Nach einer Pause von zwei Jahren entschlossen wir uns, wieder am Winterferienspiel der Stadt Wien teilzunehmen. Das Programm gab die Natur vor, denn die Sichtbarkeit der drei hellen Planeten Venus, Jupiter und Saturn sowie des Mondes am Abendhimmel sollten Sterngucken zum echten Erlebnis werden lassen. Und im Gegensatz zum Sommer wird es im Winter so früh dunkel, daß auch Familien mit kleineren Kindern den Sternenhimmel ausgiebig genießen können. Wir gingen mit unserer mobilen Volkssternwarte auf Tournee und besuchten je zwei Mal den Donaupark und den Kurpark Oberlaa. |
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Die mobile Sternwarte 29. Dezember 2000 30. Dezember 2000 4. Jänner 2001 5. Jänner 2001 Analyse Zusammenfassung |
Die mobile Volkssternwarte | top |
Das Konzept der mobilen Volkssternwarte sieht vor, mit einer Ausstattung, die durchaus der einer modernen ortsfesten Sternwarte entspricht, praktisch überall hinkommen zu können. Dabei sollte die gesamte Ausrüstung - Fernrohr, Demonstrationsmaterial, Computer - mit möglichst wenigen Fahrzeugen transportiert werden können.
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29. Dezember 2000, Donaupark | top |
Team des Abends: Alexander Pikhard, Vortrag; Anneliese Haika, Betreuung am Fernrohr; Silvia Bäs, Bernhard Dewath und Daniela Pikhard, Assistenten. Um den Jahreswechsel von 2000 auf 2001 - der echten Jahrtausendwende übrigens - können wir am Abendhimmel gleich drei helle Planeten sehen: Venus im Südwesten, Jupiter und Saturn im Osten. Wir können auch verfolgen, wie der Mond an ihnen vorbeizieht und sich seine Lichtgestalt dabei ändert. Wenn wir am 29. Dezember (links) und am 30. Dezember (rechts) zum Himmel blicken, können wir sehen, wie der Mond um die Erde wandert, denn er zieht an der hellen Venus vorbei. Wer ganz genau schaut und die Sternbilder kennt (wir haben den Steinbock eingezeichnet), kann auch sehen, daß auch die Venus langsam vor den Sternen wandert! So verriet es unser Informationsblatt und eine Schautafel in unserem Partyzelt. Doch an diesem Tag hatte das Wetter mit uns kein Einsehen. Dichte Wolken einer herannahenden Störungsfront verhinderten jeden Blick auf die Gestirne. Da es keinen Niederschlag gab, bauten wir die Station dennoch auf. Auch Annelieses C8 kam mit, für den Fall, daß ein Wolkenloch doch den Blick auf den Mond oder den einen oder anderen Planeten freigab. Vergebens... Trotz des Wetters hatte sich aber erfreulich viele Besucher eingefunden, und wir konnten einen interessanten Vortrag halten und einen Blick zum Donauturm anbieten.
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30. Dezember 2000, Kurpark Oberlaa | top |
Team des Abends: Renate Weiland, Vortrag; Alexander Pikhard, Betreuung am Fernrohr und Vortrag; Silvia Bäs, Betreuung am Fernrohr; Andreas Berthold und Daniela Pikhard, Assistenten. Wer hätte das gedacht? Die ganze Nacht und den ganzen Vormittag hindurch Schneefall in Wien, eine leichte Schneedecke hatte sich gebildet, doch am frühen Nachmittag des 30. änderte sich das Wetter. Wir hatten diese Veränderung vorhergesehen und ganz genaue Prognosen vom Wetterdiest der AustroControl (Flugsicherung) eingeholt. Und um 14 Uhr meldete dieser Dienst in Wien noch leichten Schneefall, im westlichen Niederösterreich aber schon Sonnenschein. Gegen 14.30 Uhr klarte der Himmel auf, und wir beschlossen daher, mit der vollen Station inklusive unseres großen 30cm-Spiegelteleskops auszurücken. Es sollte sich lohnen: Nicht nur Mond, Venus, Jupiter und Saturn, sondern auch die Raumstationen ISS und MIR, ein Kosmos- und ein Iridium-Satellit sollten für eine richtige Show am Sternenhimmel sorgen.
