Name: Wolfgang Vollmann, Alexander Pikhard
Email: vollmann@ping.at, apikhard@eunet.at
Datum: 28. 3. 2001
Uhrzeit: 11.20 bis 12.40 MESZ
Ort: Urania-Sternwarte
Instrument: Refraktor 15/300cm, Olympus Camedia C-3000
Bedingungen: Leichte Bewölkung, Atmosphäre eiskristallhältig, daher aufgehellt, auch schon erste Pollen. Leichter Wind aus NE, Seeing 2-3.
Bericht:
Fast zwei Wochen lang schlechtes Wetter, und das zu einer Zeit, in der man Venus eigentlich jeden Tag beobachten sollte: Am 30. steht sie in unterer Konjunktion, fast 9° nördlich der Sonne und damit so gut wie selten in dieser Phase. Der Wetterbericht verheißt auch für die kommenden Tage nichts gutes, ein Blick aus dem Fenster und auf das Satellitenbild machen die Sache rasch klar: Jetzt oder nie!
Die Mittagspause wird etwas ausgedehnt und vom nur drei U4-Stationen weit entfernten Büro sind wir rasch auf der Sternwarte - hat doch einen Vorteil, wenn ein gutes Instrument mitten in der Stadt steht!
Sicherheitshalber hatte ich schon in den letzten Tagen immer meine Digitalkamera dabei - damit sich gegebenfalls ein schneller Schnappschuß ausgeht. So werden es zwar keine professionellen Aufnahmen, aber wenigstens wertvolle Erinnerungen.
Venus, 40 Stunden vor der unteren Konjunktion in hoher nördlicher Breite, weit nördlich der Sonne. Das Seeing rüttelt die an der dicksten Stelle am Äquator nur 0,6" (!) dünne Sichel gewaltig durcheinander; Wolfgang berichtet, daß Venus einige Abende zuvor trotz fast einer Bogenminute scheinbarem Durchmesser deutlich geflimmert hat! Ich mache rund 10 Aufnahmen durch das 17,5mm Weitwinkelokular, und die hier abgebildete ist die beste. Belichtungszeit 1/100 Sekunde bei Äquivalent 100 ASA. Bildausschnitt, verkleinert, kontrastverstärkt. Die inhomogene Struktur des Hintergrunds entsteht durch die Aufnahmetechnik. Blickweise glaubten wir, Venus als ganzen Ring zu erkennen. Doch das kann ebenso eine optische Täschung gewesen sein wie der Eindruck, die Venus-Scheibe ist deutlich dunkler als der Himmelshintergrund - was definitiv unmöglich ist, befindet sich doch die Venus weit außerhalb der Erdatmosphäre... |
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Trotz des Seeings noch ein Versuch durch ein 10mm Orthoskop. Visuell eine 300-fache Vergrößerung, und das Auge kann das Seeing kompensieren. Zeitweise erkennt man zwei, drei, vier dünne Sicheln nebeneinander. Wieder einige Aufnahmen, auf einer erkennt man wirklich nur eine einzlne Sichel, die aber durch das Seeing doch etwas deformiert ist. Belichtungszeit wie bei der ersten Aufnahme 1/100 Sekunde bei einem Äquivalent von 100 ASA. Der Rand des Bildes entsteht durch Vignettierung und nicht durch das tatsächliche scheinbare Gesichtsfeld. Die inhomogene Struktur des Himmelshintergrundes entsteht durch Artefakte im Okular und die JPEG-Kompression. Bildausschnitt, verkleinert, kontrastverstärkt. Auch im Sucher erkannten wir bei schwacher Vergrößerung schon deutlich die Sichelform der Venus. Auffinden im Feldstecher gelang nicht. Der Himmelshintergrund war zu hell und es war wegen der Sonnennähe - auch im Schatten - zu gefährlich. Bitte nicht ausprobieren!!! |
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Wir experimentieren mit Filtern. Zunächst scheint ein Orangefilter visuell bessere Ergebnisse zu bringen; ein Eindruck, den nebenstehende Aufnahme (im gleichen Maßstab wie oben) nicht wiedergeben kann - schon gar nicht nach der digitalen Kontrastverstärkung. Die besten Ergebnisse erzielen wir dann mit einem leichten (-2mag) Graufilter, der eine augenschonendere Beobachtung ermöglicht, immerhin ist der Himmelshintergrund recht hell. Venus ist hell genug, um auch mit Filter noch sehr deutlich zu erscheinen. |
Ein AstroAlert am Tag zuvor hatte uns die schon fast in Vergessenheit geratene Sonne wieder ins Gedächtnis zurückgerufen - freisichtiger Sonnenfleck, Relativzahl über 300 - ach ja, wir sollten ja nahe dem Sonnenmaximum sein. Viel hatten wir davon ja noch nicht bemerkt, aber heute ...
So sieht die Sonne in einem Maximumsjahr schon eher aus! 15 bis 16 Fleckengruppen, davon eine ganz deutlich freisichtig, wie der Blick durch einen starken Filter bestätigte. Deutlich erkennt man, wie die Gruppen in zwei parallel zum Sonnenäquator verlaufenden Bändern angeordnet sind - ein deutliches Indiz für das Maximum der Sonnenaktivität und die Zeit danach. Wer ganz genau hinsieht, erkennt auch, daß die beiden Bänder durchgebogen erscheinen: Der Südpol der Sonne (unten) ist uns zugewandt. Die Sonne wurde mittels eines Projektorobjektivs auf die Projektionswand projiziert, Bilddurchmesser rund 75cm, und von dort mit automatischer Belichtung abfotografiert. Das Bild wurde nachträglich entzerrt, kontrastverstärkt und ist hier verkleinert wiedergegeben. Größere unscharfe Flecken entstehen durch Einschlüsse im Strahlengang. |
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Die große Sonnenfleckengruppe #9393 im Detail, aufgenommen von der Projektionsfläche aus ca. 50cm Entfernung. Die körnige Struktur geht auf die Oberfläche der Projektionswand zurück, nicht auf die Granulation der Sonne. Auf der Aufnahme sind erstaunlich viele Details zu erkennen. Diese Aufnahme wurde nicht entzerrt. |
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Noch einmal die große, freisichtige Sonnenfleckengruppen #9393, diesmal mit Makro-Einstellung von der Projektionswand aus wenigen Zentimetern Abstand aufgenommen - immer noch scharf, immer noch kommen neue Details heraus, vor allem einige wunderschöne Lichtbrücken, weiters Feinstrukturen in Form von Filamenten in der Penumbra und am Rand der Umbren. Die körnige Struktur stammt wieder von der Projektionsfläche - kein Wunder bei einer Makroaufnahme! |
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Jetzt noch ein Blick durch den H-Alpha-Filter. Zunächst weit weniger Aktivität als visuell, doch mit Erreichen der optimalen Betriebstemperatur des Filters eigen sich vor allem am westlichen und südlichen Sonnenrand ein paar schöne Protuberanzen. Mit dieser Wellenlänge (656,3nm) hat die Digitalkamera schon zu kämpfen - eine farbechte Wiedergabe ist nicht möglich! Statt in tiefem Purpurrot erscheint alles orange, und auch digitale Tricks helfen da wenig, will man nicht die Protuberanzen violett färben oder den ohnedies schon schwachen Kontrast auf der Sonnenscheibe gänzlich vernichten. Die Aufnahme entstand mit automatischer Belichtung durch das 70mm Mittenzwey-Okular, das Bild der Sonne ist rechts unten vignettiert, da das Instrument auf die Protuberanzen zentriert wurde. |
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Die Protuberanzen am westlichen Sonnenrand im Detail, durch 25mm Orthoskop fotografiert. |
Eine interessante Beobachtung - und praktisch die einzige brauchbare Gelegenheit in dieser so interessanten Sichtbarkeitsphase der Venus.
Alexander Pikhard