Beobachter / Observer: | Alexander Pikhard | ||||||||||
Datum / Date: | 28. 09. 2015 | ||||||||||
Uhrzeit / Time: | 02:00 bis/until 06:00 MESZ | ||||||||||
Beobachtungsort / Location: | Sofienalpe | ||||||||||
Instrument: | 6" Skywatcher Newton f/5 auf Celestron AVX, Canon EOS 70D | ||||||||||
Bedingungen / Observing conditions: |
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Bericht / Report: |
Diese Totale Mondfinsternis ist ein weiterer astronomischer Höhepunkt dieses Jahres. Und sie wird zum Wetterkrimi. Eine anfangs gute Langzeitprognose wird, je mehr sich das Ereignis nähert, immer schlechter. Inversionsbewölkung wie sie typisch für den Herbst ist könnte zum Spielverderber werden. Da die Finsternis zu einer für mich sehr unfreundlichen Zeit stattfindet, quartiere ich mich im Hotel Sofienalpe ein. Am Abend vor der Finsternis präsentiert sich der Himmel noch sehr unfreundlich:
Doch es besteht Hoffnung. Einige Wettermodelle sagen voraus, dass sich diese Wolkendecke gegen 3 Uhr auflösen wird. Kurz vor zwei Uhr reißt mich der Wecker aus dem kurzen Schlaf. Im Halbschlaf fahre ich die kurze Strecke zum Beobachtungsplatz und sehe den Mond in kleinen Lücken einer ansonsten geschlossenen Wolkendecke. Andere Beobachter sind auch schon da. Es weht ein unangenehmer Nordwind, so dass wir auf dem Parkplatz aufbauen. Und dann passiert es: Es klart auf.
Und da ist der Mond, genau zu dem Zeitpunkt, als die Verfinsterung im Halbschatten mit freiem Auge zu erkennen ist.
Die Finsternis-Detailfotos gewinne ich mit Canon EOS 70D, F=750mm f/5, 400 ISO, und den Belichtungszeiten A = 1/1600s, B = 1/100s, C = 1/10s, D = 1s, E = 3s, F = 6s.
Für diese Zeit an diesem Wochentag sind überraschend viele hierher gekommen und bauen ihre Fernrohre auf.
Die partielle Phase beginnt.
Es hat total aufgeklart.
Alle 5 Minuten nehme ich ein Bild der partiellen Finsternis auf. Hier nicht alle davon:
Der im Halbschatten verfinsterte Mond wird merklich dunkler - das merke ich auch bei Landschaftsaufnahmen, andererseits ist schon eine Verfärbung im Kernschatten zu erkennen. Also HDR.
Wow! Ich erinnere mich an Zeichnungen von Mondfinsternissen aus einem alten Astronomiebuch. Dort wird auch der Rand des Kernschattens blau dargestellt. Erstmals kann ich das im Foto festhalten, HDR macht es möglich.
Die Totalität beginnt.
Unter dem total verfinsterten Mond haben sich jetzt an die 150 Interessierte zur Beobachtung eingefunden. Sie verteilen sich locker über die weitläufige Landschaft, doch der volle Parkplatz ist ein deutliches Indiz.
Abgesehen von horizontnahen Wolken ist der Himmel unglaublich klar, sogar die Milchstraße ist zu sehen - und das bei Vollmond, hihi. Im Osten strahlt Venus.
Die Finsternis ist recht dunkel, so mein Eindruck.
Der total verfinsterte Mond steht in einer sternreichen Gegend im Grenzbereich Fische - Walfisch.
Im Osten ist jetzt auch schon Mars aufgegangen, aber unauffällig.
Die Morgendämmerung hat auch schon begonnen.
Leider werden die Wolken jetzt wieder mehr. Ein letztes Detailfoto knapp vor Ende der Totalität.
Dann zieht es zu.
Aber immerhin. Wir haben die beginnende Habschatten- und partielle Phase sowie praktisch die gesamte Totalität gesehen. Das kann man Wetterglück nennen! Zufrieden wird abgebaut. Bald gibt es im nahe gelegenen Hotel Sophienalpe ein reichhaltiges Frühstücksbuffet vom Feinsten. Toll, was Angi und ihr Team da vorbereitet haben, eigentlich für uns ... Während des Frühstücks wird es hell und mit Sonnenaufgang verschwinden auch wieder die Wolken.
Es war eine ganz besondere Sternstunde. |
Wiener Arbeitsgemeinschaft für
Astronomie. www.waa.at |