Der Beobachtungsabend verlief überaus abwechslungsreich; hier die Chronologie der Ereignisse:
Astronomie kann also durchaus für ein spannendes Abendprogramm sorgen, auch unter freiem Himmel - wenn man die richtige Anleitung erfährt und gleich ein leistungsstarkes Fernrohr dabei ist. Leider waren die Bedingungen für die Beobachtung mit einem Fernrohr nicht ganz so optimal wie für das freie Auge, das Flimmern der unruhigen Erdatmosphäre störte schon sehr. Aber das gemeinsame Erlebnis litt darunter nicht. * Und während dieser Bericht verfaßt wird, wird die Entdeckung von zehn weiteren Jupitermonden bekannt. Also 28... Das ist lebendige Astronomie! |
4. Jänner 2001, Donaupark | top |
Team des Abends: Alexander Pikhard, Vortrag; Anneliese Haika, Betreuung am Fernrohr; Silvia Bäs, Bernhard Dewath, Albert und Gabriele Richter, Assistenten. Hoch im Osten sehen wir die beiden hellen Planeten Jupiter und Saturn. Sie stehen vor den Sternen des Stier, im „goldenen Tor“ zwischen Siebengestirn (Pleiaden) und Regengestirn (Hyaden). Anfang Jänner zieht der zunehmende Mond an ihnen vorbei, und wieder können wir sehen, wie der Mond um die Erde wandert: Links der Himmelsanblick am 4. Jänner, rechts der Anblick am 5. Jänner 2001, jeweils um 17.30 Uhr. Tief in Osten geht gerade das wunderschöne Sternbild Orion auf. Soweit die Beschreibung aus unserem Informationsblatt, doch viel schlecher hätte das Wetter nicht mehr sein können - ohne daß wir den Termin gänzlich absagen hätten müssen. Dichter Nebel, zum Glück kein Nieselregen mehr, aber wiederum keine Chance auf einen Blick zu den Sternen.
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5. Jänner 2001, Kurpark Oberlaa | top |
Team des Abends: Alexander Pikhard, Vortrag; Anneliese Haika, Betreuung am Fernrohr; Silvia Bäs und Bernhard Dewath, Assistenten.
Das Wetter an diesem Tag war zunächst recht heiter; am frühen Nachmittag zogen allerdings dichte Wolken auf, und es sah ganz so aus, als ob wir uns wieder mit dem künstlichen Sternenhimmel (Bild links) begnügen müßten. Doch genau zu Beginn unserer Veranstaltung klarte es noch einmal auf und wir konnten die echten Gestirne bewundern - im rechten Bild von links nach rechts Jupiter, Saturn und Mond, das ganze wieder aus der freien Hand fotografiert.
Hier ein Blick durchs Fernrohr - wir hatten wieder ein kleineres Instrument dabei, da wir gar nicht mehr glaubten, Sterne beobachten zu können. Links der Mond durch dünne Wolken, daher etwas blaß, rechts die strahlend helle Venus - deutlich erkennt man ihre Phase! Diese Aufnahmen entstanden, indem einfach aus der freien Hand durch den Einblick des Fernrohrs mit automatischer Belichtung fotografiert wurde. Natürlich können Astronomen besser fotografieren, aber das kann jeder und so kann man leicht ein Souvenir vom Sterngucken mit nach Hause nehmen!
So wurde der vierte und letzte Tag unserer Aktion doch noch ein Erfolg. Unmittelbar nach dem Abbau unserer Station machten die Wolken wieder dicht. Glück gehört eben auch zum Sterngucken dazu! |
Analyse | top |
Situation am SternenhimmelWenn man eine öffentliche Astronomische Station plant, muß man sich zweier Tatsachen bewußt sein: Erstens haben die meisten Besucher noch nie durch ein Fernrohr durchgeschaut und zweitens ist der Blick durch ein Fernrohr nicht so einfach; Ungeübte können nur die hellsten Gestirne gut im Fernrohr erkennen, und auch da nur die gröbsten Details. Man darf als Astronom daher nie dem Irrtum verfallen, alle sehen die Dinge so wie man selbst; es gehören mehrere Jahre Übung dazu, die feinsten Details und schwächsten Objekte im Fernrohr zu erkennen. Daher war eine wichtige Grundlage das Vorhandensein von hellen, einfach zu beobachtenden Gestirnen. In den Winterferien 2000/2001 war die Situation sehr gut, denn neben dem Mond konnten gleich drei helle Planeten, nämlich Venus, Jupiter und Saturn gezeigt werden.
