Name: | Gerhard Bachmayer |
e-Mail: | bgb@aon.at |
Datum: | 11.2. + 16.2.2001 |
Zeit: | 19h - 22h30 |
Ort: | Kaltenleutgeben |
Instrument: | Intes Micro MN76 180mm/F6 |
Bedingungen: | am 11.2. ausgezeichnete Transparenz, spaeter allerdings zunehmend dustig; am 16.2. klar, leichter Dunst. Knapp ueber Gefrierpunkt |
Bericht: | 11. Februar 2001: Der Tag war von einem sattblauen, wolkenlosen Himmel gepraegt und einer Transparenz, wie ich sie schon lange bei uns nicht mehr gesehen hatte. Deshalb beschloss ich die alten Griechen beim Wort zu nehmen, die da behaupteten, dass man Venus muehelos bei Tageslicht am Himmel sehen koennte - bei der damaligen geringen Luftverschmutzung wahrscheinlich durchaus zutreffend. Und um es ganz authentisch zu machen, verzichtete ich auf jegliches optische Hilfsmittel. Um 15h begann ich also die Himmelsregion im Sueden abzusuchen, in der sich der Planet befinden sollte - und tatsaechlich, nach einigen Minuten geduldigen Suchens blieb mein Blick an einem hellen Punkt haengen, Venus war gefunden! Ich war ehrlich ueberracht, wie hell sie selbst bei strahlendem Sonnenschein zu sehen war ( wenn auch bei sehr kontrastreichem Himmel), und immer wieder muehelos zu finden war, sobald man einmal wusste wo man hinzuschauen hatte. Dieses Erfolgserlebnis am Tag versprach einiges fuer den Abend, wo ich dann ab 19h mit meinen Beobachtungen begann. Die Transparenz war anfaenglich sehr gut, die Milchstrasse war ueber Kassiopeia hinaus schwach bis Orion hinein verfolgbar. Spaeter wurde es etwas dunstig. Venus: strahlend hell am Himmel und im Okular. Bei 216x ein schoenes +Kipferl+, wenn auch ein bisschen wabernd und bunt eingerahmt aufgrund atmosphaerischer Turbulenzen. Jupiter: bei ueberrachend passablem Seeing war 216x Vergroesserung durchaus angebracht und viele Details sichtbar. Gegen 21h wurde der GRF erkennbar, der dann um 22h schoen in der Mitte der Planetenscheibe plaziert war. Saturn: hier war bei 216x die Cassini-Teilung auch noch vor dem Planeten erkennbar, A, B und C Ring schoen abgestuft. M42( Orion Nebel): an so einem Abend musste ich einfach wieder einmal dieses Prachtstueck des Winterhimmels eingehen beobachten. Ich begann mit meinem 30mm Widescan ( 36x, 2.3 Grad), worin sich der ganze Nebel schoen eingerahmt praesentierte. Auch ohne Filter waren die Verwirbelungen von leuchtenden Gaswolken und Dunkelwolken schoen erkennbar, die beiden Schwingen waren weit verfolgbar. Mit OIII- Filter war dann der ganze Nebel ueberdeutlich, der Fortsatz der Schwingen um den Nebel herum verfolgbar, bis er sich hinten fast wieder schloss. Bei 216x waren fuenf Sterne im Trapez zu erkennen, der sechste vielleicht andeutungsweise - mehr war seeingbedingt nicht drin. Ich suchte auch noch einige andere alte Bekannte auf: M37 im Fuhrmann: einer der schoensten offenen Sternenhaufen die ich kenne. NGC 2264 ( Weihnachtsbaum - Haufen) im Einhorn: ein offener Sternenhaufen, der seinen Namen zu recht traegt. Von dort ist es nur ein kleiner Schwenk zu NGC 2261 ( Hubbles veraenderlicher Nebel) im Einhorn: ein kleiner, faecherfoermig von R Monocerotis ausgehender Nebel. Erinnert an einen Kometen. NGC 2392 ( Eskimo Nebel) in den Zwillingen: dieser planetarische Nebel faellt durch seine zweischalige Struktur auf, in der sich bei staerkerer Vergroesserung noch etwas mehr an Details feststellen laesst. Ich wollte auch einige neue Objekte kennenlernen und begann mit NGC 1535 in Eridianus: ein planetarischer Nebel, der sich bei 216x als sehr helles, unscharfes Scheibchen im Okular zeigt. NGC 1788 in Orion: kleiner, diffuser Reflexionsnebel, das sich oestlich von TYC 4754-1474-1 erstreckt. Auch direkt sichtbar, indirekt groessere Ausdehnung. Am besten im 19mm Panoptic ( 57x) zu sehen. NGC 2169 in Orion: dieser offene Sternhaufen ist ein Kuriosum, formt er doch die leicht erkennbare Zahl +37+. Dann begann die Transparenz spuerbar nachzulassen, auch der aufgehende Mond machte sich bemerkbar. Da die Planeten um 22h auch schon recht tief standen und daher das Seeing dementsprechen darunter litt, packte ich alles zusammen und beendetet diesen schoenen Beobachtungsabend. 