Letzte Mars Night dieser Serie. Für uns ein Happy End, wenn auch mit Aufregung. Nach Studium aller Wettermodelle und einer detaillierten Vorschau von Andreas Pfoser gehe ich davon aus, dass es heute zu spät aufklaren wird und auch dieser fünfte Abend ohne einen guten Blick zum Himmel auskommen muss - und nehme keine astronomische Ausrüstung mit.
Um 19 Uhr baue ich im Atelier Augarten Computer und Beamer auf, starte in Erwartung von hoffentlich ein paar Besuchern die Show und schaue rein routinemäßig auch aufs Satellitenbild, um die Chancen für Sonntagabend zu checken. Mir stockt das Blut in den Adern! Von Norden her nähert sich ein Wolkenloch von der Größe Polens, es hat das Weinviertel schon erreicht. Roland hat aus familiären Gründen für heute abgesagt und meine Ausrüstung liegt daheim. Abbauen, heimfahren, alles holen und wieder herfahren, das geht sich um 19.15 Uhr nicht mehr aus. Was tun?
Die Rettung ist Franz Tatarek. Er trifft gerade ein und vollbringt die heldenhafte Tat, noch einmal zu mir nach Hause zu fahren, dort meine - wahrlich nicht leichte - Ausrüstung in Empfang zu nehmen und wieder herzufahren. Und dann kann sich Roland doch auch noch früher freispielen und kommt mit seinem 18" Dobson auch noch her. Uff!
Franz Tatarek, Held dieser Mars Night
Ja, und es kommen auch Gäste. Nicht viele, aber doch, und so beginnt pünktlich um 20 Uhr der Vortrag.
|
|
Wir reisen virtuell zum Mars
Während die beeindruckende Bildershow mit Musik automatisch läuft, trifft Franz mit meiner Ausrüstung ein und Mars scheint durch ein erstes Wolkenloch. Roland und ich beginnen mit dem Aufbau. Wir treten nach dem Vortrag ins Freie - und stehen unter einem wolkenlosen Himmel, von dem Mars hell und rot strahlt. Wer hätte das gedacht?
Mars strahlt von wolkenlosem Himmel!
So kommen wir in der letzten von fünf Nächten endlich dazu, dem Roten Planeten mehr zu entlocken, als der Blick durchs Fernrohr zeigt - wenngleich Rolands 18" Dobson visuell durchaus mit dem mithalten kann, was der kleine Achtzöller mit Webcam produziert. Öffnung ist ja doch alles.
|
|
|
|
Und es gelingt uns, bei durchaus brauchbarem Seeing, gemeinsam ein Bild vom Mars zu erzeugen.
Mars in dieser Mars Night.
Das Bild entsteht aus zwei Videosequenzen. Eine mit IR-Sperrfilter liefert die Farben, eine mit IR-Passfilter 742nm liefert den Kontrast. Jeweils 600 Bilder bei einer Brennweite von 4,5 Metern. Viele Details sind zu erkennen, vor allem die nördliche Polkappe und die Große Syrte. Wie gesagt, visuell im 18" Dobson war der Eindruck fast der gleiche, bis auf die kleinsten Details vielleicht.
So kamen die Mars Nights 2010 zu einem erfreulichen Abschluss, wenngleich wir uns mehr Besuch erhofft hätten (immerhin waren die Veranstaltungen in Kurier und Kronenzeitung angekündigt, dank Charlotte und wieder Franz Tatarek).
Text: Alexander Pikhard. Fotos: Vera Ivanova Chubenko, Monika Klapka und Alexander Pikhard.
Ein Bericht der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |