First Run WAA-EQ8

Sophienalpe, 08. 03. 2015

20150308ua17.html

Beobachter / Observer: Alfred Kramberger, Thomas Schröfl u.a.
Datum / Date: 08. 03. 2015
Uhrzeit / Time: 17:00 bis/until 20:30 MEZ
Beobachtungsort / Location: Sophienalpe
Instrument:
Bedingungen / Observing conditions:
Durchsicht / Transparency: gut (2)
Grenzgröße / Limiting magnitude: 4.5
Aufhellung / Light pollution: ausreichend (3)
Seeing: ausreichend (3)
Wind: stark aus/direction NW
Temperatur / Temperature: 5°C
Sonstige Bedingungen / Remarks: unangenehmer, starker und böiger Wind, teilweise hohe Cirren
Abstract:

Report on the first test of the Mount Skywatcher EQ8, belonging to WAA and dedicated for use in the observatory at Hakos/Namibia

Bericht / Report:

Kürzlich wurde im WAA-Vorstand der Beschluss gefasst, uns an einer der beiden neu errichteten Sternwarten in Hakos zu beteiligen und dort unseren schon seit dem Vorjahr auf Hakos befindlichen Deltagraphen zu installieren. Zu diesem Zweck wurde eine Skywatcher EQ8 Montierung angeschafft, die ich am 7.3. bei Teleskop Austria in Empfang nahm.

Vertrauen ist bekanntlich gut, aber Kontrolle besser, und so unternahm ich mit Tommy Nawratil gleich im Geschäft eine erste Funktionskontrolle. Gut so, denn es zeigte sich, dass der Handcontroller einen Fehler hatte und so gleich ausgetauscht werden konnte. Nachdem sich für den Sonntagabend gute Wetterbedingungen abzeichneten, traf sich der bekannte harte Kern der WAA in der hereinbrechenden Dämmerung auf der Sophienalpe, um die Montierung einem ersten Test zu unterziehen, bevor sie ihre Reise nach Namibia antritt.

Während renommiertere und erheblich teurere Markenhersteller ihre Montierungen im Karton ausliefern, erhält man die EQ8 in einer soliden Transportbox mit Rollen; beim Gewicht der Montierung keine unangenehme Sache. Tommy Nawratil hat uns für diesen Test dankenswerter Weise sein Lacerta Hartholzstativ zur Verfügung gestellt. Ich traf mich bereits gegen 17 Uhr mit Alfred, damit wir noch bei Tageslicht aufbauen konnten, denn eine neue Montierung zum ersten Mal bei Dunkelheit aufbauen und in Betrieb nehmen musste nicht unbedingt sein.

Der Montierungskopf alleine, ohne Gegengewichte, wiegt nicht ganz 30kg und kann als gerade noch transportabel bezeichnet werden, doch die Montierung alleine aufzubauen ist nicht unbedingt zu empfehlen. Rasch war die Montierung am Stativ und halbwegs eingenordet. Als Beobachtungsgerät diente mein Zeiss AS 130/1950, den ich vor einigen Wochen durch Zufall gebraucht erstehen konnte und mit dessen Restaurierung bzw. Veredeln ich gerade fertig geworden war (einen gesonderten Bericht über dieses Gerät habe ich in Vorbereitung). Mit ca. 12kg (mit Ausgleichsgewichten 15kg) sollte die Montierung leicht zurecht kommen, auch wenn eine Tubuslänge von fast 2m doch eher ungewöhnlich ist und von daher doch Ansprüche an die Steifigkeit der Montierung stellt.

Die Steuerungssoftware der Montierung brauchte ich nicht wirklich zu lernen, denn sie ist in weiten Bereichen jener meiner Celestron-Montierungen nachempfunden, was kein Wunder ist, wurde doch Celestron vor einigen Jahren von Synta (=Skywatcher) übernommen. Im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man so etwas „Abkupfern“, in der feinen Sprache der Geschäftswelt heißt es Synergien nutzen.

Sobald die ersten Sterne sichtbar wurden, starteten wir ein Two-Star-Alignment, und fortan waren alle angefahrenen Objekte auch im Gesichtsfeld. Mit einem sauberen Alignment mit mehreren Sternen und einer genauen Poljustierung lässt sich die GoTo-Genauigkeit sicher noch um einiges verbessern. Ich hatte am Zeiss das Baader Großfeldbinokular mit zwei TeleVue 8-24mm Zoom-Objektiven montiert. Unser erster Blick galt natürlich Jupiter, ist doch der langbrennweitige Refraktor ein ausgesprochenes Planetengerät. Obwohl das durch den Wind mäßige Seeing Grenzen setzte, ließ sich Jupiter bis gegen 200x sinnvoll vergrößern. Der Zeiss zeichnet ein sehr kontrastreiches und gestochen scharfes Bild. Obwohl der Zeiss von der Abbildungsleistung her „nur“ einem Halb-APO entspricht, konnte ich keinen merkbaren Farbfehler wahrnehmen.

Als es dann vollständig dunkel war, nahm ich noch M42 ins Visier. Obwohl Orion noch östlich des Meridians und somit beeinträchtigt von Wiens Lichtglocke stand, zeigten sich im Bino vor allem bei indirektem Sehen die Randbereiche des Nebels recht deutlich, obwohl ein Öffnungsverhältnis von f15 nicht gerade ideal für Deep-Sky-Beobachtungen ist.

Gegen 20 Uhr ging nicht nur Alfreds Power-Tank, der die Montierung mit Strom versorgte, langsam seinem Ende entgegen, sondern auch unser Wille, der durch den starken Wind besonders unangenehmen Kälte zu widerstehen sank deutlich. So bauten wir ab, denn das wesentliche Ziel, nämlich die Montierung auf ihre Funktionstüchtigkeit hin zu prüfen, hatten wir erfolgreich erreicht. Dankenswerter Weise hat es Gabi Mitschke übernommen, unser Tun auch im Bild festzuhalten, und so können wir auch alle, die nicht persönlich dabei waren, an diesem Ereignis auch bildlich teilhaben lassen. Nochmals ein Dankeschön an Gabi.


Montierungsaufbau unter regem Flugverkehr


„Ho-Ruck“ 2 Meter wollen auf die Montierung gehievt werden


Die EQ8 fertig aufgebaut


Der Polsucher geht nicht wie üblich durch die RA-Achse, sondern wird über einen Winkel angeschraubt.
Er ist ein wirklich feines stück Optik, solide gebaut und sehr gut justierbar.
Damit lässt sich der Pol wirklich finden und nicht nur annähernd erraten.


Montage des Binokulars. Zu beachten die Gegengewichte am Tubusende.
Sie ermöglichen es, den langen Tubus in den Rohrschellen weit nach vorne zu schieben und machen so den Einblick bei steil stehendem Teleskop deutlich angenehmer.


„Worauf ließe sich denn nur scharfstellen???“


Reges astronomisches Treiben in der Abenddämmerung


Jetzt ist wohl jedem klar, warum es „Fernrohr“ heißt


Im Landeanflug unter den Füßen des Himmelsjägers und seines Hundes

Alle Bilder © Gabriele Mitschke


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at