16. Februar 2001: Der Abend war recht klar geworden, deshalb wieder mal ein Grund um das Teleskop nach Sonneuntergang zum Auskuehlen auf die Terrasse zu stellen, sodass ab 19h einem Beobachten nichts mehr im Wege stand. Die Transparenz und das Seeing waren leider nicht so gut wie am 11.2. aber Mag 5.8 Sterne im Zenit waren noch allemal zu erkennen. Zuerst boten allerdings die ISS und das Spaceshuttle +Atlantis+ eine besondere Show, als sie als Tandem ueber den Himmel zogen. Venus: Im Vergleich zum 11.2. ein etwas schlankeres +Kipferl+ Jupiter: hier machte sich das Seeing manchmal etwas unangenehm bemerkbar, in ruhigen Perioden war aber einiges zu erkennen, z.B. eine prominente Girlande, die weit in den aequitorialen Bereich hinein ragte. Ab 20h30 gab+s dann ein astronomisches +Gustostueckerl+ zu bewundern: am Rand des Planeten begann ploetzlich ein +Wimmerl+ zu wachsen - der Mond Europa beendete gerade seinen Transit. Zeitgleich tauchte am anderen Rand der Mondschatten auf der Jupiterscheibe auf, noch dazu fest am Rand des GRF geklebt, dem er brav auf dessen Weg zum Zentralmeridian folgte. Saturn: Die Cassiniteilung deutlich zu sehen, wenn auch das ganze Bild recht unruhig war. In unmittelbarer Umgebung des Planeten waren die Monde Rhea, Dione, Tethys und Titan sichtbar. Um den +Lichtdurchsatz+ zu erhoehen, reduzierte ich versuchsweise die Vergroesserung von 216x auf 90x ( 12mm Radian, 2mm Austrittspupille), und siehe da - Encladus war nun eindeutig zu sehen! Mimas blieb allerdings ausserhalb der Reichweite. Beeindruckt war ich von den vielen Details, die man trotz der - fuer Planeten - geringen Vergroesserung sehen konnte ( der Einfluss des Seeings war natuerlich stark reduziert). Die Cassiniteilung war eine rasiermesserscharfe Trennung, and die Ringschattierungen waren eindeutig zu erkennen, ebenso ein Wolkenband auf dem Planeten. Wie wohl Jupiter bei der Vergroesserung ausschaut? Auch hier war fuer mich ueberraschend viel zu erkennen. Vier Wolkenbaender muehelos zu sehen, auch Europas Schattenwurf als scharfer, winziger Punkt auf der Wolkenoberflaeche. Natuerlich wieder der obligate Blick auf M42, der sich allerdings nicht mehr so schoen wie am 11.2. praesentierte. Rosetten- Nebel im Einhorn: passte schoen ins Gesichtsfeld des Widescan 30mm. Mit OIII-Filter waren ein Halbbogen und zwei kurze Teilboegen erkennbar. M46 + NGC2438 im Schiffskiel: Dieser schoene offene Sternhaufen bietet als Spezialitaet einen planetarischen Nebel als Draufgabe. Ist auch ohne Filter als diffuser Fleck erkennbar, mit Filter springt er einem foermlich entgegen. NGC 2359 ( Enten - Nebel) im grossen Hund: ein fuer mich neues Objekt, recht gross. Im 19mm Panoptic ( 57x) auch ohne Filter ganz schwach erkennbar, mit OIII-Filter deutlichere Struktur in Form einer schwimmenden Ente(?). Zuletzt griff ich noch zum Fernglas ( 10x50) und warf einen Blick auf M44 ( Sternhaufen Krippe) im Krebs, der nur so wirklich zur Geltung kommt und so den Abschluss meiner Beobachtungen bildete. Gerhard Bachmayer
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