Winter Star Party 2009

Sternwarte Mariazell, 4. bis 6. Dezember 2009


Phantasie: Die Pleiaden (Foto © Daphne und Tony Hallas) über der Mariazeller Sternwarte

Winter Star Party, das ist eigentlich ein Teleskoptreffen im Winter. In den letzten Jahren war es das allerdings kaum, denn wer möchte schon ein Teleskop zu einer gut ausgebauten Sternwarte bringen. Heuer wird die Winter Star Party einmal mehr eher zum Workshop als zum Teleskoptreffen, und als solcher sehr erfolgreich.

Freitag, 4. Dezember

Mariazell im Advent wird vor allem mit zwei Dingen in Verbindung gebracht: Dem Weihnachtsmarkt und viel Schnee; letzterer soll auch jede Menge Wintersportler anlocken. Doch heuer fehlt dieser Schnee fast zur Gänze. Mariazell präsentiert sich dennoch weihnachtlich.


Punschhütten auf der Terrasse des Europeums


Der stimmungsvolle Adventmarkt mit neuer Beleuchtung - und leider auch Beschallung

Was den Aufenthalt auf dem Adventmarkt auf Dauer unerträglich macht, ist die permanente und zu laute Beschallung mit Weihnachtsliedern. Was schon in Kaufhäusern lästig ist, stört hier nicht weniger. Trotz nicht so gutem Wetters fahren wir also bald auf die Sternwarte. Wir, das ist heute ein recht kleines Grüppchen von Interessierten, ein harter Kern sozusagen. Einige haben sich von den schlechten Wetterprognosen abschrecken lassen. Selbst schuld, wie sich herausstellen wird, denn Mariazell ist immer für die eine oder andere Überraschung gut.

Die gibt es heute nicht. So beschränkt sich der Blick von der Sternwarte zunächst einmal auf den Ort.


Blick von der Sternwarte auf Basilika und Weihnachtsmarkt

Wir beobachten trotzdem. Ich aktiviere meinen Slooh-Account und wir beobachten mit einem 11" SCT auf Teneriffa; bedingt durch die kurzen Belichtungszeiten und die Übertragungstechnik zwar nicht in aufregender Qualität, aber immerhin.


Amateurastronomie im 21. Jahrhundert:


Ist das Wetter schlecht, wird das Teleskop "remote"


Über Teneriffa ist der Himmel klar und der Mond noch nicht aufgegangen

Am Observatorio del Teide herrschen traumhafte Bedingungen. Nur 6% Luftfeuchtigkeit bei 11°C und Windstille, schade, dass bald der Mond aufgehen wird. Ein paar Kostproben.


IC 1805 ©Slooh


Sh2-155 ©Slooh


NGC 457 "E.T." ©Slooh


Die Pleiaden ©Slooh


Jupiter (ein Einzelbild wird nicht besser) ©Slooh


NGC 40 (Ausschnitt) ©Slooh

Da das Reservierungssystem funktioniert, reservieren wir einen Slot für NGC 7479, in der derzeit eine Supernova zu sehen ist. Um 22.07 Uhr bekommen wir unsere 5 Minuten Teleskopzeit.


NGC 7479 mit der Supernova 2009jf

Nebenbei gibt es Abendessen. Ein astronomischer Fernsehabend, quasi.

Draußen hat es leicht zu schneien begonnen. Grauslich. Gegen 23 Uhr fahren wir in unsere Quartiere, verstreut über den ganzen Ort.

Samstag, 5. Dezember

Ein Morgen wie aus dem Bilderbuch. Die Wolken sind weg, fast zur Gänze, Sonne und Mond lachen vom Himmel.


Der untergehende Mond über der Gemeindealpe


Mond durch Äste ...


... und die Gemeindealpe


"Hat der Berg einen Kragen, kann man den Aufstieg wagen", heisst es doch

Wir besuchen kurz den Adventmarkt und koordinieren uns im Café.


Lieber kein Punsch um diese Zeit


Koordination im Café

Schade, dass unsere Quartiere so über den Ort verstreut sind. Das erleichtert die Koordination nicht und freut nur die Mobilfunkbetreiber.

Wir fahren bald auf die Sternwarte, wo Thomas Schröfl heute seinen mit Spannung erwarteten Workshop über die Pleiaden präsentieren wird.


Kaum winterlich präsentiert sich das Panorama heute


Der Zubau zur Sternwarte ist schon sehr weit fortgeschritten

Im Workshop stellt und Thomas Schröfl fünf mehr oder weniger anspruchsvolle Beobachtungsprogramme zu den Pleiaden vor.


Workshop

Draußen wird es dunkel. Obowhl im Westen hohe Wolken auftauchen, hält das Wetter einigermaßen.


Wolkenfahne am Dürrenstein


Der Hochschwab

In Mariazell gehen die Lichter an, zunächst sehen sie noch harmlos aus.


