Beobachtungsbericht

12. Juni 2001

Uhrzeit: 20.00 bis 23.00 UT

Beobachtungsort: Popa Falls Camp, Namibia

Position: 18° 07' 16,6" S, 21° 35' 00,9", 990m

Instrumente: 3" Bresser Newton, 10" Meade LX-200, 12,5" Potaball, diverse andere, diverse Feldstecher

Bedingungen: Durchsicht 1+++, Aufhellung 1+++, Seeing 1-2, später Mondlicht

Heute beobachten alle. Kein Wunder, denn zum ersten Mal haben wir einen völlig dunkel Beobachtungsplatz nahe dem Ufer des Kavango im festen Sand. Nur einige weniger Lichter hat unser Camp, und die verschwinden hinter den dichten Bäumen des Uferwaldes. Schlangen? Doch nicht jetzt! Es ist angenehm kühl, sicher nur um die 10°C, allerdings auch sehr feucht. Einige Instrumente brauchen erstmals auf dieser Tour eine Taukappe.

Wir können es nicht erwarten und bauen schon vor dem Abendessen auf. Wolfgang hat mit seinem 10" LX-200 die meiste Arbeit (er braucht unseren Chevy als Stromversorgung; Treppenwitz: Am nächsten Tag entdecken wir, daß es auf diesem Platz sogar Steckdosen gegeben hätte!). Auch Gerhard hat viel zu tun mit seinem 12,5" Portaball, dann kommen die kleineren Celestrons, Meades und andere auf parallaktischen Montierungen. Und dann kommt Doris lächelnd daher, ihren 3" Bresser locker zwischen zwei Fingern, stellt ihn auf und beobachtet...

Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten wie Schildwolke, M24, die beiden hellen Haufen M6 und M7, die Haufen und Nebel im Süden des Skorpions vor der Abbiegung zum Stachel, der Kohlensack, das Schatzkästchen, Omega Centauri, die Eta Carinae-Nebel, NGC 3532, IC 2602 und unterhalb des "falschen Kreuz" NGC 2516. All das auf stockdunklem Himmel. Und Mars in Oppostion. Im Zenit ...

Vor allem im Bereich Schütze/Skorpion und Zentraur/Crux/Carina ist die Milchstraße extrem strukturiert. Deutlich erkennt man den breiten Ausläufer, der von Norden in den Ophiuchus hineinragt, ein weiterer ragt von Süden in den Ophiuchus hinein, ein weiterer durch Zentaur und Lupus. Im Bereich des Zentrums dichte Dunkelwolken, doch man kann die enorme Breite des zentralen "Bulge" erahnen. So weit ausladend sieht man die Milchstraße bei uns nie.

Ich entdecke ein faszinierendes Phänomen: Das "Schattenkreuz": Die drei mit freiem Auge gut sichtbaren Deep Sky-Objekte NGC 3532, Eta Carinae und IC 2602 bilden eine Formation, die in Größe und Anordnung exakt jener von Alpha, Beta und Gamma Crucis entspricht, nur um die Längsachse gespiegelt!

Nach dem Abendessen geht es so richtig los. Gut adjustiert und mit allem Zubehör bei der Hand steht einer erfolgreichen Beobachtung fast nichts mehr im Weg (ehrlich, ich genieße es, einmal kein eigenes Instrument mit dabei zu haben, sondern nur mit Zubehör, Rat und Tat zur Seite zu stehen - und natürlich überall durchzuschauen).

Wir üben uns an ein paar helleren Objekten. M7 sieht im 3" mit 21mm Pentax wie ein kleines Strichmännchen aus! NGC 3532 ist ein traumhaft reicher Haufen als hellen Sternen, groß, locker, reich, mit einem in allen Instrumenten deutlich sichtbaren sternarmen Streifen in der Mitte. IC 2602, die "südlichen Pleiaden", füllen schon im 21mm Okulart das Gesichtsfeld aus, sind heute aber hell und brilliant.

Wiederum sind Vergleiche zwischen Doris' 3" Newton und Gerhards Portaball angesagt, doch diesmal mit teils anderen Objekten. Außerdem rückt Gerhard diesmal nicht nur mit seinem 19mm Panoptik an, sondern auch einem 7mm Nagler, was eine rund 200-fache Vergrößerung ergibt.

Eta Carinae ist schon im 3" ein trumhafter Anblick, voll mit Dunkelwolken durchzogen, von denen das "Schlüsselloch" am auffälligsten ist. So weit ausladend und reich strukturiert ist sonst kein Nebelgebiet in unserer Milchstraße. Im Portaball geht Gerhard den bipolaren Nebel mit 200-fach an und jetzt erkennt man nicht nur die beiden "Lobes", die sich zu beiden Seiten des Nebels in knalligem Orange erstrecken, man sieht auch, daß sie unterschiedlich große sind.

Omega Centauri ist der nächste Highlight. In Doris' Newton und Roberts NexStar (beide 3") erkennt man heute nicht nur am Rand Sterne, sondern auch bis zur Mitte hin. Ich welchsle vom 21mm auf ein 14mm Pentax, jetzt macht Omega rund ein halbes Gesichtsfeld aus und das feine Muster von schwachen Sternen vor der diffusen Kernregion kommt sehr deutlich heraus. Dieses feine Muster wird im Portaball zu einem unheimlichen Gebilde aus deutlich rötlichen Sternen, die vor einer ins bläuliche tendierenden diffusen Scheibe scheinbar ein komplexes Netz bilden. Je länger ich durch das Okular blicke, desto wirrer werden diese Strukturen, desto unwirklicher sieht dieses traumhafte Deep Sky-Objekt. Vielleicht ist es der Reiz des Fremden, doch selbst wenn ich die Sache objektiv angehe, von ästhetischen Reiz ist Omega Centauri das schönste Deep Sky-Objekt am Himmel! Faszinierend.

Als Vergleich dient heute NGC6752 im Pfau (Pavo). Im 3" sehr hell und sehr konzentriert mit einem fast sternartigen Kern und einer ganz langsam auslaufenden diffusen Hülle. Am Rand gut aufgelöst und in der Mitte einige hellere Sterne. Im Portaball ist der Haufen natürlich bis zur Mitte hin aufgelöst und man erkennt den sehr konzentrierten Kern, um den einige helle rötliche Sterne stehen und der auch eigenartigerweise etwas exzentrisch liegt.

Mars ist in allen Instrumenten zunächst einmal zu hell, sodaß wir zu Filtern greifen. Mit einem Graufilter erkennt man im Portaball deutlich eine Polkappe, um die ein extrem deutliches sehr dunkles Gebiet liegt. Der Rest der Scheibe ist eintönig rot ohne nennenswerte Details. Die uninteressante Seite des Planeten eben, oder ist es doch ein globaler Staubsturm? Ich mache durch Gerhards Portaball mit dem 7mm Nagler einige Instant-Aufnahmen mit der Digitalkamera - mit stehendem Rohr, ohne Nachführung!!!


Mars in Opposition, ohne Nachführung durch einen Dobson! 1/50s bei Äquivalent 100 ASA.

Schließlich noch eine Aufnahme des Mondes durch Doris' Newton - auch nicht nachgeführt, auch instant.


Mond, durch 3" Newton, F=700mm, 21mm Pentax, Olympus Camedia C-3000


APi (ed.) und zahlreiche Beobachter
 
 
 

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