WAA-Reise zum Venustransit 2012-06-05 nach Hawaii

Hawaii, 02.-09. 06. 2012

Leitung: Robert Edelmaier (WAA)

Mitfahrende: Georg Zotti (WAA, Uni Wien), Wolfgang Weiser (WAA), Thomas Löger (?), Stefan Geier (La Palma).

2.6.2012 Anflug

Nach monatelangem Umbuchungs-Zirkus war es endlich soweit. Am Flughafen Treffen mit Wolfgang Weiser, Robert Edelmaier und Stefan Geier. Thomas Löger war wieder umgebucht worden und reist über Frankfurt nach LA.

Flug Wien-London-LA-Hilo, etwa 24 Stunden.

Also, 12 Stunden Zeitunterschied, aber geht so halbwegs, wenn man unterwegs schlafen kann. Hawaiianer leben mit der Sonne, also ab 5:45 zunehmender Wirbel, dafür Restaurantschluß 20:30. Immerhin: Es *gibt* Bier auf Hawaii, sogar einheimisches.

3.6.2012 Vulkane

Frühstück 7:30, Abfahrt 8:30

Heute geht es einmal hinauf zum aktiven Vulkan auf Big Island, dem Kilauea. Die Krater-Ringstraße ist leider wegen giftiger Gase seit einigen Jahren im Westen gesperrt, wir können nur bis zum Thomas A. Jaggar Observatory. Immerhin sieht man von dort über die beeindruckende Caldera zum viel kleineren derzeit aktiven Krater.

Anschließend geht es zu einer Zone von Erdspalten, aus denen eingesickertes Oberflächenwasser aus der Tiefe erwärmt wieder als Dampf austritt. Es gibt dort eine seltsam vertrocknet anmutende Nebelwald-Vegetation. Weitergang zu einem Schwefel-Loch und Visitor Center, danach Abstieg in einen jungen Krater.

Spät kommen wir zur lavaüberfluteten Straße an der Küste. Dort gibt es auch rock art, ich kann aber das Alter nicht einschätzen. Wegen Sonnenuntergangs versäumen wir für heute den Besuch des Lava Tunnels.

4.6.2012 Mauna Kea Astronomy Center und Suche nach Beobachtungsplatz

Nach notwendigen Einkäufen für den nächsten Tag (Verpflegung, Batterien für die Teleskope) geht es heute ganz nach oben. Die Saddle Road führt auf etwa 2000m Höhe, dann die Auffahrt zum Visitor Center, das eigentlich fast nur eine Verkaufsbude für T-Shirts, Handschuhe und andere Memorabilien ist. Dort erfahren wir, daß morgen die Auffahrt zum Observatorium auf jeden Fall für Normalsterbliche gesperrt sein wird, auch die Zufahrt zum Visitor Center wird bei zu großem Andrang bereits unten an der Saddle Road dichtgemacht. Die an der Shop-Kasse tätige Studentin klagt, daß sie den morgigen Transit nur vom Hilo Astronomy Center mit Publikum beobachten wird, das heißt wohl auch nur mit Webcams, weil:

"Hilo has only four types of weather:

Wieso wohl in dieser Stadt das Institut für Astronomie steht?

Heute können wir aber nach oben fahren, und obwohl nur für Allradantrieb empfohlen schafft unser Normal-Kleinbus das auch. Oben stehen riesige Kuppeln und andere Schutzbauten für knapp kleinere Teleskope, beeindruckend.

Dafür bläst uns ein Sturm fast wieder runter, es ist also klar, daß - noch dazu mit dem angekündigten Fahrverbot - die Beobachtung am Gipfel für uns nicht in Frage kommt. Leider versäumen wir die Besuchszeit des Keck Visitor Centers knapp!

Beim Visitor Center zurück suchen wir im Gelände. Es geht ja darum, einen Platz mit niedrigem Westhorizont zu finden. Beim Visitor Center verdeckt die Vulkanflanke die Richtung, wo die Sonne zum Austritt der Venus stehen wird. So suchen wir auf der Zufahrtsstraße einen Halt zu finden, und tatsächlich gibt es eine Parkmöglichkeit an der Einfahrt zu einem definitiv nur allradtauglichen Fahrweg. Ein mehrminütiger Fußmarsch auf einen kleinen Sattel überzeugt uns: von da müßt es gehen! Bei der Abfahrt begeistert mich eine irisierende Wolke

und eine plötzlich hereinbrechende Nebelbank.

Aber was tun wenn die Auffahrtsstraße gesperrt würde? Entlang der Saddle Road gibt es einen Truppenübungsplatz, überall mahnen Schilder zum Weiterfahren, hier gibts nichts zu sehen... Außerdem ist die Saddle Road nicht wolkensicher. Hingegen gibt es auf der Südseite eine Zufahrtsstraße zum Mauna Loa Observatory. Der erste Kilometer ist eine Schlaglochpiste wie in Sambia, dann geht es gut. Ein Platz ist bei bereits niedriger Sonne auch bald gefunden, allerdings mitten in einem Lavafeld, was das wohl für Temperatur und Seeing bedeuten mag? Wir werden es um Glück nicht erfahren...

5.6.2012 - Venustransit

Heute ist der Große Tag. Ein übervoll gepackter Bus mit 5 hochmotivierten Beobachtern und ihrer Ausrüstung setzt sich in Bewegung. Wie konnte das alles (ohne Verpflegung) vorher in den Koffern Platz finden?

