Beobachtungswochenende und Marsseminar

20. - 22. April 2001

Zugegebenermaßen macht man sich als Veranstalter eines Beobachtungswochenendes immer Sorgen, wenn das Wetter nicht ganz so paßt und man vielleicht nicht zum Beobachten kommt. Diesmal haben wir uns keine Sorgen ums Beobachten gemacht, wir waren sicher, daß nicht einmal ein kleines Wolkenloch einen Blick zum Himmel zuläßt. Dann gilt die nächste Sorge natürlich, wie schafft man trotz allem eine gute Stimmung, damit sich für alle die Anreise und der Aufenthalt auszahlen? Auch hier machten wir uns weniger Sorgen als sonst, denn immerhin trafen wir uns an diesem Wochenende in Mariazell mit Günther Eder und seinem Astroteam, eigentlich schon eine Garantie für gute Stimmung auch bei schlechtestem Wetter!

Hinzu kam noch erstklassige Unterbringung: Angelika Eder, nicht nur Günthers geduldige Ehefrau sondern seit kurzem auch Leiterin des St. Franziskus-Heims, hatte extra für uns das beachtlich große Haus (wieviele Stockwerke hat es jetzt wirklich...?) aufgesperrt, beheizt und bewirtschaftet. Wir konnten nicht nur komfortabel, sondern auch alle gemeinsam in einem Haus wohnen, und das ist vor allem bei den geselligen Abenden ein unschätzbarer Vorteil!

Und dann hatten wir natürlich auch eines unserer bewährten Seminare - diesmal "Besser beobachten - der Mars" aufs Programm gesetzt, als gemeinsame Veranstaltung von Astroteam Mariazellerland und WAA. Damit war auch ohne echten Sternenhimmel für ein astronomisches Programm gesorgt und die Anreise damit nicht völlig umsonst. Ein Seminar oder zumindest ein astronomisches Rahmenprogramm, das ist das Geheimnis, wie man in unseren Breiten ohne Zittern ein Beobachtungswochenende aufs Programm setzen kann - denn erfahrungsgemäß ist nur eines von drei bis vier geplanten Wochenenden mit schönem Wetter gesegnet.

In bewährter Partnerschaft mit dem Astroteam Mariazellerland konnten wir auch diesmal die gut ausgestattete - und auch beheizbare! - Sternwarte als Veranstaltungsort für unser Seminar wählen. Und wie schon beim letzten Mal, als es um Deep Sky gegangen war, waren alle so zufrieden, daß wir spontan gleich ein weiteres Seminar in unser Programm einschoben: "Besser beobachten - die Sonne" am 18. August, im Rahmen unseres nächsten in Mariazell geplanten Wochenendes. Denn mittlerweile gibt's auch für die Sonnenbeobachtung alles auf der Sternwarte: Objektivfilter, Protuberanzenrohr, H-Alpha-Filter, Herz, was willst du mehr?

Auch wenn's keine astronomischen Beobachtungen gibt: Das Wochenende war ein voller Erfolg und die Stimmung bis zur letzten Minute hervorragend - dazu gehört natürlich von jedem ein Beitrag, daher: Herzlicher Dank an alle Teilnehmer! Neben Mars, Fernrohren und Sternwarten bauen wurden auch viele andere Themen diskutiert wie Lage der Ekliptik am Himmel, Sichtminderung und Astronomie-Reisen. Danke für die vielen tollen Anregungen!

Nochmals besonderen Dank an


Günther Eder für die selbstlose Betreuung auf der Sternwarte und dazu noch für die schon legendäre Unterhaltung fast rund um die Uhr

Angelika Eder für die aufopfernde Betreuung im St. Franziskus-Heim

Vielen Dank, und ich wiederhole meine "Drohung": Wir kommen wieder, und zwar öfter!

Chronologische Zusammenfassung:

Freitag, 19 Uhr

Noch sind nicht alle Teilnehmer eingetroffen, doch nachdem die, die schon da waren, ihr Quartier bezogen hatten, trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen in der (zum Glück nicht weit entfernten) Pizzeria. Hier durften wir auch unseren ersten Seminargast aus Deutschland begrüßen!

Freitag, 22 Uhr

Es schneit zu stark. Wir fahren nicht mehr auf die Sternwarte hinauf. Statt dessen treffen wir uns im Wintergarten des St. Franziskus - Heims. Günther hatte Sterne mitgebracht. Auf einer Flasche mit der verlockenden Aufschrift "Metaxa". Wir bewunderten die Fotodokumentation von der Gründung des Astroteam Mariazellerland und vom Bau der Sternwarte. Nebenbei stellten sich so Fragen ein wie "Wo liegt das 1. Untergeschoß?".

Samstag, 9 Uhr

Es liegt Schnee. Nach dem reichlichen Frühstück befreien wir erst einmal die Autos von der weißen Pracht.