Unter dieser Voraussetzung war es leicht, Planetengucken im Park als Titel für die Veranstaltung zu wählen. Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine Familienveranstaltung ist, daß die Dunkelheit früh genug einsetzt. In den Winterferien geht die Sonne gegen 16 Uhr unter und um 17 Uhr ist es praktisch völlig dunkel, sodaß der Sternenhimmel ernsthaft beobachtet werden kann. In den Semesterferien ist dies nicht mehr der Fall! Die Dunkelheit setzt Mitte Februar erst gegen 18.30 Uhr ein, was für viele Familien bereits zu spät ist. Im Sommer kommt Sterngucken für Familien eigentlich überhaupt nicht in Frage, da - vor allem auch durch die Sommerzeit - die für astronomisch sinnvolle Beobachten ausreichende Dunkelheit erst gegen 23 Uhr einsetzt! Wettersituation und BesuchIm Gegensatz zum Winterferienspiel vor zwei Jahren, als an zwei Tagen optimale Bedingungen herrschten, war das Winterferienspiel 2000/2001 vom Wetter alles andere als begüstigt:
Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, daß der Erfolg einer astronomischen Abendveranstaltung nicht nur vom Wetter während der Beobachtung, sondern in hohem Maß auch vom Wetter unter Tags abhängt, da das Publikum bereits am Vormittag oder spätestens am Nachmittag das Abendprogramm plant. Dabei wird das Wetter nicht ständig beobachtet, sondern stichprobenartig in der Früh, zu Mittags und nach Feierabend. Interessant auch, daß mit Einbruch der Dunkelheit keine Wetterbeobachtung mehr stattfindet - viele können einen dunkleren Dämmerungshimmel nicht von einem bedeckten Himmel unterscheiden, weil ja in der Stadt ohnedies nur die hellsten Gestirne zu sehen sind (man beachte auch, daß auch in den Medien mit Einbruch der Dunkelheit kein aktueller Wetterbericht die Bewölkung betreffend bekanntgegeben wird). Aus 25 Jahren Erfahrung im astronomischen Volksbildungsbetrieb entstand eine Bewertung, die die Bedingungen untertags und am Abend berücksichtigt und die Erfolgschancen einer Veranstaltung auf einer Skala von 0 = Absage bis 9 = gelungene Veranstaltung zusammenfaßt:
Demnach ergibt sich für das heurige Winterferienspiel die genaue Analyse wie folgt:
(1) Es klarte rund eine Stunde vor Beginn auf, dann Sicht sehr unruhig Es ergibt sich über alle vier Termine ein Schnitt von lediglich 3,25 von möglichen (aber in unseren Breiten unwahrscheinlichen) 9,0. Der Besuch lag insgesamt bei 197, hochgerechnet auf einen Schnitt von 9,0 würde dies 545 ergeben, was dem Ergebnis von 1998/99 (ca. 450) schon recht nahe kommt. Die Station an sich hat also an Attraktivität nicht verloren. DurchführungFernrohre: Es erwies sich als sehr sinnvoll, auf jeden Fall zumindest ein kleineres Fernrohr dabei zu haben. Es kann aufgestellt werden, wenn es keinen Niederschlag gibt. Der Blick durch das Fernrohr, auch wenn es nur auf ein irdisches Ziel ist, ist für Kinder eine Attraktion. An drei Tagen (29. 12., 4. und 5. 1.) kam daher das Celestron-8 zum Einsatz (20 cm Spiegelteleskop). Durch seine geringe Bauhöhe können auch kleine Kinder bequem in das Fernrohr schauen. Nur am 30. 12. gelangte das größere Meade LX-200 zum Einsatz (30 cm Spiegelteleskop), es entspricht in seiner optischen Leistungsfähigkeit den Instrumenten der Wiener Volkssternwarten. Sein Einblick liegt allerdings so hoch, daß wir uns entschlossen, eine kleine Leiter anzuschaffen, damit auch Kinder problemlos durchschauen können. Zelt: Als wichtige Innovation gegenüber früheren derartigen Veranstaltungen stellte sich die Innenbeleuchtung im Zelt heraus; damit kann das Zelt jetzt effektiv als Vortragsraum genützt werden. Sehr helles Licht ist nicht erforderlich, da die Informationstafeln durchwegs groß beschriftet sind. Ein kleines Problem stellt nach wie vor die Verankerung des Zelts auf Asphaltböden dar; vor