariazell mit Workshops für fortgeschrittene Beobachter wieder mehr belebt werden soll. Vielleicht nennen wir ja die Winter Star Party in Zukunft Winter Workshop.
Vielen Dank an Günther Eder und sein Astroteam für die herzliche Gastfreundschaft auf der Sternwarte!
Text und Fotos: Alexander Pikhard.