Bericht: |
Ein astronomisch arbeitsintensiver Tag; die dritte Beobachtungsserie heute, doch dieses traumhafte Wetter muß
man einfach ausnützen, nachdem schon untertags ein strahlend tiefblauer Himmel Geschmack auf Astronomie gemacht hat.
Und in der Tat, die Bedingungen waren einmalig, noch nie hatte ich so eine Transparenz auf der Sofienalpe erlebt. Schon in
der Dämmerung Sterne 5mag und Orionnebel ganz deutlich!
Während des Aufbaus noch ein Vorüberflug der Raumstation ISS mit angedocktem Shutte Discovery,
das Gebilde wurde so hell wie Jupiter!
Dann machte ich mich an CCD-Aufnahmen. Eigentlich wollte ich STAR2000 testen, doch leider hatte ich noch nicht jene
Version der Software installiert, die diese Nachführkontrolle auch wirklich unterstützt. Daher mußte ich
mit Nachführproblemen leben, doch mein LX-200 tat ganz brav.
Zunächst kamen Jupiter und Saturn dran, entsprechend kurz belichtet. Brennweite 3 Meter.
Jupiter war hell wie immer, trotz Graufilters nur 1/100 Sekunde Belichtungszeit (weniger geht gar nicht).
Beeindruckend, wie empfindlich schon der Fokussiermodus der Kamera ist: Bei dieser Belichtungszeit konnte ich
an den Jupitermonden scharfstellen! Einige interessante Details sind auf der Aufnahme zu erkennen, visuell mit
14mm Pentax-Okular war etwas mehr drin, aber 100%ig optimal war das Seeing leider nicht. Die sehr hellen Zonen
auf der Nordhalbkugel (unten) und das sehr dunkle NTB kamen aber ebenso gut heraus wie die Verdickung im
NEB. Kurioserweise sollte der GRF im Zentralmeridian stehen, doch weder auf der Aufnahme noch visuell eine
Spur davon.
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Die Jupitermonde boten einen seltsamen Anblick; normalerweise stehen sie nahezu auf einer
Linie, doch diesmal war ein ordentlicher "Knick" in der Reihe, verursacht durch die momentane Öffnung
der Mondbahnen zur Blickrichtung. Nebenstehende Aufnahme ist nur eine andere Ausarbeitung des
obigen Bildes und ist auch mit 1/100 Sekunde und Graufiler belichtet! Beide Aufnahmen sind Ausschnitte
aus dem 752 x 580 Pixel großem Originalbild.
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Saturn war ebenfalls wunderschön, auffällig ein heller Fleck in der ansonsten
dunklen Polkalotte. Deutlich auch die Cassini-Teilung und visuell der C-Ring. Belichtung: 5/100 Sekunden
und Graufilter.
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Die Saturnmonde belichtete ich 15 Sekunden lang. Mit einem Trick - Überlagern von
vier unterschiedlich in Grauwerten skalierten Ebenen dieser einen Aufnahmen - konnte ich nicht weniger
als sieben Monde sichtbar machen: Enceladus (11.7) ganz nahe an der überbelichteten Scheibe
des Rings als kleine Ausbuchtung, Tethys (10.2), Dione (10.4), Rhea (9.7), Titan (8.3), Hyperion (14.2 !!!) und
Iapetus (11.1). Die Positionen habe ich mit Starry Night verifiziert, alle anderen Punkte sind Feldsterne.
Saturn selbst ist auf dieser Aufnahme im Negativ abgebildet und die konzentrischen Ringe außerhalb
des Saturnrings sind Artefakte der Überlagerungsmethode.
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Jetzt ging's los mit Deep Sky; Kommentare zu den Aufnahmen erübrigen sich meist, die Ausarbeitung erfolgte immer
nach dem Schema Hintergrund abziehen, logarithmische Dehnung und dann so lange Kontrasgrenzen verändern, bis
der Anblick paßt, dann (meist) verkleinern und eine unscharfe Maske anbringen. Brennweite verkürzt auf 1890mm.
M42, der Klassiker, links oben M43. Begeistert war ich von den Details zwischen M42 und M43.
Belichtungszeit: 1 Minute. Verkleinert.
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NGC 1977 nördlich von M42. Der ganze Komplex ist für fast 2m Brennweite
zu groß!
Belichtungszeit: 1 Minute. Verkleinert.
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NGC 2261, Hubbles Veränderlicher Nebel im Einhorn. Ein kleines Objekt,
ideal für mein Instrument.
Belichtungszeit: 1 Minute. Ausschnitt.
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M46, der offene Sternhaufen im Achterschiff mit dem planetarischen Nebel NGC 2438.
Belichtungszeit: 30 Sekunden. Verkleinert.
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NGC 2392, der Eskimonebel. 30 Sekunden belichtet. Ausschnitt. Die
Aufnahme zeigt überraschend viel Detail und man kann sogar erahnen,
warum dieses Objekt "Eskimo" oder "Clown" heißt.
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NGC 2903 im Löwen, meine erste Galaxie. Hier war die Durchsicht
wegen Dunstes nicht mehr ganz so gut. 2 Minuten belichtet, verkleinert.
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Fazit: Das nächste Mal unbedingt mit Nachführkorrektur, sonst sind Aufnahmen
ab 30 Sekunden ein Abenteuer (NGC 2903 habe ich mindestens 5 Mal probiert bis zum ersten
brauchbaren Versuch). Die Software habe ich schon installiert. Ein LX-200 führt azimutal montiert eben nur für visuelle
Anwendungen brauchbar nach. Aber ansonsten war es eine sehr schöne Nacht mit
durchaus schönen Erfolgserlebnissen.
Alexander Pikhard |