Name: | Alexander Pikhard |
e-Mail: | apikhard@eunet.at |
Datum: | 24. 4. 2001 |
Zeit: | 19.30 bis 23.30 MESZ |
Ort: | Sofienalpe |
Instrument: | 12" Meade LX-200 |
Bedingungen: | Sehr klar und angenehm mild. Durchsicht 1+, Aufhellung 1-2 (erstaunlich für diesen Platz), Seeing allerdings leider nur 3. Fast windstill, keine einzige Wolke. |
Bericht: | Nach langer, langer Zeit endlich wieder einmal beobachten - was für ein Gefühl. Rasch das ganze Equipment zusammengepackt und auf die Sofienalpe. "Höher" hinaus wollte ich gar nicht, vielleicht hat mich auch der Gedanke an schmelzenden Schnee und Morast davon abgehalten. Umso erstaunter war ich, als ich mitten auf der Wiese auf der Sofienalpe eine Aussichtswarte erblicke. Wann wurde die denn gebaut? Bei näherem Hinsehen hat sich diese, nebst etlichen anderen Artefakten, die in der Gegend herumstanden, als Filmkulisse entpuppt! Auf der Sofienalpe wird derzeit eine Folge von "Medicopter" gedreht, zum Glück keine Nachtaufnahmen. Die Dämmerung verbrachte ich mit etwas Startesten und Spiegeljustieren; muß auch sein nach der Winterpause. Dann experimentierte ich noch zwei Stunden mit meinem Star 2000 herum, in der Hoffnung, einmal länger belichtete Aufnahmen zu machen. Ich scheiterte an der Software. Ist öfter abgestürzt und die Ergebnisse waren schlechter als ohne Nachführkontrolle. Heute habe ich um 149 USD AstroArt bestellt. Mit dem Programm sollte es besser gehen - abgesehen von seinen sonstigen Möglichkeiten. So entschloß ich mich, wie in "guten alten" vor-CCD-Zeiten eine visuelle Tour zu machen. Zunächst, weil er so schön im Süden stand, der Löwe. M65, M66 und NGC3628 waren auf einmal im Gesichtsfeld des 40mm Pentax-Okulars zu sehen, wenn auch am Rand. Bei den beiden Galaxien M65 und M66 war der Kern sehr deutlich, fast sternartig, die Hülle diffus und länglich. 3628 erschien diffus und länglich und bei indirektem Sehen konnte ich auch das Staubband erkennen. M95 und M96 waren dagegen eher klein und diffus. Sehr deutlich erschienen M105 und die benachbarte NGC 3384, auch NGC 3389 war gut zu erkennen. In der Jungfrau besuchte ich nur die hellen Galaxien, um festzustellen, daß elliptische Galaxien nicht sehr interessant sind. M84, M86 und M87 waren sehr hell, mit kleinen Kernen und runden diffusen Hüllen, mehr ist ja auch nicht zu erwarten. Dann ein Muß: Nahe dem Zenit M51. Ein Traum! Unschwer waren die Spiralarme zu erkennen, auch die Brücke zur Begleitgalaxie NGC 5195. Und das auf der Sofienalpe. Hätte ich doch höher hinaus sollen? Nebenan versteckten sich ein Vater mit seinem Sohn, die gerade ihr neues Celestron-14 auf Losmandy einweihten. Ich überredete sie zu einem Blick durch mein 40mm Pentax-Okular, die Kombination von C14 mit P40 war äußerst zufriedenstellend - ein Traumanblick! Manchmal dreht man sich zur richtigen Zeit um: Um 23.24 Uhr MESZ erhellt ein -7 mag heller Flare des Satelliten Iridium 70 den südwestlichen Himmel. Den 0 mag hellen Flare wenige Minuten zuvor hatte ich übersehen. Dann zu den Kugelsternhaufen, mit 14mm Pentax. Das Seeing war jetzt viel besser geworden. Schon M3 zeigte nadelfeine Sterne und war bis ins Zentrum hin aufgelöst. Aber dann M13! Der Anblick war es wert, hierhergefahren zu sein. Er läßt sich in Worten nicht mehr beschreiben, minutenlang starre ich in das Okular, versinke. Huch, nicht einschlafen! M92 kann das nicht mehr überbieten. Den Abschluß machen zwei Klassiker: Erst M57, er steht aber noch tief, und dann M104, auch ein prachtvoller Anblick. Es war das Wiedersehen mit dem klassischen Deep Sky-Himmel, bei erstklassigen Bedingungen (und mit einem gut justierten Instrument). Schön. Schade, daß die nächste Kaltfront schon im Anrollen ist ... Alexander Pikhard
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