allem in Oberlaa war dieses Problem akut, da der große Vorplatz des Kurparks keinerlei Wiesen aufweist. Wir verankerten das Zelt an festen Gegenständen wie Blumenkisten, Wegweisern oder dem Parkzaum. Im Donaupark konnte das Zelt leicht im Boden verankert werden. Team: Auffallend und erfreulich, wie gut eingespielt die Teams waren; der Auf- und Abbau der Station dauerte kaum länger als 20 Minuten und während der Veranstaltung gab es erfreulicherweise keinerlei Zwischenfälle. Während drei Personen als Minimalbesetzung gilt, waren wir stets mit vier oder mehr Personen anwesend, was zur Qualität entscheidend beitrug. Telefonkundendienst: Auffallend war, daß es am 30. 12. so gut wie keine Anrufe gab (Wetter im Vorfeld: Schneefall). Eine Bestätigung für obige Theorie (daß am 30. dennoch viele Besucher kamen, lag am Zufall; viele nützen das Ende der Niederschläge für einen Spaziergang und kamen zufällig zu unserer Station). Ansonsten bewährte sich der Telefonkundendienst, die meisten Anrufer wollten sich natürlich über die Wettersituation informieren, einige auch über die Anfahrt. Erkenntnisse: Verbesserungsbedarf besteht beim Einsatz des mobilen Planetariums; der nur rund 30cm kleine Laptop-Bildschirm ist aus größerer Entfernung nicht mehr gut zu erkennen. Wir erwägen die Anschaffung eines Benzin-Aggregats, da damit die Stromversorgung von Teleskopen, Beleuchtung und Computer einfacher wird und bei trockener Witterung auch unser Videoprojektor eingesetzt werden kann - dann sind wir nicht nur mobile Sternwarte, sondern auch Freiluft-Computerplanetarium! |
Zusammenfassung | top |
Die Teilnahme am Winterferienspiel der Stadt Wien mit der Station Sterngucken im Park war trotz schlechter Witterungsbedingungen durchaus nicht erfolglos. Wir konnten das Konzept der mobilen Volkssternwarte nach einer längeren Pause wieder realisieren und weiterentwickeln und haben wertvolle neue Erkenntnisse gewonnen. Wir haben aber vor allem rund 200 Wienerinnen und Wienern, darunter vielen Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, einen Kontakt zur Astronomie verschafft und gezeigt, wie einfach man sich selbst am Himmel zurechtfinden kann - wenn man weiß, wo man nachschaut oder wen man fragen muß. Damit ist zumindest für diese - in Summe kleine, für die Astronomie aber sehr große - Gruppe der Himmel über uns und unsere Stellung im Weltall ins Bewußtsein gerückt. Es mag eine derartige Aktion für einen astronomischen Verein wie die WAA keinen unmittelbaren Nutzen haben; kaum eine Familie, die uns beim Ferienspiel besucht hat, wird spontan bei uns Mitglied werden. Aber auch unsere Zukunft liegt in den Kindern und Jugendlichen von heute. Langfristig ist das Interesse für Astronomie vielleicht doch geweckt worden, und vielleicht gibt's in ein paar Jahren ein paar Amateurastronomen mehr. Und vielleicht ist in dem einen oder der anderen jungen Besucher(in) insgeheim der Wunsch geboren worden, sich einmal der astronomische Forschung widmen zu wollen. Wer weiß ... Aus diesem Grund überlegen wir derzeit, eine Station beim nächsten Sommerferienspiel anzumelden, wenn sich aufgrund der Situation am Taghimmel - eine Beobachtung am Abend kommt wegen der spät einsetzenden Dunkelheit nicht in Frage! - ein sinnvolles Programm zusammenstellen läßt. DanksagungDank an die Stadt Wien/MA13 für die Aufnahme der Station in das Ferienspielprogramm und den Unkostenzuschuß. Dank auch an die WAA-Teams, namentlich: Anneliese Haika für Telefondienst, Transport und Betreuung am Fernrohr; Renate Weiland für Vortrag; Silvia Bäs- Fischlmair, Bernhard Dewath, Andreas Berthold, Albert und Gabriele Richter für Assistenz bei Auf- und Abbau sowie Durchführung der Veranstaltung. Alexander Pikhard |
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