Wir entscheiden uns in Anbetracht niedriger Wolken über der Saddle Road für den Platz an der Auffahrtstraße zum Mauna Kea. Fußmarsch mit Gepäck, Aufbau im Windschatten eines Busches. Oberflächlich sieht die Vegetation eigentlich aus wie in Namibia, aber es gibt einen Unterschied: dort sind alle Pflanzen im Prinzip dornig, hier hingegen haben Büsche weiche Blätter, und was am Boden in Afrika eine arge Distel wäre, ist hier ein pelzig-weiches Krauthappl. Das ist sehr angenehm, da wir bei 84 Grad Sonnenhöhe ziemliche Verrenkungen anstellen, bis die Sonne im Gesichtsfeld ist. Da helfen Digicams mit Ausklapp-Display, noch habe ich sowas nicht. Meine ausgeborgte Russentonne 10/100cm (Dank an B. Dewath) hatte ich mit einem ND3.8-Baader-Folienfilter auf meine neue NEQ3 montiert. Der helle Filter läßt mich die Sorge um Vibration bei tatsächlich 1/8000s Belichtungszeit vergessen, Seeing-Blasen trüben dennoch die Bilanz. Aber der Liveview ist doch eine Freude beim Scharfstellen. Ich hatte sogar 2 Tage vor der Abfahrt ein Programm gefunden, mit dem ich den LiveView-Stream mit meinem Netbook auf AVI aufzeichnen konnte. Zwischen den 5-Minuten-Sequenzbildern gelangen einige Filmchen, die aber noch nicht ausgewertet sind. Die Sonnenflecken und ein randnahes Fackelgebiet sowie ansatzweise Granulation behübschen das Sonnenbild.

Ich beschließe, das Ende komplett zu filmen, es ist ja für uns nicht wiederholbar. 3. Kontakt sehr schön, doch was ist jetzt? Leider bricht die Aufnahme nach 5 Minuten ab, offenbar eine Beschränkung des LiveView an der Canon 40D? Gut, also 3 Sequenzen...

Ich beobachte am Bildschirm. Was ist da jetzt? Zweige? Da wird doch nicht, neiiiiin! Wohl 3 Minuten vor dem vierten Kontakt geht die Sonne doch hinter den Büschen in der Ferne unter. Nun ja, aus einer zenitalen Sonne läßt sich ohne Hilfsmittel eben schwer der genaue Untergangsplatz feststellen. Immerhin, auch das sah recht nett aus.

Jetzt heißt es rasch einpacken, die Sonne sinkt ja tropisch-rapide unter den Horizont. Abfahrt bereits in der fortgeschrittenen Dämmerung, auch heute fällt mir auf, daß hier 5 Schweigsame unterwegs sind, von der Rückbank dringen sogar Schlafgeräusche.

Wir kommen zu spät für ein Abendessen, können aber mit Restbeständen der Tagesverpflegung und einer Flasche Kalifornischen Weins (Dank an Wolfgang) feiern.

2012-06-06: Übersiedlung nach Kona

Heute fahren wir über die Nord-Straße nach Kona. An der Nordostküste tropische Vegetation, Dschungel, botanische Gärten. Im Nordwesten wenige Minuten später eine riesige Farm, trockene Savannenlandschaft, immer wieder Lavafelder. Nachmittag etwas Erholung.

2012-06-07: Rasttag, Kona

In der Früh belustigen uns Geckos,

wir beobachten sogar einen Insektenfang. Spaziergang durch den Badeort Kona. Wolfgang schlägt vor, am Folgetag einen Kurzbesuch in Pearl Harbor zu tun. Bis auf Robert buchen alle.

2012-06-08: Pearl Harbor

Frühmorgens Taxi zum Flughafen, Honolulu, Taxi nach Pearl Harbor. Besichtigung eines U-Boots (Bowfin), VIP-Tour (Dank an Wolfgang) durch die Innereien inklusive Geschützturm des letzten Schlachtschiffs USS Missouri, an dessen Deck dereinst die Japanische Kapitulation unterzeichnet worden war, und das nach Jahrzehnten der Einmottung für den Golfkrieg gegen Saddam noch einmal modernisiert worden war.

Für das Luftfahrtmuseum blieb da leider zu wenig Zeit, ein kurzer Rundgang mußte reichen, da unsere Tickets für das Arizona-Memorial sonst verfallen wären.

Am Spätnachmittag noch Kurzbesuch im Hafen von Honolulu nebst Besuch eines Bierlokals (nochmal: es GIBT Bier auf Hawaii!). Einmal "hay-fa-VEIT-sen" in einem "European Willi Becher" oder doch eine Kostprobenserie der 5 Sorten?

2012-06-09: Der letze Tag!

Packen, Abfahrt! Heute geht es über die Südroute zurück nach Hilo. Nach einer bemalten Kirche besuchen wir einen heiligen Zufluchtsort der Ureinwohner. Die Fahrt über die Vulkanstraße ermöglicht uns auch noch den Besuch einer Lavaröhre.

Danach geht es ins 'Imiloa Astronomy Center, wo neben moderner Astronomie und Astrophysik auch einheimische Traditionen und die polynesische Seefahrt erklärt werden.

Danach Flughafen, über LA, Washington. DC nach Wien.

Fazit: Eine gut organisierte Reise, Hawaii für eine Woche ist allerdings recht anstrengend, und natürlich ökotechnisch ganz böse. Ich verspreche also, ich mache nie wieder so eine Fernreise zu einem Venustransit! Aber ich freue mich schon auf die Polarlichter nächstes Jahr.


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at