Samstag, 11 Uhr

Wir fahren auf die Sternwarte hinauf. Die Straße ist schneefrei, aber schlammig. Ralley-Stimmung kommt auf. Auf der Sternwarte bewundern wir einmal die Neuerungen bzw. jene, die die Anlage noch gar nicht konnten, alles. Die elektrische Kuppeldrehung ist eine tolle Erleichterung! Durchschauen gab's halt nicht, owohl sich zweimal für rund 5 Sekunden die Sonne schemenhaft durch Wolkenfetzen gezeigt hatte.

Samstag, 13 Uhr

Die meisten fahren in den Ort zum Mittagessen (ja, auch in dieser ruhigen Zeit gibt es Reisebusse...). Einige wenige bleiben auf der Sternwarte, zum Vorbereiten oder einfach zum Fachsimpeln.

Samstag, 15 Uhr

Erster Teil des Mars-Seminars: Wie verläft eine Sichtbarkeitsperiode des Roten Planeten für das freie Auge? Dank Starry Night kann dies sehr anschaulich präsentiert werden.

Samstag, 16.30

Jause. Wir werden verwöhnt: Kaffe und Kuchen im Überfluß. Dazu viel Zeit zum Fachsimpeln. Unser Gast aus Deutschland hat seine Liebe zu Starry Night entdeckt.

Samstag, 17 Uhr

Zweiter Teil des Mars-Seminars: Wie sieht Mars im Fernrohr aus und wann kann man was beobachten? Welche Filter werden benötigt, um welche Details aus der Marsatmosphäre beobachten zu können? Wieder begeistert Starry Night mit der Darstellung des Marsanblicks, auch wenn man die beiden lästigen Monde Phobos und Deimos nicht abschalten kann!

Samstag, 19 Uhr

Abendessen im St. Franziskus-Heim. Die Tafel biegt sich, Angelika und Tochter haben für uns ein dreigängiges Menuü zubereitet! Uff, wer soll das schaffen?

Samstag, 21 Uhr

Wir bauen den Aufenthalts- und Seminarraum des Heims zu einem Kino um. Nach Asteroiden steht noch einmal Mars auf dem Programm, dazu gibt's noch jede Menge Mars-Bilder vom Mars Global Surveyor, und viele interessante Diskussionen.

Sonntag, 9 Uhr

Gemeinsames Frühstück. Und da sich die Sonne noch immer versteckt, reisen wir nach und nach ab.


Igitt! So hatten wir uns das Wetter an diesem Wochenende -- vorgestellt. Der Wetterbericht hatte uns ja gar keine andere Chance gelassen. Und irgendwie war es sogar besser als erwartet ... Na ja, was soll's, in Mariazell wird uns bestimmt nicht langweilig!


Erst einmal abendessen und warten, bis alle angekommen waren. Die Stimmung war bereits, wie erwartet und trotz des schlechten Wetters, gut. Draußen rieselte leise der Schnee...


... und so fuhren wir an diesem Abend nicht mehr auf die Sternwarte hinauf (sicher ist sicher, wir wollten ja auch wieder ins Tal zurück) und verlegten das Fachsimpeln in den Wintergarten des St. Franziskus-Heims. Heimelig!


Am nächsten Morgen. Zuviel getrunken? Nein. Es war in der Tat schlimmer geworden, aber zum Glück nicht so schlimm, daß wir nicht auf die Sternwarte konnten.


Willkommen in Sibirien! Bitte bleiben sie noch so lange angeschnallt, bis wir unsere endgültige Parkposition erreicht und die Maschine vom Eis befreit haben. Nein, so kalt wie es aussieht, war es nicht, dafür sehr naß.


Fernrohre sind zwar nicht zum anschauen, sondern zum durchschauen dar, aber wer sieht sich so eine Maschine nicht gern an und fachsimpelt leidenschaftlich über Details. Am Instrument der Sternwarte hat sich ja einiges getan: Neues Zusatzfernrohr, ST-4 fix installiert, Starlight CCD auch fix vorbereitet - und es gibt eine elektrische Kuppeldrehung!


Jetzt wird's ernst mit "Besser beobachten - der Mars". Neuer Rekordbesuch bei einem unserer Seminare auf der Mariazeller Sternwarte, und noch immer beste Stimmung.


Es geht los. Und draußen in der Küche wird schon Kaffee für die Pause gebraut. Nur eine der zahlreichen liebevollen Dienstleistungen unserer Gastgeber!


Abendessen im St. Franziskus-Heim. Wer denkt, daß das Wochenende damit gelaufen war, irrt. Noch lange saßen wir im Aufenthaltsraum bei Mars-Videos und -Bildern zusammen und diskutierten über dies und das. Auch, ob man auf den Polkappen des Mars Schifahren kann :-) - aber das hatte doch schon Stanislav Lem in einem seiner Romane beschrieben!

Alexander Pikhard