Abend in Mariazell

Auch die Sternwarte erwacht zu Leben. Der Himmel ist brauchbar, fast sogar gut. Eine kleine Überraschung, die die Wettermodelle so nicht vorhergesagt hatten.


Noch ist die Kuppel geschlossen


Das 16" LX-200 in der Aussenstation ....


... wird in Betrieb genommen, ...


... alle warten auf einen Blick zu Jupiter


Jupiter am klaren Himmel


Jupiter im 16" LX-200 bei F=4m, DBK21 Webcam. Rechts Io und Ganymed

Drei Teleskope sind heute im Einsatz. Das 16" LX-200 im Zubau für visuelle Beobachtungen. Dafür ist es geeignet. Seine Montierung erlaubt aber auch kurz belichtete Aufnahmen. Christoph fotografiert mit seinem 8" Mak-Newton und in der Kuppel wird das 20" CDK auch ausschliesslich fotografisch verwendet. Durchschauen ist bei diesem Instrument nicht mehr vorgesehen.


Das beeindruckende 20" CDK ...


... ist eine komplizierte Maschine

Ein schöner Beobachtungsabend nimmt seinen Lauf. Am 16" LX-200 werden visuell beobachtet: Jupiter, M31 und M33, h+χ Persei, M15, M29, natürlich die Pleiaden M45, später der Orionnebel und vieles mehr.


16" LX-200 mit 5" Astrophysics huckepack. Auf dem Foto ist übrigens auch Mira zu erkennen. Wer findet sie?


Christoph Niederhametner an seinem ...


... 8" Mak-Newton auf EQ-6

Günther Eder und Thomas Schröfl steuern das 20" CDK aus dem Aufenthaltsraum der Sternwarte. Hier ist ex doch wesentlich angenehmer als in der kalten Kuppel. Mit der ST-11000 gelingt ihnen dann eine Aufnahme des schwierigen innersten Teils des Merope-Nebels. Das war schon Beobachtungsaufgabe eins aus dem Workshop!


IC349, der innerste Teil des Merope-Nebels - mit Details!!!

Der Himmel über der Sternwarte ist recht klar, bis auf ein paar Cirren.


Pleiaden und Hyaden über der Sternwarte


Aufgehener Orion

Doch bald geht der Mond auf.


Mondaufgang

Der Mond hellt den Himmel stark auf, dennoch wird in der Sternwarte fleißig beobachtet, mit allen Rohren - und mehr.


Imposant wirkt die Sternwarte mit geöffnetem Zubau

Das schöne an einer Sternwarte ist, dass man immer zum Aufwärmen in den Aufenhtaltsraum gehen kann. Dass der Weg vom Zubau nach drinnen durch die Küche führt, ist ein lästiges Provisorium, ist doch auch die Küche ein gerne genutzer Raum.

Kleiner Luxus: Über Internet beobachten wir auch wieder in Teneriffa. Hier ist es heute genauso schön wie gestern - und der Mond ist noch nicht aufgegangen. Anschauliche sphärische Astronomie!


Der Himmel über Teneriffa, noch ohne Mond, und ...


... als Kostprobe Cirrus- und ...


... Nordamerikanebel

Draußen taucht der Mond die Landschaft in ein faszinierendes Licht. Allerdings: Mariazell verdient schon die goldene Gurke für ein absolutes Negativbeispiel für Lichtverschmutzung!


Das Mariazellerland im Mondlicht


Das ist schon Wahnsinn ...


Toll: Der Hochschwab im Mondlicht

Es wird jetzt weniger visuell beobachtet. Ich mache ein paar Fotos mit der EOS 350D am 5" Astrophyics bei F=1050mm.


Die Pleiaden, unser Workshopobjekt, 21 x 40s bei 1600 ISO


Der Orionnebel, noch ein Klassiker, 15 x 40s bei 1600 ISO

Die Aufnahmen entstehen bei Mondlicht. Vor der Sternwarte wurden doch ein paar kleinere Instrumente aufgebaut.


Beobachter ...


... vor der Sternwarte


Die Sternwarte im hellen Mondlicht

Im hellen Mondlicht nehme ich noch zwei Sternhaufen auf.


M37, 15 x 40s


M35 und NGC 2158, 14 x 40s

Und zuletzt noch den Mond.


Mond am 5" Astrophysics

Gegen 23 Uhr ziehen immer dichtere Wolken auf. So endet diese unerwartete Nacht unserer Winter Star Party.

Epilog

Am nächsten Morgen ist der Himmel nicht mehr klar, auch wenn sich noch zeitweise die Sonne zeigt. Einige bleiben noch einen Tag in Mariazell, doch die meisten reisen ab. Wir kommen überein, dass Mariazell mit Workshops für fortgeschrittene Beobachter wieder mehr belebt werden soll. Vielleicht nennen wir ja die Winter Star Party in Zukunft Winter Workshop.

Vielen Dank an Günther Eder und sein Astroteam für die herzliche Gastfreundschaft auf der Sternwarte!

Text und Fotos: Alexander Pikhard.