Das war unsere erste totale Mondfinsternis in Wien (und erste unsere erste beobachtete totale Mondfinsternis überhaupt). Zum Beobachtungsort kamen wir erst gegen 21.30 Uhr. Vera hatte zunächst befürchtet, dass die Insel außer ein paar Geisteskranken, Vampiren usw. menschenleer sein könnte – Angst, Dunkelheit, das assoziiert man doch mit Vollmond und noch viel mehr mit einer totalen Mondfinsternis.
Diese Angst war jedoch völlig unbegründet: es kamen viele Menschen, um die Mondfinsternis zu beobachten, und keine Vampire (die waren angesichts der großen Menge an Interessierten vermutlich inaktiv geworden). Es ist nicht nur so, dass Vampire und Geisteskranke generell vor mir weglaufen, sogar die Mücken ließen mich in Ruhe, als wir mit der Beobachtung begannen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass es in der Stadt, in der Kommissar Rex arbeitet, sowieso fast keine Verbrecher gibt. Und Vampire kommen nur in dem Gastspiel eines berühmten Theaters vor.
Na gut, jetzt im Ernst – ohne Scherz. Bis wir einen Beobachtungsplatz fanden und das Teleskop vorbereitet hatten (all das hätte man früher machen sollen), verloren wir einige Zeit und mussten die Mondfinsternis letztendlich mit bloßen Augen beobachten. Und mein erster Eindruck war: War der Mond tatsächlich verdunkelt? Na ja, ich wusste natürlich, dass der Mond bei den Finsternissen nicht komplett verschwindet, weil er mit in die Erdatmosphäre gebrochenem Sonnenschein beleuchtet wird. In Wirklichkeit ist der Kernschatten der Erde auf die Entfernung des Mondes nicht so riesig und nicht so tief wie z.B. der Schatten des Jupiters, in dem seine Monde völlig unsichtbar sind.
Für die bloßen Augen verschwand der rote Mond nur im Zentrum des Schattens der Erde. Aber wer das mit eigenen Augen siehst, denkt gezwungenermaßen: „Nun, wahrscheinlich ist jetzt der Himmel einfach noch zu hell und der Mond steht dem Horizont zu nahe. Vielleicht ist er deswegen so schwach?“ Doch als viel später der Mond aus der Erdschatten herauszutreten begann und seine echte Helligkeit und Farbe vorführte, bekam man das Gefühl, dass der Trabant der Erde wirklich tief in ihrem Schatten war! Der Rand dieses Schattens zeichnete sich sehr deutlich auf der Mondoberfläche ab. Das begann um 23.04 MESZ. Unsere Digitalkamera konnte den Mond, als er sich im Erdschatten befand, fast nicht sehen. Aber trotzdem gelang es uns, in dieser Zeit eine Videoaufzeichnung zu machen. Eine vollständige Aufzeichnung des Ereignisses durch das Teleskop bekam wir zwischen 23.09 bis 23.45 Uhr – das heißt, wir haben den größten Teil des Austrittes des Mondes aus dem Erdschatten festgehalten. Einige Fotos aus diesem Video stelle ich hier vor.
22h45m2s
23h09m03s
23h13m9s
23h13m19s
23h13m45s
23h15m2s
23h24m09s
23h26m46s
23h31m00s
23h40m36s
23h44m25s
00h12m
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |